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Feind

Feind

Titel: Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Corvus
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Fallan
nicht meine uneingeschränkte Zuneigung genießt.«
    »Was soll das sein? Eine Baronie? Eine Familie?«
    »Wir haben keine Familien wie Ihr.«
    Helion lachte auf. »Ihr lebt nicht wie wir. Ihr entscheidet nicht
wie wir. Und jetzt habt Ihr keine Familien wie wir? Macht Euch nicht
lächerlich! Mann, Frau, Kind. So etwas muss es auch bei Euch geben.«
    Limoras’ Kopf verharrte bewegungslos, eine Geste, die dem
menschlichen Starren nahekam. Helion kippte den Schild, sodass seine Fläche
exakt senkrecht stand und er ihn sofort zwischen sich und den Fayé reißen
konnte. Ihm war die leichte Bewegung des Schwerts in dessen Faust nicht
entgangen. Es mochte eine unbewusste Geste sein, aber die Waffe war jetzt in
einer guten Position, um zuzuschlagen. Offenbar trieb Limoras zwar gern seinen
Spott mit seiner Umgebung, schätzte es jedoch nicht, wenn ihm mit gleicher
Münze gewechselt wurde.
    Aber sein Gegenüber beherrschte sich. Die Schwertspitze sank wieder
Richtung Boden. »Eine Fallan bildet sich nicht nach dem Zufall der Geburt. Man
entscheidet sich dafür.«
    »Kann man sich auch dagegen entscheiden? Eine Fallan wechseln?«
    »Es kommt vor. Nach ein paar Jahrhunderten werden manche ihrer
Gesellschaft überdrüssig.«
    »Oder ihre Gesellschaft wird ihrer überdrüssig, wie? Es war Eure
Fallan, die Euch verstieß und in die Schatten gab?«
    Das Bersten eines Baums erinnerte sie daran, dass sie sich mitten in
einer Schlacht befanden. Die Löcher, aus denen der Dampf zischte, waren nicht
das Einzige, was mit dem Boden geschah. Etwas bewegte sich darin, wie Maulwürfe,
so groß wie Hunde, die mit ungewöhnlicher Geschwindigkeit nahe der Oberfläche
ihre Gänge aufschütteten. Die dadurch entstehenden Hohlräume waren gefährliche
Stolperfallen, aber sie gingen auch gezielt Wurzeln an, um Bäume ins Wanken zu
bringen. Da sich das feindliche Heer langsam hangaufwärts zurückzog und Helions
Truppen aus dem Tal nachrückten, fielen die Bäume meist auf die Gegner der
Fayé. Oder auf die menschlichen Söldner, die sie in ihre vorderen Linien
gestellt hatten und deren Leben offenbar nicht viel zählte. Hier erging es den
käuflichen Schwertern nicht anders als in jedem anderen Heer auch.
    Die Krone des fallenden Baums rauschte herunter, die aus der Erde
brechenden Wurzeln schleuderten Dreck auf Helions Rüstung. Bebend schlug der
Stamm auf, rutschte hangabwärts. Soweit Helion erkennen konnte, hatte er
niemanden erfasst. Im Gegenteil, dadurch, dass das Sonnenlicht wegen der Lücke
im Blätterdach nun leichter Einlass fand, half ihnen dies sogar. Der Dampf wich
zurück, öffnete die Sicht.
    »Da sind noch mehr von Eurem Volk.« Helion zeigte mit dem Schwert
auf eine Gruppe von fünf Fayé, die den Kampf beobachteten. »Hierher!«, rief
Helion. »Angriff!«
    Schon in einer gewöhnlichen Schlacht wurde Kontrolle für einen
Feldherrn schnell zu einer Illusion. Deswegen kam den Truppführern eine
entscheidende Bedeutung zu. Sosehr man sich auch auf deutliche Feldzeichen und
laute Trommeln verließ, die Entscheidungen wurden immer dort getroffen, wo die
Krieger Schwert an Schild, Lanze an Axt mit dem Feind standen. In diesem
dampfgeschwängerten Wald galt das umso mehr. So viele Todesschreie hatte dieser
Tag gehört, dass die Verluste immens sein mussten. Helion wusste nicht, wie es
um den Kampf stand, welche Seite die Oberhand hatte. Die Fayé wichen zurück,
aber das taten sie von Anfang an, was vermuten ließ, dass es sich um ein
taktisches Manöver handelte. Für eine Flucht war die Bewegung zu langsam.
    So konnte Helion nur ungeduldig warten, bis sich eine Handvoll
Bewaffneter bei ihm eingefunden hatten. Dann führte er sie in den Kampf.
    Die Fayé empfingen sie mit Pfeilen. Kein Schuss ging fehl, aber an
eisengeschmiedeten Rüstungen fand auch die Kunst der besten Bogenschützen ihre
Grenze. Die Fayé wussten das und wählten ihre Ziele dementsprechend. Während an
Helions Helm nur ein Pfeil abprallte, schlugen drei durch den Lederpanzer des
alten Waffenknechts neben ihm und einer in das ungeschützte Bein unter dem
Kettenhemd eines weiteren. Zweimal noch kamen die Fayé zum Schuss, fanden die
brüchige Stelle in der Kniepanzerung eines Ritters. Dann war Helion heran.
    Die Feinde hatten sich zu sehr auf ihre Fernkampffähigkeiten
verlassen. Helion war dankbar dafür, dass Arroganz offenbar ein Wesenszug war,
der in Limoras’ Volk weit verbreitet war. Sein Gegner nahm den Bogen in beide
Hände und hielt ihn schützend über

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