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Feind in Sicht

Feind in Sicht

Titel: Feind in Sicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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zu vergleichen, was sie je erlebt hatte. Vom anbrechenden Morgen bis in die sinkende Nacht hielten die Reparaturarbeiten fast ohne Pause an, doch dank der üppigen Umgebung und der freundlichen Atmosphäre fanden sie dennoch Zeit für andere, interessantere Dinge. Die Erinnerungen an das Gefecht, sogar an die Wunden, die es geschlagen hatte, waren fast vergessen, und während Zimmerleute und Matrosen hoch über Deck oder tief im Rumpf arbeiteten, verbrachten andere, Glücklichere oder Geschicktere, ihre Zeit an Land mit dem Herbeischaffen von Frischwasser und Obst und nahmen jede Möglichkeit wahr, ihre Beziehungen zum weiblichen Teil der Bevölkerung zu verbessern.
    Zu Beginn der dritten Woche warfen die
Indomitable
und die
Hermes
mit ihren zwei Begleitschaluppen in der Bucht Anker, und Bolitho fragte sich, wie lange Pelham-Martin noch brauchen würde, um sich für einen endgültigen Aktionsplan zu entscheiden. Bisher hatte der Kommodore wenig mehr getan, als die beiden Fregatten auf getrennte Patrouillenfahrten nach Südwesten zu schicken, doch jetzt, da er große Schiffe zur Verfügung hatte, mochte er endlich bereit sein, zu handeln.
    Für Bolitho war es leicht gewesen, seine Leute zu beschäftigen.
    Die Reparaturen im Rigg und an Deck brachten Arbeit in Fülle, und der schon vorher bestehende Mangel an Leuten wurde durch die Verluste im Gefecht noch erhöht, so daß ihm jetzt ein Sechstel zu einer vollständigen Besatzung fehlte. Doch selbst ihre Überbeanspruchung reichte nicht aus, um seine Leute vor Schwierigkeiten zu bewahren. Er konnte und wollte nicht verbieten, daß sie in kleinen Gruppen an Land gingen, doch es hatte schon Reibereien, sogar Schlägereien mit einigen männlichen Einwohnern gegeben, und der Grund dafür war leicht zu erraten.
    Die dunkelhäutigen Frauen mit ihrem bereitwilligen Lächeln und ihren herausfordernden Blicken konnten das Herz jedes Seemanns entflammen; angesichts der strahlenden Sonne und des leicht erhältlichen Rums war es nur eine Frage der Zeit, bis es zu einem ernsthaften Zwischenfall kommen mußte.
    Doch jetzt, da noch mehr Schiffe in der Bucht ankerten, drohte an Stelle der Gastfreundschaft Ablehnung, wenn nicht Schlimmeres zu treten.
    Als Bolitho mit dem Kommodore über seine Befürchtungen sprach, hatte er keine befriedigende Antwort erhalten. Pelham Martin logierte nicht mehr an Bord der
Hyperion,
sondern hatte de Blocks Angebot, sein Quartier zeitweise in der Residenz des Gouverneurs aufzuschlagen, bereitwillig akzeptiert.
    Er hatte nur gesagt: »Wenn Sie Ihren Leuten nicht trauen können, Bolitho, dann müssen Sie verhindern, daß sie an Land gehen.«
    Bei anderer Gelegenheit hatte er angedeutet, daß er auf Nachrichten aus Caracas warte, die ihm einen neuen Hinweis geben würden, wohin Lequiller sich zurückgezogen haben könnte.
    Denn dies war das Merkwürdigste von allem: Lequillers Geschwader war verschwunden, als ob es nie existiert hätte.
    Als die Fregatte
Spartan
von Caracas zurückkam, war es Bolitho gelungen, mit ihrem Kommandanten zusammenzutreffen, bevor er auf eine neue Patrouille ausgeschickt wurde. Kapitän Farquhar war sowohl verärgert als auch ungeduldig gewesen.
    »Der spanische Generalgouverneur ist höflich, aber nicht mehr gewesen. Er gewährte mir ganze zehn Minuten Audienz. Die Grußbotschaft unseres Kommodore schien ihn kaum zu interessieren.«
    Farquhars Lippen hatten sich zu einem verächtlichen Lächeln gekräuselt. »Er gab mir zu verstehen, daß die Engländer die Kontrolle über die karibische See schon so lange für sich in Anspruch nähmen, daß es jetzt nur unsere Pflicht wäre, zu beweisen, daß wir sie auch haben.«
    Bolitho konnte Farquhars Gereiztheit gut verstehen. Er hatte nie in dem Ruf gestanden, geduldig zu sein, und mit der Demütigung, in dieser Weise abgefertigt zu werden, konnte er sich nicht so leicht abfinden. Doch obwohl er wütend gewesen war, hatte er nicht versäumt, aus seinem Besuch Nutzen zu schlagen. In Caracas war nur ein einziges Kriegsschiff vorhanden gewesen, und offensichtlich wurde es als Begleitschutz zurückgehalten, wahrscheinlich für ein spanisches Schatzschiff. Eines stand jedoch fest: Niemand wußte etwas von Lequillers Geschwader oder sagte nur ein Wort darüber. Und dennoch – Bolitho hatte es zahllose Male erwogen –, irgendwo mußte es liegen, Schäden reparieren, auf den nächsten Zug lauern und sich darauf vorbereiten. Aber wo?
    Dann, nach einer weiteren Woche des Wartens und der Sorge,

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