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Feind in Sicht

Feind in Sicht

Titel: Feind in Sicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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herab. Die Muskete hoch über den Kopf gehoben, hüpfte er von Fels zu Fels, als ob er es sein Leben lang getan hätte.
    »Alles klar, Sir«, meldete er. Er deutete auf die geschwungene Höhe, wo die ersten schwachen Sonnenstrahlen bereits die Schatten vertrieben und das rauhe Strauchwerk und den steinigen Boden mit Farbe überhauchten.
    Bolitho erkannte in dem Kundschafter den Matrosen mit dem Narbengesicht, der ihm das Leben gerettet hatte. »Das haben Sie gut gemacht.«
    Er winkte Lang und sah, wie der seine Gruppe nach rechts den Berg hinaufführte. Zu Allday sagte er: »Lassen Sie die Leute hier warten. Ich gehe vor, um mich umzusehen.« Mit dem hageren Seemann an seiner Seite eilte er das letzte Stück hinauf und ließ sich oben fallen. Er griff nach dem kleinen Teleskop und studierte die Bucht, die sich unten in atemberaubender Schönheit ausbreitete. Rechts ragte der spitze Berg auf, den Pascoe aus dem Sumpf gesichtet hatte. Der Steilhang und die Flanken schimmerten im blassen Sonnenlicht wie eine polierte Pfeilspitze. Die Stadt an seinem Fuß lag noch im Schatten, und Bolitho richtete das Glas auf die offene See und die Schiffe, die wie bisher vor der Einfahrt zur Bucht verankert lagen.
    Der Matrose hob den Arm. »Dort sind die Kanonen, Sir.«
    Bolitho senkte das Glas und stützte es auf einen Fels. Die schweren Geschütze, sieben im ganzen, standen dicht am Rand der Klippen. Ihre Rohre hoben sich scharf von den weit unten anrollenden Schaumköpfen der Wellen ab. Es war tatsächlich ein großer, natürlicher Sattel, und wo der nächste Berg sich vor dem Ende der Landzunge erhob, konnte er eine Reihe blasser Zelte erkennen, vor der ein einzelner Posten patrouillierte. Die Straße zur fernen Stadt war von dieser Stelle aus nicht zu sehen, aber Bolitho vermutete, daß der Posten für seinen Kameraden auf der anderen Seite gut sichtbar war.
    Steine klapperten laut, und Midshipman Carlyon kletterte neben ihm herauf. »Mr. Langs Respekt, Sir, und seine Leute sind oberhalb der Straße in Stellung gegangen.« Er spähte zu den Kanonen hinunter und schauderte. »Auf seiner Seite befindet sich nur ein Wachtposten, Sir.«
    Bolitho richtete das Glas auf den Posten hinter der Reihe Zelte. Was, um Himmel willen, hielt Quince auf?
    Er blinzelte heftig und korrigierte die Einstellung seines Glases. Einen Augenblick glaubte er, Opfer einer optischen Täuschung zu sein. Eben noch schlenderte der Posten am Rand der Klippe entlang, die Hände tief in den Taschen, das Kinn nachdenklich auf der Brust. Dann verschwand er wie durch Zauber. Bolitho wartete noch ein paar Sekunden, dann sah er etwas Weißes über einem niedrigen Ginstergebüsch: das Signal. Der unglückliche Posten brauchte sich über den kommenden Tag und auch über spätere keine Gedanken mehr zu machen.
    Bolitho sagte knapp: »Melden Sie Mr. Lang, daß wir sofort angreifen. «
    Als der erschrockene Midshipman bergab rannte, drehte Bolitho sich nach Allday um und winkte: »Folgt, mir, Jungs. Keinen Laut und keinen Schuß, ehe ich’s befehle.«
    Als die Sonne dann über den fernen Bergen auftauchte, stürmte er zur Batterie hinunter, den Säbel in der Faust und den Blick fest auf die stillen Zelte gerichtet.
    Auf dieser Seite war der Berg viel steiler als erwartet, und als Bolitho immer schneller rannte, hatte er das Gefühl, vornüberzustürzen. Hinter ihm wurde es lauter. Ängste und Spannung wichen einer wilden Erregung, die nicht einmal durch Drohungen unterdrückt werden konnte; aus dem Augenwinkel bemerkte er einen Matrosen, der ihn bereits einholte und der das gesenkte Bajonett wie eine Pike vor sich hielt, während er in vollem Lauf an der Spitze seiner Kameraden vorstürmte.
    Irgendwo in der Ferne knallte eine Pistole. Der Knall war über dem Stampfen und Keuchen nur schwach zu hören gewesen. Doch gerade, als Bolitho über ein paar gezackte Felsbrocken sprang, tauchte aus einem Zelt ein Mann auf und blieb stocksteif stehen, wie zu Stein erstarrt.
    Dann machte er auf dem Absatz kehrt, riß die Zeltklappe auf und brüllte:
»Aux armes! Aux armes!«
    Aus den anderen Zelten drängten sich Gestalten, manche mit ihren Waffen, die meisten aber unbewaffnet, rannten hierhin und dorthin. Vermutlich hatten sie noch nicht begriffen, was geschah.
    Weitere Schüsse knatterten in der frischen Morgenluft, und mehrere Franzosen brachen neben den Zelten zusammen. Als Quince mit seiner lockeren Reihe Matrosen auf dem Abhang erschien, feuerte ein Franzose, wahrscheinlich ein

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