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Feind in Sicht

Feind in Sicht

Titel: Feind in Sicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Verstärkung. Die
Impulsive
kam aus England, und das bedeutete, daß sie für jeden etwas Besonderes darstellte: die Erinnerung an ein Dorf, eine grüne Wiese, an das Gesicht eines geliebten Menschen.
    Leutnant Roth stand schon an der Einlaßpforte und musterte die angetretene Ehrenwache.
    Bolitho beobachtete, wie der Anker der
Impulsive
ins Wasser klatschte und wie flink die Segel an den Rahen festgemacht wurden. Herrick hatte sich nicht zugetraut, selber ein Schiff zu führen. Oft genug hatte Bolitho ihm gesagt, daß er grundlos an seinen Fähigkeiten zweifle. Was er soeben an perfekter Seemannschaft gezeigt hatte, bestätigte das völlig.
    Er hörte, wie Inch Leutnant Roth erzählte, daß der Kommandant, den sie gleich an Bord empfangen würden, früher einmal Erster Offizier auf der
Hyperion
gewesen war. Er war gespannt, ob Herrick bemerken würde, welche Veränderungen mit Inch infolge seiner größeren Verantwortung und vieler harter Arbeit vorgegangen war. Es würde ihm vielleicht wie ein kleines Wunder vorkommen. Bolitho mußte bei dem Gedanken an ihr Zusammentreffen lächeln. Aus dem Augenwinkel sah er Hauptmann Dawson seinen Säbel ziehen und die angetretenen Seesoldaten Haltung annehmen, als das Boot der
Impulsive
in die Kette der Rüsteisen einhakte.
    Als ein Dreispitz in der Einlaßpforte auftauchte und die Bootsmannsmaatenpfeifen trillerten, trat Bolitho vor und streckte beide Hände zum Willkommensgruß aus.
    Kapitän Herrick kletterte durch die Pforte und nahm seinen Hut ab. Dann ergriff er Bolithos Hände und hielt sie einige Sekunden fest. Seine Augen, die so strahlend blau und klar waren wie am ersten Tag, als sie einander begegnet waren, musterten ihn mit offensichtlicher Bewegung.
    Bolitho sagte: »Es tut gut, Sie hier zu haben, Thomas.« Er nahm ihn am Arm und führte ihn zur Achterdeckstreppe. »Der Kommodore leidet noch an einer Verwundung, aber ich werde Sie sofort zu ihm bringen.« Er machte eine Pause und sah ihn wiederum an.
    »Wie sieht’s aus in England? Konnten Sie Cheney noch sehen, bevor Sie ausliefen?«
    »Ich habe Plymouth angelaufen, um Vorräte zu ergänzen, und bin auch aufs Land gefahren, um sie zu besuchen.« Herrick drehte sich um und ergriff seine Hände. »Mein Gott, wie soll ich es Ihnen sagen?«
    Bolitho starrte ihn an, und es lief ihm eiskalt über den Rücken.
    »Was ist los? Ist etwas passiert?«
    Herrick sah an ihm vorbei, und vor seinem Blick verwischte sich alles, als er noch einmal seinen Teil dieses schrecklichen Dramas durchlebte.
    »Sie hatte Ihre Schwester besucht. Es sollte die letzte Reise sein, bevor das Kind geboren wurde. In der Nähe von St. Budock muß irgend etwas die Pferde erschreckt haben, denn sie gingen plötzlich durch, die Kutsche kam von der Straße ab und stürzte um.« Er machte eine Pause, aber als Bolitho nichts sagte, fuhr er fort: »Der Kutscher war sofort tot, und Ferguson, Ihr Verwalter, der mit im Wagen saß, zunächst besinnungslos. Als er wieder zu sich gekommen war, trug er Cheney zwei Meilen weit.« Er mußte heftig schlucken. »Für einen Einarmigen war das gewiß wie hundert Meilen.« Er faßte Bolithos Hände mit festem Griff. »Aber sie war tot. Ich habe den Doktor des Ortes und den Garnisonsarzt von Truro, der herübergeritten kam, gesprochen. Sie konnten nichts mehr für sie tun.« Er senkte den Blick. »Und auch nicht für das Kind.«
    »Tot? « Bolitho zog die Hände zurück und trat zur Reling. Hinter ihm gingen die Seesoldaten der Ehrenwache plaudernd auf dem Weg in ihr Wohndeck vorbei, und hoch über ihm auf der Großrah saß ein Matrose und pfiff bei seiner Arbeit munter vor sich hin.
    Wie durch einen Nebel erkannte er Allday, der ihn von der obersten Stufe der Achterdeckstreppe beobachtete. Aus diesem Blickwinkel wirkte er kleiner, und sein Gesicht lag im Schatten. Es konnte nicht sein. Im nächsten Augenblick würde er aufwachen, dann war alles wieder wie zuvor.
    Herrick rief: »Allday, sorgen Sie für Ihren Kommandanten!«
    Und als Inch mit überraschtem und fragendem Gesicht auf ihn zutrat, gab er ihm einen Klapps auf die Schulter und sagte: »Me lden Sie mich beim Kommodore, ob er verwundet ist oder nicht.« Er streckte den Arm aus, als Inch zu Bolitho hinübergehen wollte.
    »Und zwar sofort, Mr. Inch!«
    Allday schritt schweigend neben Bolitho her, bis sie den Kartenraum erreicht hatten. Als Bolitho gleich am Schott in einen Stuhl sank, fragte er leise: »Was ist passiert, Käpt’n?«
    »Meine Frau,

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