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Feind aus der Vergangenheit

Feind aus der Vergangenheit

Titel: Feind aus der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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TKKG-Häuptling. Er spürte den
Lachanfall wie ein Kilo Niespulver.
    Hinter ihm ertönte ein
Glucksen. Das war Gabys Vater.
    „Lachen Sie?“ fragte Tim.
    „Sieh dir meine Leute an! Sie
sind auf Terroristen-Jagd. Und dann sowas!“ Sie gingen hinüber.
    „...tut mir ja waaahhhnsinnig
leid“, versicherte der Opel-Fahrer gerade. „Aber... ich war abgelenkt. Die
Verhaftung dort! Da fragt man sich doch, was passiert ist. Deshalb habe ich Sie
nicht gesehen.“
    „Sie können nicht blindlings
weiterfahren“, schnauzte ihn einer der Polizisten an.
    „Hier hätte auch ein Kind
stehen können“, trug sein Kollege bei. „Zeigen Sie mal Ihre Papiere!“
    Der Opel-Fahrer trug einen
leichten Staubmantel über Cordhosen und Pullover, mochte Mitte Dreißig sein und
hatte ein breites Gesicht mit niedriger Stirn. Die Nase war schon öfter gegen
Fäuste gestoßen. Die Brauen waren tiefschwarz und dick wie Raupen.

    Eigentlich kein Typ, der sich
gleich in die Hose macht, dachte Tim. Aber in einem stabilen Gehäuse schlägt
manchmal ein Hasenherz.
    Raupen-Braue suchte nach seiner
Brieftasche. Sie steckte in der Staubmantel-Brusttasche. Jedenfalls hob sich
dort ein Gegenstand von entsprechender Größe ab. Doch der war’s wohl nicht. Die Brieftasche lag im Handschuhfach, und
Raupen-Braue identifizierte sich als Hans-Hennig von Socke-Paulmann, wohnhaft
in der nahen Großstadt.
    Ich werd’ nicht wieder! Tim
starrte auf Socke-Paulmanns linke Hand. Rund um die Fingernägel zeichneten sich
rote Ränder ab. Lackierte sich der Typ die Vorderhufe? Und das waren die Reste,
nachdem er den Nagellack wieder entfernt hatte?
    Von mir aus, dachte Tim. Sein
Interesse erlosch. Er wandte sich dem zweiten Polizeiwagen zu, mit dem
Glockner, Steingruber und er gekommen waren.
    Paluschke saß auf dem Rücksitz
und äugte herüber. Sicherlich war sich der Terrorist darüber im klaren, daß er
solche Szenen in den nächsten Jahren kaum noch erleben würde.
    Die beiden Polizisten notierten
Socke-Paulmanns Personalien. Tim und Glockner gingen zu ihrem Wagen.
    „Daß er adelig ist“, sagte der
Kommissar, „hätte ich nicht vermutet.“

16. Fremde Federn
     
    Dieter Meier-Micksner —
Pharma-Produzent und Claudias Vater — befand sich in der Bibliothek. Hastig
verschlang er ein Stück Weißbrot mit Wildlachs. Was das leibliche Wohl betraf,
war der Hausherr zu kurz gekommen. Er hatte Gäste begrüßt, Hände geschüttelt,
geredet, den Überblick bewahrt, Fremde zu Bekannten gemacht, Komplimente
verteilt und den politischen Amtsträgern einige Wahrheiten in die Ohren
geblasen. Zu sich genommen hatte er nichts.
    Jetzt gönnte er sich eine Pause
und hatte angenehme Menschen um sich versammelt: seine Frau Helga, Claudia und
Gaby.
    „Ein Glück“, seufzte er, „daß
ich heute morgen mein Müsli gelöffelt habe. Sonst wäre ich jetzt tot.“
    „Armer Schatz!“ Helga legte ihm
den Arm um den Hals. „Wo tut es denn weh?“
    „Du ahnst nicht, wer eben
angerufen hat.“
    „Aber gleich wirst du’s sagen.“
    Gaby pustete gegen ihren
Goldpony und spitzte die Ohren.
    „Martin Casseur“, sagte Dieter
— etwa so, wie man den Beginn des Dritten Weltkrieges verkündet.
    „Schreck laß nach!“
    „Habe ich auch gedacht. Aber es
kommt noch schlimmer: Casseur ist hier in Rödlkamp. Er bat mich, ob er mal kurz
vorbeischauen dürfte — jetzt. Er will sich bei mir entschuldigen und mir
unbedingt die Hand drücken. Nur für eine Sekunde, sagt er. Und hat fast
geweint. Ich konnte ihn nicht abwimmeln. Soll er also ein Glas mittrinken. Bin
ja schließlich kein Unmensch. Und nachtragend auch nicht.“
    Helga nickte.
    „Wer ist Casseur?“ fragte
Claudia.
    „Er war vor drei Jahren unser
Betriebsleiter in Klein-Bütten“, antwortete ihr Vater. „Ein fähiger
Bio-Chemiker. Ohne Zweifel. Aber als Mensch unbrauchbar. Aggressiv.
Uneinsichtig. Pessimistisch, unbelehrbar. Unsere Meinungsverschiedenheiten
ließen sich nicht überbrücken. Schließlich habe ich ihn gefeuert. Es war eine
böse Szene. Am liebsten hätte er mich umgebracht. Wie ich hörte, ist er ins
Ausland gegangen. Nach Wien.“
    „Vielleicht hat er sich
gewandelt“, rief Claudia, „ist jetzt friedfertig, einsichtig, optimistisch und
belehrbar. Reich ihm die Hand, Väterchen. Man merkt doch: Casseur wird von Reue
getrieben.“
    „Oder er sucht einen Job“,
brummte Dieter. „Aber da ist er bei mir an der falschen Adresse.“
    Es klopfte. Und die Tür wurde
spaltweit geöffnet.
    „Gaby?“ fragte

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