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Feind aus der Vergangenheit

Feind aus der Vergangenheit

Titel: Feind aus der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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dickliche Typ konnte durchaus der Entführer sein.
    Tim hatte eben telefoniert aus
der Telefonzelle dort, hatte Karin verständigt — und da kam sie auch schon.
Jedenfalls hielt ein Taxi vor ihm; und Susannes Freundin stieg aus.
    „Ja, Tim?“ Ihre Lider
flatterten vor Aufregung.
    „Ich glaube, Haruschner hat
sich mit dem Typ getroffen, den er eigentlich zeichnen sollte. Den er aber
trefflich verfremdet hat. Wir müssen sicher sein, Karin. Bitte, fahr zum
Bahnhof und hol die Valeska her. Wenn sie den Dicken wiedererkennt, dann stimmt
meine Überlegung — und wir können zugreifen.“
    „Das... das traue ich mich
nicht.“
    „Was?“
    „Wegen diesem Leo. Vor dir hat
er Angst. Aber wenn ich jetzt komme... der schlägt mich.“
    Tim zögerte. Dann: „Also gut!
Du bleibst hier und beobachtest die beiden. Laß dich nicht sehen. Bleib hinter
der Litfaßsäule. Ich bin gleich zurück.“
    Er sprang ins Taxi. Mit Geld
war er wieder versorgt. Karin hatte ihn ausgestattet.
    „Zum Hauptbahnhof. Wir holen
jemanden ab und fahren wieder hierher.“
    Der Fahrer grunzte zustimmend.
    Hoffentlich sind die beiden
noch da, überlegte Tim. Sonst... Macht nichts. Die Polizei hat Valeskas
Adresse.
    Er hatte Glück. Das
Schmuddel-Pärchen hockte auf der Brüstung der Steintreppe, trank gemeinsam aus
einer Bierflasche und futterte Pommes aus einer Tüte.
    Tim erklärte dem Mädchen, wozu
es gebraucht wurde, und Valeska war bereitwillig wie immer.
    „Heh!“ grölte Leo. „Wird das
zur Gewohnheit? Wer ist denn ihr Macker? Du oder ich?“
    Vor dieser Möglichkeit, dachte
Tim, bewahre mich die menschliche Vernunft. Aber er erwiderte nichts. Mädchen
zu kränken, ist nicht sein Stil. Lind in dieser Situation wäre es geradezu
blödsinnig gewesen.
    Sie fuhren zurück.
    Karin stand nicht mehr hinter
der Litfaßsäule, sondern am Bordsteinrand, ließ die Schultern hängen und trug
den Ausdruck von Verzweiflung dicker als Schminke auf dem Gesicht.
    „Da ist was fehlgelaufen, Tim.
Vielleicht haben sie mich bemerkt. Ich sah, wie der Dicke nach hinten ging im
Café — zu den Toiletten. Aber er ist nicht zurückgekommen. Dann hat Haruschner
bezahlt und das Café verlassen. Er stieg in einen Wagen und fuhr weg.“
    Tim fluchte, knallte die Faust
in die Handfläche und entlud seinen Zorn mit einem Karatetritt gegen die
Litfaßsäule.
    Cool bleiben! befahl er sich
dann. Und klar denken!
    Er lief ins Café und gleich zu
den Herren-Toiletten, was ihm vorwurfsvolle Blicke eintrug von der blonden
Bedienung.
    Ja, es gab einen Ausgang zum
Hof. Der war umstanden von Mauern. Aber wer zum Nachbarn hinüber kletterte, der
konnte türmen ohne Schwierigkeiten. Um eine Zeche zu prellen, tat man das
sicherlich nicht. Aber hier ging’s um Schlimmeres; das hatten sich die beiden
zusammengereimt, Haruschner und der Dicke, als sie Karin bemerkt hatten. Sie
mußten sie bemerkt haben. Eine andere Erklärung gab’s nicht. Oder doch? War nicht
Karin, sondern Tim bemerkt worden?
     
    *
     
    Wann habe ich mich schon mal so
elend gefühlt, dachte der TKKG-Häuptling, so elend wie jetzt?
    Er konnte sich nicht entsinnen.
    Ein milder Abend. Mit langen
Schatten, aber der Himmel war noch hoch und blau.
    In Karins Wohnung brannte
nirgendwo Licht. Tim und die junge Lehrerin saßen im Halbdunkel. Es wäre Zeit
gewesen zum Abendessen. Aber keiner hätte einen Bissen heruntergebracht.
    „Ich werde wahnsinnig.“ Tim
sprang auf. „Verdammt zum Nichtstun. Warten! Worauf? Was ist mit Mutti? Was
machen die Kerle mit ihr? Und dieser Inspektor Havliczek behandelt seinen
Haruschner sicherlich wie ein rohes Ei, zieht erst die Samthandschuhe an.“
    „Tim, bis jetzt ist alles
Vermutung. Wir haben keine Beweise. Irgendein Dicker muß ja nicht der Dicke
sein, der Susanne entführt hat.“
    „Und warum türmt er dann über
den Hinterhof?“
    Sie waren vorhin sofort zur
Gendarmerie gegangen und hatten den Diensthabenden von der Nachtschicht
informiert. Der holte Havliczek aus seinem wohlverdienten Feierabend, denn Tims
Anwürfe waren zu ungeheuerlich.
    Haruschner sollte befragt
werden.
    Tim wäre gern dabei gewesen.
Doch das ließ man nicht zu.
    „Ziellos suchen nach Mutti“,
sagte er, „kann ich nicht. Wäre total sinnlos. Diese Stadt ist zu groß. Ich
    Er stockte. Das Telefon hatte
geklingelt. Er nahm den Hörer ab und meldete sich.
    „Hier Havliczek“, sagte der
Inspektor. „Ich bin völlig schockiert. Wer hätte das für möglich gehalten!“
    Tim fühlte Schmetterlinge

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