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Feind in Sicht

Feind in Sicht

Titel: Feind in Sicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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in der Messe versammelte, um ihnen kurz die Absicht des Kommodore zu erklären, gab er sich alle Mühe, weder Ärger noch Enttäuschung zu zeigen. Zu jeder anderen Zeit wäre er froh gewesen, von Pelham-Martins Anwesenheit befreit zu werden; doch jetzt, da die letzte und entscheidende Aktion bevorstand, wäre es ihm anders lieber gewesen. Denn während Pelham-Martin früher seine Kapitäne selbst bei den trivialsten Depeschen zu Rate gezogen hatte, hatte er diesmal seinem knappen Befehl nichts hinzugefügt.
    Inch rief: »Anker kurzstag, Sir.«
    Bolitho riß sich aus seinen brütenden Gedanken und beschattete die Augen, um zur
Indomitable
hinüberzublicken. Winstanley verfluchte Pelham-Martin wahrscheinlich, weil er auf sein Schiff zurückgekommen war. Er konnte die Matrosen auf den Rahen des Zweideckers sehen, die geduckten Gestalten anderer, die sich am Ankerspill mühten. Dahinter hob sich die
Hermes
von den fernen Bergen ab, und auch die stattliche
Telamon
kürzte bereits ihre Ankertrosse. Selbst ohne Glas konnte er erkennen, daß sich der größte Teil der Inselbewohner am Kai und auf der Landzunge drängten, wo Hauptmann Dawsons Marinesoldaten die Batteriestellung repariert und geholfen hatten, die Verteidigungsanlagen für den Fall eines weiteren Angriffs zu verbessern.
    Trotz seines Unbehagens, weil Pelham-Martin es versäumt hatte, einen Schlachtplan zu entwickeln, fand Bolitho in dem Anblick einen gewissen Trost. Im hellen Sonnenschein, auf dem blauen schimmernden Wasser der Bucht und in dem steten leichten Nordostwind, der Sträucher und Büsche der Landzunge streichelte, boten die vier Schiffe einen prächtigen Anblick. Auch was er auf seinem eigenen Schiff sah, befriedigte ihn; seine Leute hatten gute Arbeit geleistet. Getreu seinem Wort, hatte de Block das Schiff mit allem versorgt, was ihm zur Verfügung stand. Dazu gehörte sogar neue Leinwand, um die in der Schlacht verlorenen Segel zu ersetzen. Und wie Perks, der Segelmacher, bemerkt hatte: »Das ist nicht der im Krieg übliche Schund, Sir, das ist echtes Material.«
    Gascoigne rief: »Signal an alle! Anker lichten!«
    Bolitho nickte. »Bringen Sie das Schiff in Fahrt, Mr. Inch.« Er sah Gossett an. »Wir nehmen die Position hinter der
Hermes
ein.«
    Das war ein anderer Punkt. Welche Aktion der Kommodore auch planen mochte, die
Hyperion
war das letzte Schiff der Formation. Bei dem herrschenden Nordost war das eine vernünftige Position, denn die
Hyperion
konnte als schnellstes Schiff des Geschwaders an den anderen vorbei vorstoßen, falls die
Indomitable
in Schwierigkeiten kam und Unterstützung brauchte. Doch für die Besatzung, von der viele nichts von diesen Dingen verstanden, mußte es wie eine Herabsetzung aussehen. Bolitho entschloß sich, die Leute über diesen Punkt aufzuklären.
    Er hörte Inch rufen: »Schaffen Sie die Trödler an die Besanbrassen! Wecken Sie die Kerls auf, verdammt noch mal!«
    Hier und da klatschte ein Tampen auf einen bloßen Rücken, während in die Matrosen Leben kam. Ein Monat vergleichsweiser Untätigkeit forderte seinen Preis, und es brauchte mehr als freundliche Worte, die Leute an die Brassen und Fallen zu treiben.
    »Marssegel setzen!«
    Gascoigne rannte über das Deck, als das Schiff sich gewichtig überlegte und mit knatternden Segeln an den Wind ging, während sich das Ankerspill, von einem atemlosen Shanty begleitet, noch drehte.
    »Flaggschiff an
Hyperion,
Sir.« Seine Augen tränten, weil Sonnenlicht in sein Teleskop fiel. »Mehr Beeilung!«
    Bolitho lächelte. »Bestätigen Sie.« Pelham-Martin wollte keine Nachlässigkeit dulden, solange sie von einem holländischen Schiff begleitet wurden. Die
Telamon
bot einen prachtvollen Anblick: ihr vergoldetes Heck glänzte wie ein Tempelaltar, und auch die dunkle Haut ihrer auf den Rahen ausgeschwärmten Matrosen schimmerte, als ob sie lackiert und poliert wären.
    Doch auf Lequillers Schiffe würde das wenig Eindruck machen, dachte er. Die
Telamon
war über fünfzig Jahre alt, und ihre Kanonen waren der Artillerie der Franzosen nicht gewachsen. Den größten Teil ihres Daseins hatte sie hier draußen verbracht. Ihre Planken waren wahrscheinlich verrottet, trotz der vergoldeten Schnitzerei und der stolzen Flaggen.
    Er wandte den Blick zur
Hermes,
die über Stag ging, um ihre Position hinter dem Holländer einzunehmen. Sie dagegen sah Zoll für Zoll wie ein kampferprobter Krieger aus: fleckig und zernarbt, mit mehr als nur einem Flicken in ihren ausgebleichten

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