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Feind aus der Vergangenheit

Feind aus der Vergangenheit

Titel: Feind aus der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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hatten: ein Natur-Verhau.
    Herbst! dachte Tim. Nachts ist
es schon kalt, und der Tau legt sich dick auf die Wiesen.
    Er joggte die Landstraße
entlang und bog dann ab auf einen Waldweg, die kürzeste Verbindung zwischen
hier und Rödlkamp. Man spart zwei Kilometer.
    Tim stoppte, stoppte so
plötzlich, als wäre er gegen ein Hindernis geprallt.
    Aber das Hindernis wartete etwa
20 Meter entfernt: ein grüner Panzerwagen. Ein Geldtransporter, die Hecktür
geöffnet.
    Er konnte in den leeren
Laderaum sehen. Der besaß keine Fenster, aber sichere Stahlwände.
    Vom Sehen kannte der Anführer
der TKKG-Bande das Fahrzeug. Bisweilen rollte es zwischen der Großstadt und der
ländlichen Umgebung herum, immer besetzt mit zwei bewaffneten Fahrern: ein
Wagen der Firma SAFETY-GmbH.
    Tim verharrte. Ohne sich zu
rühren, suchte er die Büsche zu beiden Seiten mit Blicken ab. Hinter den
Büschen ragte der Mischwald auf: Fichten, Buchen, Eichen.
    Tim hörte Vogelstimmen. Und der
Wind raschelte mit den Blättern.
    Ein offener Geldtransporter!
Hier! Das sah nach Überfall aus. Oder sollte der Wagen nur auslüften — in
freier Natur? Wohl kaum.
    Er lief hin, sah hinein,
entdeckte nichts Neues und lief weiter zur Fahrertür.
    Bot sich gleich der Anblick
eines Toten — oder zweier Toter?
    Die Fahrertür stand spaltbreit
offen.
    Tim spähte durch die Scheibe
aus Panzerglas.
    Leer. Kein Zündschlüssel
steckte.
    Beim nächsten Schritt stieß
Tims Fuß gegen etwas, das klirrte.
    Ein Schlüsselbund lag auf dem
Boden: ein Stahlring mit zwei Sicherheitsschlüsseln. Der Ring hing an einem
braunen Lederetui, das sich aufklappen und mit einem Druckknopf verschließen
ließ. Jetzt war es aufgeklappt. Innen auf dem Leder hatte der Eigentümer mit
Kugelschreiber seine Adresse vermerkt.
    Otto Paluschke — las Tim, als
er den Fund in der Hand hielt — Wexenstein, Roedenheimer Weg 11.
    Gehörte das einem der Fahrer?
    Auf der Rückseite des Etuis
befand sich ein hellblauer Farbklecks. Ziemlich frisch sah der aus. Nach einer
Seite verlief er in dünner Schicht, als sei das Etui an blauer Farbe
entlanggestreift.
    Tim schob’s in die Tasche und
ging um den Wagen herum.
    Ein schulterbreiter Pfad — wohl
ein Wildwechsel — schnitt zwischen Holunder-Büschen eine Schneise. Kleine Äste
waren geknickt. Zertretene Holunderbeeren lagen auf dem Boden.
    Tim zwängte sich durch. Eine
Minute später fand er die Fahrer.
    Sie lebten. Gott sei Dank!
    Der Blonde war an eine schlanke
Fichte gefesselt. Hinter dem Stamm hatte man ihm die Hände zusammengebunden —
wie dem anderen, einem Mittdreißiger, der kaum noch Haare hatte und schlaff an
einem Bergahorn lehnte. Fußfesseln sorgten bei beiden für engen Kontakt mit der
Rinde. Und geknebelt waren sie sowieso — mit hartgeschnürten Tüchern.

    „Du meine Güte!“ sagte Tim.
„Wie lange hängt ihr hier schon?“
    Er erwartete keine Antwort,
löste dem Kahlkopf die Handfessel, was ohne Taschenmesser nicht einfach war,
kümmerte sich dann um den anderen.
    Schließlich waren beide
befreit, konnten atmen ohne Knebel und setzten sich aufs Moos, total erschöpft.
    „Junge“, meinte der Blonde,
„gut, daß du kommst. Mir ist übel. Wir wurden überfallen. O Gott, o Gott! Die
ganze Kohle ist weg. Dieses Gesindel! Diese heimtückischen, verfluchten...
Diethelm“, wandte er sich an den Kahlen, „ich glaube, wir sind schuld. Wir
waren zu leichtsinnig. Der Chef wird das so sehen. Unsere Jobs sind wir los.“
    Der Kahle hieß Diethelm
Röschmeister. Das Berichten überließ er seinem Kollegen Börn Weigand.
    „Du mußt dir das so vorstellen,
Tim“, erklärte der. „Wir wollten nach Rödlkamp — zum Bankhaus Sollhaber. Mit
1,2 Millionen Mark hinten drin. Wir nahmen die Abkürzung, weil sie kürzer ist.
In der Kurve, wo es passiert ist, liegt plötzlich ein Mensch auf der Straße.
Bäuchlings. Neben ihm sein total zerfetztes Fahrrad. Überall Blut. Blut, Blut,
Blut — sage ich dir! Stimmt’s, Diethelm? Was aber das Schreckliche ist — ein
Arm war abgetrennt. Er lag zwei Meter neben dem Mann. Ein Arm mit Jackenärmel
und Hemdmanschette. Alles voller Blut. Besonders die Finger. Wenn du das
siehst, überlegst du nicht lange. Der Mann verblutet. Also raus aus dem Wagen!
Kaum bin ich draußen, steht ein Maskierter neben mir und hält seinen Ballermann
an meine Birne. Ein zweiter Maskierter nimmt Diethelm aufs Korn. Tja, dann
richtet sich das Unfallopfer auf, holt seinen dritten — gesunden — Arm unter
sich hervor

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