Feind in Sicht
Segeln.
Inch sagte: »Die
Indomitable
setzt Bramsegel, Sir.«
»Sehr gut. Tun Sie das gleiche, Mr. Inch.« Bolitho schwankte etwas, als sich das Deck leicht unter ihm hob. Genau wie er schien das Schiff froh zu sein, das Land hinter sich zu lassen.
Er blickte nach oben, um zu sehen, wie die Segel von den Rahen fielen und die winzigen Silhouetten der Toppsgasten um die Wette aufenterten, um die Befehle vom Deck zu befolgen. Er sah Pascoe im Großmast, der geschickt dem Rollen des Schiffes folgte. Den Kopf in den Nacken geworfen, sah er den bezopften Matrosen nach, die an ihm vorbeischwärmten, während weitere Leinwand ausgeschüttelt wurde und sich an den Rahen blähte. Sein Hemd stand bis zum Gürtel offen, und Bolitho konnte erkennen, daß seine Haut schon gebräunt war und seine Rippen weniger vorstanden als damals, als er an Bord gekommen war. Pascoe lernte schnell und gut, doch aus dem, was Bolitho in St. Kruis von ihm gesehen und gehört hatte, wußte er, daß der Junge sich von den anderen Midshipmen fernhielt und seinen Kummer wie eine latente Krankheit nährte.
Gossett sang aus: »Kurs West zu Süd, Sir.«
»Sehr gut.« Bolitho ging nach Luv hinüber, um die Landzunge vorbeiziehen zu sehen. Winzige Gestalten liefen am Rand der brüchigen Felsen entlang, wo das französische Landekommando im Schutz der Dunkelheit gegen die Batteriestellung vorgegangen war. In weiter Ferne konnte er Backbord voraus einen winzigen weißen Splitter am Horizont ausmachen: eine der Schaluppen, die vorausgeschickt worden waren, um mit einem Minimum an Verzögerung Kontakt mit den Fregatten aufzunehmen und ihnen Pelham Martins Befehle zu überbringen.
Zu Inch sagte er ruhig: »Setzen Sie vorläufig nicht mehr Segel. Ich fürchte, daß wir mit unserem sauberen Kupferbeschlag sonst die
Hermes
überholen.«
Inch grinste. »Aye, Aye, Sir.«
Erst jetzt wurde es Bolitho bewußt, daß Inch ohne den geringsten Fehler das Schiff in Fahrt gebracht hatte, während er so in seine Gedanken vertieft gewesen war, daß er kaum darauf geachtet hatte. Er sah seinen Leutnant ernst an. »Aus Ihnen werden wir noch einmal einen Kommandanten machen, Mr. Inch.«
Er ließ einen noch breiter grinsenden Inch zurück und ging nach achtern in seine Kajüte, wo er sich seinen Gedanken überlassen konnte.
Rückzug
Der dritte Tag nach dem Auslaufen von St. Kruis dämmerte hell und klar. Der Himmel war wolkenlos und eisblau. Die See wurde von einem ungestümen Nordost gepeitscht und erstreckte sich als ein endloses Muster aus kleinen Schaumkronen, von der Sonne gelb überhaucht, bis zum fernen Horizont.
Während der Nacht hatten die Schiffe sich trotz der eindringlichen Signale von Pelham-Martin zerstreut, und es brauchte viele nervenstrapazierende Stunden, bis die Formation zu seiner Zufriedenheit wiederhergestellt war. Jetzt liefen die Schiffe mit halbem Wind und in der steifer werdenden Brise stark nach Steuerbord krängend nach Südosten der schattenhaften Küste entgegen, wo nur die tiefer landeinwärts gelegenen, hochragenden Berge von der Sonne erreicht wurden. Die Bucht von Lac Mercedes lag noch im Dunst verborgen.
Bolitho stand auf dem Achterdeck und hielt sich mit einer Hand an den Netzen. Trotz der schon herrschenden Wärme war ihm kalt, und die Augen schmerzten ihn vom angestrengten Beobachten des Landes, das aus dem Schatten auftauchte und mit dem anbrechenden neuen Tag Umriß und Gestalt gewann. Seit sie Anker gelichtet hatten und ausgelaufen waren, hatte er kaum an etwas anderes gedacht als an diesen Augenblick. Während die Schiffe nach Westen segelten, ehe sie im Schutz der Dunkelheit nach Süden abdrehten und einen Kurs auf das Land zu einschlugen, hatte er darüber nachgedacht, was Pelham-Martin tun würde, falls die Franzosen die Bucht bereits geräumt hatten und meilenweit entfernt waren, so wenig faßbar wie bisher. Oder, schlimmer noch, falls de Blocks Schoner falsch informiert worden war und Lequiller sich nie in dieser Gegend aufgehalten hatte.
Falls das eine oder andere zutraf, konnte kaum jemand wissen, wo die Spur wiederaufgenommen werden sollte. Zwei Geschwader zum Gefecht zusammenzuführen, hing mehr vom Glück als von der Planung ab; auch konnte Lequiller sich entschlossen haben, nach Frankreich zurückzukehren oder andere Pläne am anderen Ende der Welt zu verfolgen.
Um sich herum und unter sich spürte Bolitho das Beben und Knarren des Rumpfs, während das Schiff unter gekürzten Segeln den anderen auf die Bank von
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