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Feind aus der Vergangenheit

Feind aus der Vergangenheit

Titel: Feind aus der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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und zieht sich die Strumpfmaske — immer schön abgewandt — über den
Kopf. Der abgetrennte Arm — du ahnst es — war Teil einer Schaufensterpuppe. Ist
ein Trick, was? Wie’s weiterging, kannst du dir denken.“
    Tim nickte.
    „Nachdem sie uns hier
angebunden hatten“, ergänzte Diethelm, „hörten wir, wie sie abfuhren. Drei
Wagen. Weiter vorn auf der Straße. Drei! Ich meine, ein Mercedes war dabei.“
    „Unsere Revolver haben sie
mitgenommen“, jammerte der blonde Börn, als wäre das der schlimmste Verlust.
    „Kennt einer von euch einen
gewissen Otto Paluschke?“ fragte Tim und berührte das lederne Schlüsseletui in
seiner Tasche.
    Börn schüttelte den Kopf. Auch
Diethelm verneinte.
    „Wenn ihr keinen zweiten
Zündschlüssel habt, müßt ihr warten, bis die Polizei anrückt. Ich renne nach
Rödlkamp. Wann war der Überfall?“
    Beide sahen auf die Armbanduhr.
    „Etwa vor zwei Stunden“, meinte
Börn.
    „Haben die drei was gesagt?“
    „Haben sie. Es sei ein Überfall
der Neroisten. Terroristen sind das, soviel ich weiß.“
    Da wird ja der Hund in der
Pfanne verrückt, dachte Tim. Neroisten also auch hier. Inspektor Havliczek hat
recht. Offenbar hat Nero sein Netz über ganz Europa gelegt. Und die zwei
Alt-Bomber in ihrer Rostlaube? Besteht da Zusammenhang? Oder eher ein Zufall?
    „Ich zische los“, sagte Tim.
„Kommissar Glockner wird sich freuen.“

13. Wo sind die Schlüssel?
     
    Die Herbstsonne beglänzte die
Landschaft. In Wexenstein leuchtete sie heute besonders hell. Zumindest für
einen der Einwohner.
    Otto Paluschke mußte sich
eisern beherrschen. Sonst wäre er aus Übermut im Zickzack gefahren. War das ein
Gefühl! Mit 600 000 DM im Kofferraum. Und dabei handelte es sich nur um die
Hälfte der Beute. Die andere Hälfte wurde von Norbert Trensl in Sicherheit
gebracht.
    Trensl und Karl-Erich Flühm
waren seine — Paluschkes — Komplicen: harte, zuverlässige Jungs, mit denen man
Pferde stehlen konnte — und größere Geldbeträge.
    Nimm dich zusammen, Otto!
befahl sich Paluschke. Bleib unauffällig. Darauf kommt’s jetzt an.
    Er war ein langer Kerl mit Knubbelnase
und engstehenden Augen. Zu seinem größten Vergnügen gehörte es, rosé-farbene
Oberhemden zu tragen. Und dazu passende Socken, also auch in Rose.
    Langsam rollte der Wagen durch
den Roedenheimer Weg. Paluschke hielt neben seinem Haus, zog den Zündschlüssel
ab, blieb aber sitzen.
    Indem er nach beiden Seiten
äugte und in den Rückspiegel, überprüfte er die Umgebung.
    Es gab keine unmittelbaren
Nachbarn. Die Straße endete hier. Hinter dem Haus — einem altersschwachen
Gebäude — wuchsen Buchen. Ihre Zweige berührten den Balkon.
    Niemand war in der Nähe
Paluschke stieg aus, lief um den Wagen herum und holte den Seesack aus dem
Kofferraum.
    Der Seesack zerrte ihm den Arm
lang, war nicht leicht, enthielt eine Geldbox der SAFETY-GmbH und fünf
Handfeuerwaffen: die beiden Revolver der Geldtransport-Fahrer und die drei
Pistolen, die Paluschke, Trensl und Flühm benutzt hatten.
    Die Schießeisen klirrten, als
Paluschke den Seesack schulterte.
    Vor dem Haus verlief eine
Veranda. Er achtete darauf, daß er das Geländer nicht berührte. Es war frisch
gestrichen.
    Auch den Fensterrahmen und der
Eingangstür hatte er heute vormittag einen kleidsamen Anstrich verpaßt —
nämlich in Hellblau. Erst nach innerem Ringen fiel die Entscheidung für diese
Farbe. Rosé, rosa, altrosa, — das war nun mal sein Augenschmaus.
    Vor der Tür griff die rechte
Hand in die Hosentasche. Und suchte vergebens.
    Paluschke wechselte den Sack
auf die andere Schulter, griff in die linke Tasche und fand den Autoschlüssel.
    Aber wo, zum Teufel, war das
Schlüsselbund?
    Während er alle Taschen
abklopfte, stieg Nervosität in ihm auf. Die Jubelstimmung ließ nach. Sodbrennen
füllte den Schlund.
    „Verdammt! Wo...“

    Plötzlich wußte er’s. Und die
Erkenntnis traf ihn wie ein verirrter Diskus am Ende seiner Flugbahn.
    Nein! dachte er. Doch! Ich
glaube, ich erfriere.
    Er wußte es. Vorhin, als er den
zweiten Wachmann aus dem Wagen zerrte — den kahlköpfigen — vorhin, als er
diesen zitternden Geld-Chauffeur zu Boden stieß und sich über ihn bückte — da
hatte es kling-klang gemacht.
    Ein metallisches Geräusch, als
fiele was auf die Straße.
    Sofort hatte sich sein Blick
abwärts gerichtet und den brüchigen Asphalt abgesucht. Aber da war nichts
gewesen.
    Natürlich nicht! erkannte er
jetzt. Die verdammte Maske! Die engen

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