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Feind aus der Vergangenheit

Feind aus der Vergangenheit

Titel: Feind aus der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Opfer heißt Martin Casseur. Aber die
Verantwortung wird man den Terroristen anlasten. Besser kann ich das gar nicht
verschleiern.
    Er griff zum Telefon, wählte
die Nummer des Polizeipräsidiums und preßte mit Daumen und Zeigefinger die
rechte Mundhälfte zusammen. Das veränderte seine Stimme.
    Ein Polizeimeister meldete
sich.
    „Ich möchte etwas mitteilen“,
nuschelte Niedermann mit dumpfen Halbtönen, „ich gehöre nicht zu den Neroisten.
Aber ich konnte Trensl und Flühm bespitzeln. Sie planen einen Anschlag. Gegen
ein hiesiges Werk. Möglicherweise betrifft es Meier-Micksner. Einig waren sich
die beiden noch nicht. Wann, wo und wie es krachen soll — blieb offen. Außerdem
soll eine gewisse Person ins Gras beißen. Leider habe ich den Namen nicht
verstanden.“
    Niedermann legte auf.
    Der erste Schritt, dachte er.
    Wie man eine Höllenmaschine
bastelt, wußte er. Kein Problem für einen Wissenschaftler mit seinen
Kenntnissen.
    Casseur mußte sterben! Ein
schöner Gedanke.
     
    *
     
    Die totale Öde greift um sich,
dachte Tim. Nie habe ich einen Raum gesehen, der so leer wirkt. Erst 150 Gäste -
und jetzt drei Putzfrauen. Das ist ein Gegensatz.
    Der Anführer der TKKG-Bande saß
so, daß er durch die geöffnete Flügeltür in die Kaminhalle blicken konnte. Dort
beseitigten die Raumpflegerinnen — zwei Türkinnen und eine füllige Italienerin
— die Spuren des Festes. Das Buffet war schon leergeräumt.
    Bei sämtlichen TKKG-Mitgliedern
strahlte der Blick. Sie hatten viel Lob eingeheimst. Vor einer Viertelstunde
waren sie mit Glockner aus der Stadt zurückgekehrt. Jetzt saßen sie zusammen
mit Dieter Meier-Micksner, seiner Tochter Claudia und Gabys Vater.
    Helga Meier-Micksner kam
herein. Sie hatte ihr pinkfarbenes Cocktailkleid gegen einen Hausanzug
ausgetauscht. Claudias Mutter ließ sich in einen Sessel fallen und hängte die
Beine über die Lehne.
    „Ich kriege Polizeischutz“,
sagte Dieter Meier-Micksner zu seiner Frau. „Rechts ein Bulle, links ein Bulle.
In der Mitte das bin ich.“
    „Bild’ dir nichts ein!“
lächelte Glockner. „Zweimal täglich fährt ein Streifenwagen an dir vorbei. Das
ist alles.“
    Die beiden kannten sich seit
langem, waren beinahe befreundet.
    „Werde ich auch beschützt?“
fragte Helga.
    „Ich halte es für
ausgeschlossen“, erwiderte Glockner, „daß dir ein männlicher Terrorist etwas
antut. Versteh das als Kompliment.“
    „Ich verstehe das so“, lachte
sie: „Du hast zu wenig Leute, um auf uns aufzupassen.“
    „Leider.“
    Ein lockerer Ton, dachte Tim.
Alle sind heiter. Trotzdem ist die Lage ernst.
    Bevor sich die TKKG-Bande an
diesem Abend trennte, hatte Tim noch etwas zu sagen.
    „Ich bringe es auf einen
Punkt“, erklärte er seinen Freunden. „Wir wissen nicht, wo sich die beiden
Terroristen Trensl und Flühm verstecken. Also müssen wir darauf warten, daß sie
aus ihrem Rattenloch hervorkriechen. Sie werden zuschlagen. Und sich eine
Schwachstelle des Gegners aussuchen. Claudias Vater wird bewacht. Und nicht nur
zweimal täglich im Vorbeifahren, wie dein Vater, Gaby, scherzhaft sagte,
sondern richtig. Das checken die Verbrecher. Deshalb glaube ich nicht, daß Herr
Meier-Micksner gefährdet ist. Sondern wer? Wer ist als Opfer ansehnlich, weil
im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses — zur Zeit, und leicht auszuschalten
durch Bombe oder Schuß?“
    „Dr. Jan Niedermann“, sagte
Karl.
    „Richtig. Deshalb schlage ich
vor: Wir machen Personenschutz bei ihm. Natürlich so, daß er nichts merkt.“
    „Ich hörte, daß er sich für
morgen frei genommen hat“, sagte Gaby.
    „Dann fangen wir morgen als
Leibwächter an. Und ich habe das Gefühl, wir werden Trensl bald sehen.“
     
    *
     
    Drei Häuser verteilten sich
rund um den Amadeus-Hügel. Das auf der Westseite war ein Bungalow, hübsch
gelegen und umgeben von Buchen.
    Fini Niedermann bezahlte den
Taxi-Chauffeur, stieg aus und trippelte zum Eingang. Casseur stand auf der
Schwelle und lächelte wie ein hungriger Wolf.
    „Ich danke dir, Fini“, er
schloß sie in die Arme, „daß du meine Einladung annimmst.“

    Sie seufzte.
    „Jan weiß nicht, daß ich hier
bin. Er ist eifersüchtig. Besonders auf dich. Weil er weiß, wie sehr wir uns
gemocht haben. Früher.“
    „Ich mag dich immer noch. Bist
du gern seine Frau?“
    „Wir haben schon oft über
Scheidung geredet. Ich wollte mich von ihm trennen. Aber er rutscht jedesmal
auf Knien. Wir verstehen uns einfach nicht. Ich bin froh, daß

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