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Feind aus der Vergangenheit

Feind aus der Vergangenheit

Titel: Feind aus der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Dienstgrad er hatte.
    Erst hatte er rumgetan mit
Schablonen — nach Angaben des bunthaarigen Mädchens. Aber dieses Verfahren
brachte nichts. Oder es fehlten die Schablonen für fette, teigige Gesichtszüge.
Jedenfalls bediente sich Haruschner nun nur noch des Zeichenstiftes.
    Valeska schüttelte heftig den
Kopf. „Nein, breiter! Die Nase ist breiter. Ein bißchen wie bei einem... ja,
bei einem Walroß. Und andere Augen! Kleiner, blinzelig, so mit Fettwülsten drum
herum.“

    Haruschner nickte. Und
schwitzte.
    Sein Bleistift huschte übers
Papier. Ein Porträt entstand, nahm allmählich Konturen an: das Gesicht des
Ganoven.
    Aber das Mädchen war nicht
zufrieden.
    „Schief ist der Mund! Ich sage
es doch dauernd. Das habe ich genau gesehen. Weil ich ihn von vorn sah, den
Typ. Die Mundwinkel nach unten, bitte — ja, so. Der linke. Der andere gerade.
Oder etwas nach oben.“
    Haruschners Bleistift schien
nicht zu gehorchen. Nur widerwillig folgte er Valeskas Angaben.
    Verdammt! dachte Tim. Wieso
stellt der Mann sich so blöd an?
    Eben noch war Haruschner gelobt
worden, von Inspektor Havliczek, seinem Chef. Haruschner gehöre zu den wenigen
Polizeizeichnern, die notfalls auskämen ohne Computertechnologie. Nicht
elektronisch erzeugte Phantombilder wären seine Spezialität, sondern
Bleistiftskizzen. Das gäbe auch Spielraum für die Phantasie des Betrachters.
    „So?“ fragte Haruschner.
    Valeska verzog ihr mopsiges
Gesicht. „Sehr ähnlich ist er nicht.“
    Inspektor Havliczek sah
Haruschner über die Schulter. „Wieso klappt es nicht? Das Mädchen beschreibt
doch sehr gut.“
    Haruschner wischte sich über
die schweißnasse Stirn. „Bin irgendwie abgespannt heute.“
    Alle betrachteten das
Phantombild.
    Hm! dachte Tim. Valeska hat
sich Mühe gegeben, Haruschner nicht. Warum nicht? Mann, ist der Typ bleich. Und
die Schweißtröpfchen auf der Stirn! Was stimmt denn da nicht?
     
    *
     
    Sie trafen sich in einem
kleinen Café, setzten sich an einen Zweiertisch in der Ecke und bestellten,
bevor sie redeten.
    „Hallo, Gert!“ sagte
Spähtvolger, auch Mehlspeise genannt. „Du hast mir ausrichten lassen, daß du
mich sprechen willst.“
    Gert Haruschner nickte. Er
hatte in der WEINREBE angerufen, einer Tagesbar, und dem Wirt die Nachricht
aufgetragen. Mehlspeise kam täglich dorthin. Die Bar war sein Wohnzimmer. In
der Bar konnte man ihn erreichen. Seine wirkliche Adresse wußte niemand. Die
vertraute Mehlspeise nur seinem Komplicen Korf an, aber auf keinen Fall seinem
Schwager, dem Polizeizeichner Haruschner.
    Eigentlich waren sie nicht mehr
verwandt. Denn Sofie, Haruschners Schwester und Spähtvolgers Frau, hatte vor
zwei Jahren einen tödlichen Unfall erlitten. Seitdem betrachtete der Ganove die
Verwandtschaft als aufgelöst.
    Haruschner starrte ihm in die
Augen. „Bist du wahnsinnig geworden? Du hast eine Frau entführt. Und
wahrscheinlich bist du beteiligt an dem Banküberfall von heute morgen.“
    Mehlspeise öffnete den Mund.
Der Impuls war zu leugnen. Aber dann besann sich der Kerl.
    „Ich... wollte es eigentlich
nicht.“
    „Was wolltest du nicht?“
    „Gert! Ich bin seit drei Jahren
arbeitslos. Ich bin fertig. Ich wollte endlich wieder ein paar Mark in der Hand
haben. Nicht immer angewiesen sein auf Unterstützung.“
    Mit gesenktem Kopf, die
Pupillen verdreht, sah er den Polizeizeichner an. Wirkte das Gejaule, die
Mitleidstour? Fiel der darauf rein.
    „Und deshalb machst du mit?“
    „Es ging nicht anders.“
    „Und hast die Frau dann
entführt. Wo ist sie? Wie heißt dein Komplice?“
    „Das... kann ich nicht
verraten.“
    Haruschner lachte auf. „Du mußt
tatsächlich wahnsinnig sein. Erwartest du, daß ich dich schütze?“
    „Du hast mich erkannt — nach
einer Zeugenbeschreibung?“
    „Das Mädchen vom Bahnhof
beschreibt dich computergenau. Und ich habe mir die Finger verbogen, um dein
Porträt zu versauen.“
    „Ein Phantombild?“
    „Morgen in allen Zeitungen. Von
dir und vom Bankräuber.“ Er preßte die Lippen aufeinander, ehe er weitersprach.
„Was ist mit der Beute?“
    „War ja nicht der Rede wert.
Die hat der... äh... der andere.“

7. Trost von Gaby
     
    Tim stand auf der anderen Seite
der Straße. Es war später Nachmittag, Dienstschluß bei der Polizei. Der
TKKG-Häuptling hatte gelauert vor der Dienststelle und war Haruschner dann
gefolgt, instinktiv. Der Mann verbarg etwas. Das war klar. Schützte er den
Täter?
    Jetzt saßen die beiden dort
drüben im Café, und der

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