Feind aus der Vergangenheit
Petra, ich glaube, dein
Essen ist zu scharf. Ich... kriege Krämpfe.“
„Das vergeht gleich. Norbert!
Wo ist das Geld?“
„Versteckt. Gut ver...“ Er
sprach nicht weiter.
„Wo, Norbert? Wo? Zum Teufel!“
schrie sie, als er den Mund nicht gleich aufmachte. „Sag’s!“
Seine Zähne schlugen
aufeinander. „Du... hast mich vergiftet.“
„Blödsinn! Wie kommst du
darauf? Du bist übermüdet, gestreßt, brauchst Urlaub, vielleicht eine Kur im
Heilbad für Magenleiden. Ich mache dir Pfefferminz-Tee. Aber sag: Wo ist das
Geld?“
„In... in einem Schließfach am
Bahnhof. Den...“
Weiter kam er nicht. Die K.
O.-Tropfen taten ihre Wirkung. Trensl verdrehte die Augen, kippte nach vorn und
tunkte das Gesicht ins restliche Bohnengemüse.
Petra packte einen seiner Arme
und zog kräftig.
Trensl rutschte zu Boden, wo er
rücklings liegenblieb. Sie begann, seine Taschen zu durchsuchen, hörte, wie die
Eingangstür aufgeschlossen wurde, ließ sich aber nicht ablenken.
Als Jo eintrat, zog sie Trensl
gerade die Schuhe aus: handgenähte Halbschuhe eines italienischen Herstellers.
„Was machst du?“
„Das Geld ist in einem
Bahnhofs-Schließfach. Ich suche den Schlüssel. Den muß er bei sich haben. Oder
im Koffer. Wir... ah!“
Aus dem linken Schuh hatte sie
die Einlegesohle genommen. Darunter lag der Schlüssel.
„Das Schließfach, Jo, hat die
Nummer 339“, triumphierte sie. „Schatz, jetzt bin ich dran. Ich hole die Knete.
Du packst unsere Koffer. Trensl lassen wir hier liegen. Ich rufe mir ein Taxi.
Du kannst unser Zeug schon im Wagen verstauen.“
Der Alt-Bomber widersprach
nicht. Petra hatte den Schlüssel gefunden, also stand ihr das Vergnügen zu, die
600 000 zu holen.
Das Taxi kam nach wenigen
Minuten. Petra war aufgeregt, ihre Hände zitterten.
Spockhoff sah dem Wagen nach,
holte eine Flasche Bier aus dem Eisschrank und ging in den Wohnraum, wo er
einige Schrankfächer leer räumte und alles — auch Petras Pistole — auf den
Tisch legte.
Als der Alt-Bomber an Trensl
vorbeischlurfte, lagen dessen Schuhe im Wege. Spockhoff stolperte.
Eigentlich tolle Kähne, dachte
er. Könnten mir passen. Sind fast neu. Größe 42... na, also!
Er nahm den rechten Schuh in
die Hand. Als er ihn etwas bog, bewegte sich der Absatz. Jo konnte ihn
abnehmen. Er war hohl und enthielt — einen Schlüssel.
Jo starrte darauf. Auch dies
war ein Schließfach-Schlüssel. Er hatte die Nummer 1024.
Entsetzt sah Spockhoff den
Bewußtlosen an. Trensl würde sobald nicht aufwachen, aber seine Lider
flackerten. Die hängende Unterlippe entblößte Zähne. Das wirkte wie ein
Grinsen.
Spockhoff begriff.
„Nein!“ keuchte er. „Um Himmels
willen! Nein!“
Plötzlich erinnerte er sich:
Trensl hatte nie ohne Netz und doppelten Boden gearbeitet. Nie! Der nicht.
„Petra!“ stammelte der
Alt-Bomber. „Nicht! Nicht an das Fach 339! Das... enthält eine Bombe. Eine
Höllenmaschine! Das Geld — ich wette — ist in 1024.“
Für einen Moment stand er da
wie gelähmt. Dann rannte er aus dem Haus, warf die Tür hinter sich zu und
sprang in den alten Mercedes, der vor der Garage stand.
War noch was zu machen? Ließ
sich das Unglück verhindern?
Konnte er vor Petra am
Hauptbahnhof sein?
Mit jaulenden Reifen jagte
Spockhoff los.
19. In letzter Sekunde
Die TKKG-Bande hatte Glück. Als
die vier die Meier-Micksner-Villa verließen, stand plötzlich ein weißer BMW vor
dem Tor. Mit Kommissar Glockner am Lenkrad.
„Ich komme wohl im richtigen
Moment, Gaby, um dich abzuholen?“
„Um uns alle abzuholen, Papi.“
Sie fiel ihm um den Hals.
„Auch wir wollen in die Stadt“,
erklärte Tim. „Im Internat sind wir abgemeldet bis 22 Uhr.“
Und dann entschloß er sich,
entgegen seiner ersten Überlegung, den Kommissar einzuweihen über Jo und Petra
Spockhoff.
„Steigt ein!“ sagte Glockner.
„Wir fahren sofort hin. Ihr habt die Adresse?“
Karl hatte im Telefonbuch
nachgesehen. „Die Alt-Bomber wohnen Doderer Weg 47 a. Das ist hinter dem
Industrieviertel.“
Glockner ließ den Motor an, und
ab ging die Post.
„Wir haben nachgedacht“, sagte
Tim. „Paluschke lügt wahrscheinlich. Er und Trensl sowie Flühm kennen Nero.
Aber sie verraten ihn nicht. Weil sie sich von ihm Hilfe erwarten, falls sie
auffliegen. Er könnte sie ja freipressen durch Geiselnahme oder die Ankündigung
von neuen Anschlägen.“
„Wir werden sehen“, meinte
Glockner.
Sie hatten Rödlkamp hinter
sich, fuhren durch den Wald in Richtung
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