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Feind aus der Vergangenheit

Feind aus der Vergangenheit

Titel: Feind aus der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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getrunken.“
    „Moment mal! Tim trat einen
Schritt vor. „Sie sagen, heute morgen haben Sie die hellblaue Farbe für den
Anstrich besorgt. Richtig?“

    „Sage ich doch.“
    „Und das Schlüsselbund haben
Sie vorgestern verloren?“
    „Vorgestern!“
    Tim grinste den Kommissar an.
„Jetzt haben Sie ihn, Herr Glockner. Bitte, sehen Sie sich mal die Außenseite
des Lederetuis an! Ein kleiner Fleck ist drauf. Hellblaue Farbe! Ganz frisch.
Genau die vom Außenanstrich. Das hat Paluschke nicht bemerkt. Kein Wunder! Vor
so einem Überfall ist man mit seinen Gedanken...“
    Weiter kam er nicht.
    Paluschke begriff offenbar, daß
er sich bereits in Teufels Küche befand. Er verplemperte keine Sekunde, sondern
riß beide Unterarme schützend vors Gesicht und stürmte durch die geschlossene
Terrassentür. Die bestand — abgesehen vom Rahmen — aus Glas.
    Es krachte, klirrte,
splitterte. Dann verschwand Paluschke über die Terrasse und links um die
Hausecke.
    Tim war schon an der
Eingangstür.
    Als er über die Veranda jagte,
kam Paluschke hinter dem Haus hervor. Er wollte zu seinem Wagen. Tim war vor
ihm dort. Paluschke blutete am Hals und an den Händen, aber nur schwach. Das
Schnappmesser in seiner Rechten war bitterer Ernst.
    „Weg da, Bengel!“
    Paluschke griff an. Im nächsten
Moment durchzuckte ihn lähmender Schmerz. Dann lag der Ganove neben dem Wagen
und rang nach Luft.
    Glockner kam durch die
Eingangstür. Steingruber nahm den rückwärtigen Weg, hatte seine Pistole in der
Hand und Entschlossenheit auf den Zügen, konnte aber nichts mehr einsetzen,
denn die Überwältigung war beendet.
    Paluschke wurde mit
Handschellen gefesselt und ins Haus gebracht, wo er gewissermaßen neben sich
stand — wie ein k. o.-geschlagener Boxer, der seinen Namen noch nicht wieder weiß,
aber die Niederlage begreift.
    Glockners Fragen hämmerten ein
auf ihn. Und Paluschke redete. Was er sagte, war ein Geständnis. Daß sie zu
dritt seien: Terroristen. Ja, sie gehörten zu den Neroisten. Norbert Trensl
heißt der zweite, Karl-Erich Flühm der dritte. Den Überfall hätten sie im
Auftrag Neros gemacht — den sie aber nicht kannten. Trensl wohne in Rödlkamp.
Flühm irgendwo in der Großstadt. Wo, wisse er nicht. Das sei nur Trensl
bekannt. Aus Sicherheitsgründen. Die Hälfte des Geldes befinde sich in der
Gepäckaufbewahrung, die zweite Hälfte bei Trensl.
    „Wer ist Nero?“ bohrte
Glockner.
    Tim beobachtete den Verbrecher.
Allmählich klarte dessen Blick wieder auf. Die Schock-Wirkung ließ nach.
    „Ehrlich, Herr Kommissar. Wir
haben ihn nie gesehen. Er meldet sich nur telefonisch. Vielleicht ist er ein
hohes Tier in irgendeiner Staatsregierung und mit den allgemeinen Zuständen
unzufrieden, hähähäh.“
    „Wozu sollte das Geld verwendet
werden? Euer Unterhalt kostet nicht soviel.“
    „Ich sollte... Sprengstoff
kaufen.“
    „Auch der kostet nicht...
Moment mal! Sprengstoff? Wofür?“
    Jetzt war er wieder bei sich,
der Kerl. Tim sah’s ihm an. Paluschke Blicke wieselten. Das nächste Wort würde
eine Lüge sein.
    „Ich... weiß nicht. Der Chef
hat noch nicht gesagt, was anliegt. Irgendein Anschlag. Keine Ahnung, wo und
gegen wen.“
    Lüge! dachte Tim.
    Glockner musterte den
Terroristen voller Abscheu.
    „Dich werden bald unsere
Spezialisten verhören. Vielleicht fällt dir dann mehr ein als jetzt.“
    Glockner wandte sich an Tim.
„Aber unser Ergebnis ist nicht schlecht. Jetzt holen wir die Beute, die halbe
immerhin. Und dann zu Trensl. Wenn wir den haben, kriegen wir auch den dritten,
diesen Karl-Erich Flühm.“
    Polizeimeister Steingruber
führte Paluschke hinaus. Zwei Spatzen hockten auf dem Veranda-Geländer. Auch
jetzt war die Farbe noch feucht. Als die Spatzen aufflogen, hatten sie blaue
Schuhe an.
    Tim sah zur Straße. Eben fuhr
dort ein großer, alter Opel vorbei. Der Fahrer blickte herüber. Offenbar
entsetzte ihn der Anblick des mit Handschellen gefesselten Terroristen. Statt
sich wieder auf die Straße zu konzentrieren, gaffte der Mann offenen Mundes.
Doch der Opel fuhr weiter und...
    Nein! dachte Tim.
    Es krachte. Blech wimmerte.
Glas prasselte. Dann hielt der Opel. Ineinander verkeilt — bildeten er und der
Streifenwagen ein unübersehbares Hindernis.
    Während zwei Uniformierte aus
dem Streifenwagen sprangen, fiel der totenbleiche Unglücksrabe beinahe aus
seinem Opel. Knieweich klammerte er sich an die offene Tür.
    Beide Hände preßte Tim an den
Mund. Jetzt zerreißt es mich, dachte der

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