Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feind aus der Vergangenheit

Feind aus der Vergangenheit

Titel: Feind aus der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
,Terroristen’.“
    Tim hatte nachgedacht.
„Sicherlich wohnen die Spockhoffs in der Stadt. Also los! Notfalls mit der
S-Bahn.“

18. Ganoven unter sich
     
    Westlich der Stadt, wo die
Spockhoffs hinter einem Industrie-Viertel wohnten, zog sich am messingfarbenen
Himmel ein Herbst-Gewitter zusammen.
    Petra, die Frau mit den gelben
Haaren, schloß die Fenster und — weil es früh dunkel würde — auch gleich die
Vorhänge.
    Sie haßte das Gefühl, jemand
könnte hereinstarren — aus der abendlichen Dunkelheit des Gartens. Man wußte ja
nie. Manchmal rannte einem die Vergangenheit nach. Gesindel gab es zuhauf. Und
Joachim war der gleichen Meinung. Auch er igelte sich ein, fühlte sich dann wie
ein Burgherr in dem verkommenen Haus.
    Als Petra im Schlafzimmer die
Vorhänge dichtmachte, sah sie den Mann.
    Für einen Moment tauchte er
unter — hinter den Büschen des verwilderten Gartens. Dann rannte der Typ am
Haus vorbei, um die Ecke nach hinten. Er schleppte einen Koffer, wurde von
einem Mantel umflattert und hatte es offensichtlich eilig.
    Petra nahm ihre Pistole vom
Nachttisch, lud durch, richtete die Mündung nach unten und trat in den
Wohnraum, wo Joachim vor der Glotze saß und eben die vierte Bierflasche
öffnete.
    „Draußen treibt sich ein Typ
rum. Jo. Hinterm Haus.“
    Spockhoff stand sofort auf.
Sein Froschgesicht glänzte.
    Biertrinken und Fernsehen — das
würde sein Hobby bleiben bis ans Lebensende. Von seiner ehemaligen
Gefährlichkeit sah man dem Alt-Bomber nichts mehr an.
    In diesem Moment wurde an die
Hintertür gehämmert.
    Sie liefen in den Vorraum.
    Petra versteckte ihre Pistole
hinter dem Rücken.
    Jo blickte durch das kleine
Seitenfenster und ließ zischend seinen Bieratem ab.
    „Weißt du, wer das ist? Der
Norbert! Norbert Trensl. Gibt’s doch nicht. Mach ihm auf!“
    Das besorgte Petra mit der
linken Hand. In der rechten hielt sie weiterhin ihre Pistole, für die sie
selbstverständlich keinen Waffenschein besaß.
    Sie musterte den Mann. Er stand
so dicht vor der Schwelle, als wollte er ungebeten eindringen: ein kräftiger
Typ mit 19-Millimeter-Stirn, dicken Brauen und beulen-reicher Nase.
    Der Koffer, den er nicht
losließ, war aus Metall.
    „Norbert!“ sagte Jo über Petras
Schulter. „Junge, daß es dich noch gibt.“
    „Laß mich rein, Jo“, sagte
Trensl. „Sie sind hinter mir her.“

    „Bullen?“ Jo trat zur Seite,
während seine Frau hinter Trensl sofort die Tür schloß.
    „Bullen.“ Trensl atmete auf.
    Dann schüttelten Jo und er sich
die Hand.
    „Ihr kennt euch noch nicht“,
sagte der Alt-Bomber. „Im Knast damals saßen wir in derselben Zelle, Petra. Ja,
das ist der Norbert! Ein Kumpel! Und ich sage dir, Norbert: Petra ist Klasse.
So was wächst heutzutage nicht mehr nach. Die Sympathisanten (jmd., der
Terroristen unterstützt ) sind lasch.“
    Trensl grinste. „Du hattest
schon immer eine Schwäche für Blondinen.“
    Er gab Petra die Hand.
    „Weshalb sind sie hinter dir
her?“ fragte sie.
    „Wegen... Am besten, ich
erzähle von Anfang an.“ Während er das tat, gingen sie in den Wohnraum. Petra
legte ihre Pistole in den Geschirrschrank — neben die Keksdose, in der aber
Münzgeld aufbewahrt wurde.
    „...so ist das also gelaufen“,
sagte Trensl schließlich. „Von meiner Verbindung zu dir, Jo, wissen die Bullen
nichts. Daß du als braver Bürger giltst, weiß ich aus der Zeitung. Niemand wird
auf die Idee kommen, mich hier zu suchen. Nicht mal dem Flühm habe ich was
gesagt. Er bleibt in seiner Bude, wohnt dort unter Falschnamen. Wenn ihr mich
für einige Tage versteckt, bin ich den Bullen entwischt. Null Risiko für euch.
Und wie gesagt: Kohle habe ich genug.“
    Kaum war das ausgesprochen,
richteten sich Jos und Petras Blicke auf den Metallkoffer.
    Plötzlich spürte die Frau ihren
Puls. Jo begann mit seinen Froschaugen zu blinzeln.
    „Ihr seid nicht mehr im
Geschäft“, sagte Trensl hastig. „Und ich mache euch Mühe. Aber es soll nicht
umsonst sein. Für jeden Tag, den ihr mich versteckt, lege ich einen Tausender
auf den Tisch.“
    „So teuer sind nur wenige
Hotels“, lachte Spockhoff. „Aber ich sage nicht nein. Uns geht’s nicht
besonders, wie du siehst. Ich jobbe ein bißchen als Nachtwächter. Petra
arbeitet dreimal wöchentlich im Kaufhaus — Abteilung Wolle und Strickwaren.
Heh, ist dir nicht gut?“
    Trensl war auf seinem Sessel
zusammengesunken, atmete schwer und färbte sich leichenfahl.
    „Bin fix und fertig“, murmelte
er.

Weitere Kostenlose Bücher