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Feind in Sicht

Feind in Sicht

Titel: Feind in Sicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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glitt ein kleiner, bewaffneter Schoner in die Bucht und ging dicht unter Land vor Anker. Es war die
Fauna,
de Blocks Verbindungsschiff zu den anderen holländischen Inseln und fast so alt wie die
Telamon.
    Innerhalb einer Stunde erhielt Bolitho den Befehl, sich in Pelham-Martins Hauptquartier einzufinden; als die Barkasse von der
Hyperion
wegpullte, sah er mit grimmiger Befriedigung, daß auch von den anderen Schiffen Boote ablegten und dem Ufer zufuhren.
    Es mußte etwas Dringendes vorliegen, wenn der Kommodore seine Kapitäne vor dem Mittagessen zusammenrief. Seit Pelham-Martin seinen Sitz in der Residenz des Gouverneurs aufgeschlagen hatte, hatte er auch eine großspurige und abweisende Lebensart angenommen. Wenn er einige seiner Offiziere zum Essen einlud, was nicht oft geschah, war danach das Gesprächsthema vieler Tage sein Konsum an Speisen und Wein.
    Bolitho traf ihn in dem niedrigen Raum an, der aufs Wasser hinausging, wo er hinter einem vergoldeten Tisch saß, der völlig von Seekarten und anderen Papieren bedeckt war.
    Er blickte auf, als Bolitho eintrat, und deutete auf einen Sessel. Dann sagte er beiläufig: »Endlich Neuigkeiten, Bolitho.« Es schien ihm wirklich Mühe zu machen, seine Aufregung zu beherrschen.
    »De Block hat mich über Lequillers Aufenthalt unterrichtet. Wir können also endlich handeln.«
    Winstanley und Fitzmaurice kamen zusammen an, gefolgt von Kapitän Mulder von der
Telamon.
    Pelham-Martin wartete, bis auch sie Platz genommen hatten, ehe er verkündete: »Lequillers Schiffe sind gefunden worden, meine Herren.« Er beobachtete befriedigt die plötzlich erkennbare Spannung und fügte großspurig hinzu: »Ich weiß, daß es manchen gibt, der gern voreilig gehandelt hätte.« Er ließ den Blick kurz auf Bolitho ruhen, ehe er fortfuhr: »Aber wie ich immer wieder betont habe, gibt es nur eine korrekte Methode, den Feind zum Kampf zu stellen und die eigene Stärke zu zeigen.« Er erwärmte sich an seinem Thema; am Gesicht der beiden anderen britischen Offiziere las Bolitho ab, daß es ihnen wohlbekannt sein mußte. Winstanley wirkte leicht amüsiert, und Fitzmaurice schien höflich gelangweilt zu sein.
    »Wir sind eine Schutzmacht von Bedeutung, meine Herren, und der Aufmarsch und Einsatz der zu unserer Verfügung stehenden Kräfte ist viel wichtiger als irgendein kurzes, verwegenes Gefecht.« In diesem Augenblick trat de Block mit einer Seekarte unterm Arm durch eine kleine Seitentür ein. Er nickte dem Kommodore zu und rollte seine Karte dann über den anderen auf.
    Pelham-Martins Gesicht verfinsterte sich, und er betupfte sich die Stirn mit einem seidenen Taschentuch. »Ich habe gerade bekanntgegeben, daß Lequiller gefunden worden ist. Nicht wahr?«
    De Block stopfte sich mit seiner einen Hand eine lange Tonpfeife.
    »So ist es.« Er klopfte mit dem Pfeifenstiel auf die Karte. »Mein Schonerkapitän sprach vor vier Tagen mit einem Westindienfahrer, der einen an Fieber erkrankten Offizier an Land setzen wollte, und zwar hier.« Der Pfeifenstiel deutete auf eine Stelle, und die um den Tisch sitzenden Offiziere reckten die Hälse. »Das ist der Hafen Las Mercedes auf dem zu Spanien gehörenden Festland. Aber dem Schiff wurde das Einlaufen verweigert.«
    Pelham-Martin sagte: »Nur zweihundert Meilen westlich von Caracas, und dennoch hat der Generalgouverneur nichts davon gewußt?«
    De Block warf ihm einen schiefen Blick zu. »Die Entfernung mag vielleicht zweihundert Meilen betragen, aber in dieser Gegend ist das ungefähr zehnmal so weit wie anderswo.« Er seufzte. »Aber wie dem auch sei, der Kapitän des Westindienfahrers berichtete auch, daß er dort mehrere Kriegsschiffe habe liegen sehen.«
    Kapitän Mulder sagte: »Dieser Lequiller hat sich eine günstige Stelle ausgesucht. Dieser Hafen ist…« Er suchte nach dem richtigen Wort. »Er ist sehr abgelegen.«
    Bolitho war aufgestanden und beugte sich über die Karte. »Ich habe davon gehört. Früher war es ein Schlupfwinkel für Piraten. Ein guter Ankergrund und gegen die See wie zum Land hin leicht zu verteidigen.« Er folgte mit dem Finger der zerklüfteten Küstenlinie. »Die Bucht dort gleicht der hiesigen, aber der Karte zufolge gibt es außerdem einen breiten Fluß, der sie vor einem Angriff von Land her schützt.«
    De Block lächelte. »Keinen Fluß. Früher war es vielleicht mal einer, aber jetzt ist es kaum mehr als ein Sumpf. Niemand weiß genau, wie weit er ins Land reicht, denn kaum jemand hat ihn noch erforschen

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