Feind aus der Vergangenheit
zurück, zu denen sich Claudia gesellt hatte.
Gaby hielt ihm seinen Teller
hin. Alle Radieschen fehlten. „Mir ist der Appetit vergangen“, sagte Tim.
„Unheil ballt sich zusammen. Wo ist dein Vater, Claudia?“
„Ich glaube, im Arbeitszimmer.
Er hat diesen Niedermann mitgenommen. Sicherlich ein kleines Betriebsgespräch
am Rande des Festes.“
„Kommt alle mit!“ meinte Tim.
„Dann muß ich die Rede nicht zweimal rauslassen.“
Zu fünft marschierten sie los.
Tim klopfte, und Claudias Vater rief ,Herein!’ Dr. Niedermann war bei ihm.
Tim berichtete. Mal sah er
Meier-Micksner dabei an, mal den Chefchemiker. Der wirkte wenig anziehend aus
der Nähe. Sein Birnenkopf — Stiel oben — wurde balanciert auf einem sehnigen
Truthahn-Hals. Niedermann hatte abfallende Schultern, riesenhafte Hände und
verschoß stechende Blicke durch eine randlose Brille.
Die Höflichkeit gebot, den Mann
einzubeziehen. Als Chefchemiker war er zwar nicht gerade Dieters rechte Hand,
aber bestimmt der kleine Finger.
„...deshalb möchten Sie Herrn
Glockner anrufen 44 , beendete Tim, was er zu sagen hatte.
Dieter blieb ruhig. Nur die
Nachdenklichkeit auf seinem gebräunten Gesicht verstärkte sich um ein halbes
Dutzend Gedanken.
Niedermann schwitzte. Auf der
bleichen Stirn wackelten kleine Tröpfchen. In rascher Folge kniff er die Lider
zusammen, als müßten sie trainiert werden.
Keine Führungspersönlichkeit,
dachte der Anführer der TKKG-Bande. Viel zu nervös.
„Herr Glockner hat recht“,
sagte Meier-Micksner. „Und somit spitzt es sich auf zwei Fragen zu: Gelingt es,
Trensl und Flühm zu fassen? Wenn ja, erledigt sich die zweite Frage von selbst.
Nämlich: Wie schützen wir uns?“
„Wir brauchen Polizeischutz“,
sagte Niedermann. Seine Stimme machte ein schlürfendes Geräusch — als kämpfe er
ständig mit einer Ansammlung von Spucke im Mund. „Unbedingt! Unbedingt!
Polizeischutz an allen Ecken und Enden. Und diese Drohung gegen Privatpersonen...
das kann besonders uns treffen: mich, Sie, mich... und... Auch wir brauchen
Polizeischutz!“
„Werden wir alles mit Kommissar
Glockner besprechen“, sagte Dieter. „Aber jetzt feiern wir noch. Und das lassen
wir uns nicht nehmen. Nicht wahr?“
Claudia blieb bei ihrem Vater.
Tim und seine Freunde gingen zurück auf die Galerie.
„Der Hausherr“, sagte Tim, „hat
das Problem erkannt: Sobald Trensl und Flühm hinter Gitter sind, verringert
sich die Gefahr erheblich. Denn Nero scheint der Typ zu sein, der machen läßt,
aber sich selbst nicht an die Gewitterfront wagt. Also: Wie finden wir Trensl
und Flühm?“
„Ich sehe keine Chance“, sagte
Klößchen, „wie weit ich die Augen auch aufreiße.“
„Ich sehe eine“, erklärte Tim.
„Aber davon könnt ihr nichts wissen. Weil ich noch nicht erzählt habe, wie ich
als Anhalter gereist bin.“
„Per Anhalter?“ fragte Gaby.
„Richtig. Aber ihr ahnt nicht,
wer mich mitgenommen hat! Petra und Joachim Spockhoff. Kennt ihr nicht? Es sind
Alt-Terroristen, Ex-Bomber, Vergangenheits-Staatsfeinde, die — wie es neulich
in der bebilderten Zeitungs-Serie hieß — mit Staats-Zerstörung,
Republik-Vernichtung und Gewalt-Saat nichts mehr am Hut haben. Ist die Meinung
des Serien-Verfassers. Aber ist das die Wahrheit, frage ich mich und euch? Ist
es wirklich Zufall, daß die beiden zur nämlichen Zeit dicht am Tatort
vorbeizischen — mit lückenloser Geschwindigkeits-Überschreitung. Könnte doch
sein, die beiden Spockhoffs sind gar nicht bekehrt, sondern klammheimlich die
Schlimmsten. Und sie wollten vorhin mal nachsehen, ob alles gelaufen oder
schiefgelaufen ist — ob etwa beim Tatort die Bullen rumradeln und Verhaftungen
anstehen.“
„Du meinst“, sagte Gaby, „Die
Spockhoffs könnten der unbekannte Nero sein?“
„Ich meine, daß wir das auf
jeden Fall überprüfen sollten — sonst müßten wir uns Fahrlässigkeit vorwerfen.“
„Aber Gabys Vater sagen wir
noch nichts?“ forschte Klößchen.
„Er hat alle Hände voll zu
tun“, Tim lächelte. „Ihn noch damit zu belasten, wäre ja fast Polizei-Quälerei.
Nein, wir überprüfen die Spockhoffs. Und beim geringsten Verdacht geben wir ihm
Bescheid.“
„Wann legen wir los?“ wollte
Karl wissen.
„Sofort natürlich. Und sobald
wir fertig sind, kommen wir wieder her.“
„Weißt du, wo die Spockhoffs
wohnen?“
„Es gibt Telefonbücher.“
„Und Branchen-Verzeichnisse“,
Karl lachte. „Vielleicht stehen sie da unter
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