Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feind

Feind

Titel: Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Corvus
Vom Netzwerk:
entfernt?«
    »Zwei Meilen. Weiter nicht.« Sie zeigte in die Richtung. »Es sind
einzelne Gehöfte und eine Mühle. Alle abgebrannt.«
    »Und sie sind sicher fort?«
    »Ich habe mich nicht genähert. Soweit ich in der Dämmerung erkennen
konnte, hat sich nichts mehr bewegt.«
    Helion wandte sich um. »Aufbruch!«, rief er. »Wer noch nicht marschbereit
ist, kommt nach, so schnell er kann!«
    Er gab dem Falben die Sporen, was er sofort in den Knochen spürte.
Er war nie ein guter Reiter gewesen, aber seit Lisanne die Lebenskraft aus
seinem Körper gezogen hatte, spürte er das besonders deutlich. Er zeigte es
niemandem, aber das Alter hatte sich in ihm eingenistet, ohne dass er die
Möglichkeit gehabt hätte, sich über Jahre darauf einzustellen.
    Das Tal war nicht zu verfehlen, der Bach zog eine Schneise durch die
Landschaft. Anders als Deria berichtet hatte, sah Helion jedoch im Licht des
anbrechenden Tages Gestalten, die sich um die noch rauchende Ruine der Mühle
bewegten.
    Er stellte sich in den Steigbügeln auf. »Sind das Fayé?«
    »Nein«, sagte Limoras. »Aber macht das einen Unterschied? Wir werden
uns die Sache ohnehin aus der Nähe ansehen, oder?«
    Helion nickte. Er sah sich um, versuchte, abzuschätzen, wie viele
Bewaffnete bei ihm waren. Wegen des Waldes konnte er sich keine klare Übersicht
verschaffen, aber es waren sicher einige Dutzend. Deutlich mehr als die
Handvoll Gestalten im Tal. »Vorrücken!«, befahl er.
    Sie wurden schnell bemerkt. Jemand an der Mühle rief etwas, dann
wandten sich die Leute zur Flucht.
    »Fangt sie ein, aber tut ihnen kein Leid an! Vielleicht sind es
Überlebende!«
    Davon konnte es allerdings nicht viele geben. Als sie die Mühle
passierten, sahen sie einen ganzen Berg von verkohlten Leichen. Dazu kamen tote
Gardisten, etwa ein Dutzend. Sie waren nicht an den Folgen eines Kampfes
gestorben. Helion sah keine Wunden, aber das Blut auf den Wangen, und sie waren
so ordentlich aufgereiht, dass sie wohl andächtig gekniet hatten, als ihre Zeit
gekommen war.
    Milir führte die beiden Rappen nicht grundlos im Wappen. Seine
Ritter wussten deutlich besser mit Pferden umzugehen als Helion. Sie hatten ihn
schnell überholt und die Fliehenden gestellt, die nun von ihren Lanzen umgeben
waren.
    »Arriek!«, rief Helion überrascht. Aus der Nähe waren die
Wüstenkrieger leicht an dem roten Stoff zu erkennen, den sie um ihre Helme
gewunden und vor ihre Gesichter gelegt hatten, sodass nur die Augen zu erkennen
waren. Sie waren zu klug, um die krummen Schwerter aus den Scheiden zu ziehen,
die sich auf ihren Rücken kreuzten. Vielleicht waren sie Söldner, vielleicht
auch nur auf der Durchreise, während sie den Sitten ihres Volkes entsprechend
nach der Gelegenheit für einen guten Kampf suchten. Jedenfalls waren sie keine
Bauern, die dieses Massaker überlebt hatten. »Was führt euch hierher?«,
verlangte Helion zu wissen.
    Ein Ruck ging durch den Falben. Er stieß ein gequältes Wiehern aus,
Helion spürte sein Zittern zwischen den Schenkeln. Gerade noch rechtzeitig
bekam er die Stiefel aus den Steigbügeln, um sich von dem Pferd abzustoßen, als
es zusammenbrach. Er hatte schon viele Krüppel gesehen, deren Beine unter ihrem
Reittier zerquetscht worden waren.
    Das Pferd war noch nicht tot, aber es röchelte Blut auf den Boden.
Die Augen quollen im Todeskampf hervor, die Beine traten ins Leere. Helion
beeilte sich, den Schild vom Sattel zu lösen. Jetzt hatte er den Pfeil im Hals
des Tiers gesehen.
    »Wenn sie Euch hätten treffen wollen«, sagte Limoras gelangweilt,
»hätten sie es getan. Fayé verfehlen ihr Ziel nicht.«
    Wütend starrte Helion ihn an. »Was soll das dann sein? Ein
gefiederter Freundschaftsgruß?«
    »Nein. Eine Einladung.« Er zeigte den Hang hinauf.
    Helion brauchte einen Moment, bis er die Fayé erkannte. Sie waren
ähnlich gekleidet wie Limoras, mit Zweigen und Blättern, die sich um ihre
Körper gelegt hatten, was sie mit dem Unterholz verschmelzen ließ. Die hellen,
dreieckigen Gesichter verrieten ihren Standort noch am leichtesten.
    »Sind das eure Herren?«, fragte Helion die Arriek.
    »Ihr Gold ist so gut wie das jedes anderen«, erwiderte einer von
ihnen.
    Also waren sie Söldner. Und sie waren nicht die einzigen. Neben den
Fayé kam Bewegung in den Wald, als sich weitere menschliche Krieger erhoben.
Die meisten waren keine Arriek, sondern das übliche Geschmeiß, das die Kriege
der Welt gebaren. Kaum ein Söldner wählte dieses Leben, weil er sich

Weitere Kostenlose Bücher