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Feind aus der Vergangenheit

Feind aus der Vergangenheit

Titel: Feind aus der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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es sein —
verharrte neben dem geöffneten Schlag und sah den dreien entgegen.
    „Herr Paluschke?“ fragte
Glockner.
    Der Mann nickte. „Bin ich.“
Dann schob er die Brauen auf die Stirn, so hoch es ging. Das wirkte wie fünf
fette Fragezeichen.
    „Ich bin Kommissar Glockner.
Wir haben ein paar Fragen an Sie.“
    „Bitte! Wenn ich irgendwie
helfen kann.“
    Glockner zog einen
Klarsichtbeutel aus der Jackentasche. Er enthielt das Schlüsselbund.
    „Erkennen Sie Ihre Schlüssel?“
    Der Mann beugte sich vor. Ein
freudiges Grinsen spreizte ihm die Mundwinkel.
    „Aber ja! Na, Gott sei Dank!
Ich wollte schon die Türschlösser auswechseln. Jetzt brauche ich die Frau im
Fundbüro nicht mehr zu nerven.“
    „Sie haben im Fundbüro
nachgefragt?“
    „Schon mehrmals.“
    „Wann haben Sie die Schlüssel
verloren?“
    „Vorgestern. Jedenfalls habe
ich sie vorgestern erstmals vermißt. Aber sagen Sie, Herr Kommissar: Das klingt
alles so ernst. Daß ich meine Schlüssel verliere, ist doch keine Affäre.“
    „Sie wurden am Schauplatz eines
Verbrechens gefunden.“
    „Wie bitte?“
    „Kennen Sie die Landstraße, die
in der Nähe vom Fuchsweiler Kreuz beginnt?“
    „Ich glaube, ich weiß, was Sie
meinen. Ja, die bin ich mal gefahren.“
    „Sind Sie seit vorgestern
irgendwann dort gewesen?“ Paluschke brauchte nicht zu überlegen. Er schüttelte
den Kopf.
    „Die letzten Tage war ich nur
hier im Ort.“
    „Dürfen wir bei Ihnen mal
telefonieren?“
    „Aber gern.“
    Er ging voran. Glockner und
Steingruber folgten. Tim hielt etwas Abstand.
    Es roch nach frischer Farbe.
    Er musterte das
Veranda-Geländer, die Fensterläden, die Haustür. Alles war angepinselt mit dem
gleichen Hellblau. Die Farbe paßte zum Haus. Es war alt, und als nächstes
mußten die Mauern getüncht werden.
    „Vorsicht!“ warnte Paluschke.
„Das Geländer ist frisch gestrichen. Die Tür hier auch.“
    Er schloß die Haustür auf, wozu
er seinen Zweitschlüssel benutzte.
    Tim folgte den dreien ganz
selbstverständlich. Bis jetzt hatte Glockner weder seinen Kollegen noch Tim
vorgestellt. Offenbar ging das Paluschke nichts an.
    Im Wohnraum waren die Möbel
irgendwie sinnlos aufgestellt, wie Tim sofort bemerkte. Die Sitzflächen von
Sesseln, Couch und Stühlen wandten sich einander nicht zu, sondern waren
hierhin und dorthin gerichtet.
    Kriegt der keinen Besuch?
dachte Tim. Hängt der nur vor der Glotze?
    Paluschke stellte sich neben
der Terrassentür an die Wand und schob die Hände in die Taschen.
    Glockner trat zum Telefon, das
auf dem Tischchen in der Ecke stand, wählte und sagte: „Bitte, das Fundamt! „
Er wurde verbunden, nannte seinen Namen und fuhr fort: „Ich brauche eine
Auskunft, Frau Jöhring. Erinnern Sie sich, daß ein Herr Paluschke angerufen und
nach seinen Schlüsseln gefragt hat?“ Was die Frau antwortete, war nur für
Glockner zu verstehen. Sie redete ziemlich lange. Zum Schluß hakte er nach, ob
sie sicher sei. Offenbar war sie’s. Der Kommissar legte auf.
    „Also, Herr Paluschke, Frau
Jöhring kann sich lediglich an Ihren heutigen Anruf erinnern. Zwar hätten sie
behauptet, Ihre erste Anfrage wäre schon vorgestern gewesen. Aber davon weiß
Frau Jöhring nichts. Sie verstehen? Im Moment sind Sie unser Verdächtiger
Nummer eins.“
    „Das ist ja lächerlich“, rief
Paluschke. „Was soll ich denn getan haben?“
    „Wir müssen wissen, wo Sie sich
heute aufgehalten haben. Wie ist Ihr Tag bis jetzt gelaufen? Also!“
    Paluschke seufzte. „So ein
Blödsinn! Was auch immer passiert ist — ich habe nichts damit zu tun. Wenn
meine Schlüssel am Tatort lagen, dann... ah, ich kann mir denken, was das
bedeutet. Sie müssen wissen, Herr Kommissar: Ich bin vorbestraft. 18 Monate war
ich im Knast. Seit...“
    „Zweiundzwanzig“, sagte
Glockner.
    „Was?“
    „Sie haben 22 Monate gesessen.
Aber weiter!“
    „Kann schon sein. Und
seitdem... also, ich habe Feinde. Damals im Knast waren ein paar Typen, die mir
die Pest an den Hals wünschen. Wenn einer von denen die Schlüssel gefunden hat,
war’s ihm ein Vergnügen, sie an irgendeinem Tatort liegenzulassen. Damit ich
Schwierigkeiten kriege.“
    „Wo sind Sie heute gewesen?“
    „Also gut.“ Er machte eine
entsagungsvolle Geste mit beiden Händen. „Frühmorgens bin ich zum
Heimwerker-Markt gefahren. Ich habe die Farbe besorgt für den Anstrich. Damit
hatte ich dann bis mittags zu tun. Anschließend bin ich in der Stadt gewesen
und habe ein Bier

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