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Feind in Sicht

Feind in Sicht

Titel: Feind in Sicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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können.«
    Carlyon meldete: »Signal von
Hermes,
Sir: Beide Schleppzüge klar zur Weiterfahrt.«
    »Verstanden.« Bolitho schaute Inch an. »Sie können jetzt halsen. Setzen Sie sich in Luv von den anderen. Aus dieser Position kön* Admiral Michiel A. de Ruyter, 1607 – 1676, Held der britischholländischen Seekriege nen wir sie besser schützen.« Er warf noch einen Blick hinauf in die Segel. »Ich werde den Kommodore informieren.«
    Er fand Pelham-Martin in seiner Koje, den Körper mit vielen Kissen gegen die unbehaglichen Bewegungen des Schilfes abgestützt und um Brust und Schultern dick verbunden. Seine Augen waren geschlossen, und in dem schwachen Licht, das durch das Skylight einfiel, sah seine Haut wächsern aus.
    Trudgeon kam herüber und sagte ernst: »Ich habe die Wunde noch einmal untersucht, Sir.« Er reagierte verlegen, als Bolitho ihn fest anschaute. »Die Fettschicht ist so dick, daß ich nicht feststellen kann, wie tief der Splitter eingedrungen ist.«
    Bolitho schaute auf den Kommodore hinab. »Verstehe. Vielen Dank, warten Sie bitte draußen.« Als sich die Tür geschlossen hatte, beugte er sich über die Koje und bemerkte sofort den scharfen Geruch von Brandy. Eine halbleere Karaffe lehnte an einem der Kissen.
    »Sir?« Er hörte die fernen Kommandos an Deck und das rumpelnde Geräusch der Steueranlage. Daraus entnahm er, daß Inch das Schiff auf den befohlenen Kurs drehte. Es würde ein langsamer Rückmarsch werden; auch wenn es unwahrscheinlich war, daß sie dabei auf einen Feind trafen, mußten sie doch jederzeit darauf vorbereitet sein, ihre zusammengeschossenen Schützlinge gegen einen Überraschungsangriff zu verteidigen. Er sagte mit besonderer Betonung: »Wir nehmen Kurs auf St. Kruis, Sir. Haben Sie weitere Befehle?«
    Pelham-Martin öffnete die Augen und sah ihn einige Sekunden starr an. Dann sagte er mit kraftloser Stimme: »Lequiller war nicht da. Er ist Ihnen wieder entwischt.« Er reckte den Hals und suchte nach seiner Karaffe. »Muß mich ausruhen. Will nicht mehr sprechen. «
    Bolitho stand auf. »Ich schlage vor, daß wir unsere Prise de Block übergeben, wenn wir in St, Kruis ankommen, Sir. Die
Telamon
hat ausgedient; mit der Fregatte werden sie wenigstens in der Lage sein, sich zu verteidigen.«
    »Machen Sie, was Sie wollen.« Pelham-Martin schloß die Augen und seufzte. »Mir geht es gar nicht gut.«
    »Ich habe Trudgeon gesagt, was er tun soll, wenn wir die Bucht erreichen, Sir.«
    Die Wirkung dieser Worte war verblüffend. Pelham-Martin stützte sich auf seine Ellenbogen, wobei ihm der Schweiß in kleinen Rinnsalen über Gesicht und Nacken lief.
    »Ich will nicht, daß er mich anrührt, verstanden? Das hätten Sie wohl gern, daß dieser Tölpel an mir herumschneidet und Sie währenddessen mein Kommando übernehmen?« Er sank schwer atmend zurück. »Wir fahren zurück nach St. Kruis. Noch entscheide ich, was zu tun ist.«
    Bolitho betrachtete ihn nachdenklich. »Wir wissen noch nicht, wo Lequiller steckt. Die
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und die meisten Schiffe seines Geschwaders sind unbeschädigt. Ich meine, er ist drauf und dran, seinen alten Plan weiter zu verfolgen.« Seine Stimme wurde härter. »Wir können nicht länger warten, Sir.«
    Aber Pelham-Martin drehte den Kopf weg und blieb still.
    Bolitho ging zur Tür. »Ich werde Sie auf dem Laufenden halten, Sir.« Als er auf den Gang hinaustrat, hörte er hinter sich das Klirren der Karaffe.
    Inch wartete auf dem Achterdeck und sah mit besorgtem Pferdegesicht zu, wie Bolitho erst den Kompaß und dann den Stand der Segel prüfte.
    Er meldete: »Kurs Süd zu West, Sir.«
    Bolitho nickte geistesabwesend, denn seine Gedanken waren noch immer bei Pelham-Martins seltsamem Benehmen. Er hatte erwartet, daß der Kommodore Bestürzung über seine Verwundung äußern würde und über das Unrecht, daß gerade er – als einziger der Besatzung – getroffen worden war. Stattdessen schien er endlich eine Rechtfertigung für sein Verhalten gefunden zu haben, die niemand anzweifeln konnte. Er war verwundet worden. Anscheinend nicht schwe r genug, um von seinem Kommando abgelöst zu werden, aber ausreichend, um ihn von jeder aktiven Mitwirkung bei den wichtigen Entscheidungen, denen sie sich jetzt gegenübersahen, auszuschließen.
    Inch sagte: »Ich war gespannt, welche Befehle wir als nächstes bekommen würden.«
    Bolitho ging an ihm vorbei. »Seien wir auf der Hut, Mr. Inch.«
    »Sir?«
    »Bis jetzt haben wir keine brauchbaren Hinweise bekommen.«

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