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Feind

Feind

Titel: Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Corvus
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nicht, schließlich waren auch die Osadroi
irgendwo in dem Palast, vor dem nun ein ganzes Heer Aufstellung nahm, um dem
Schattenkönig Ehre zu erweisen. Und das, obwohl die Fayé inzwischen massiv nach
Eskad vordrangen. Helion war auch nach dort befohlen worden und hatte es wagen
müssen, zu desertieren und sich einem anderen Söldnerlager anzuschließen, um
sich nicht von Lisanne zu entfernen. Die Dämmerung war fortgeschritten, aber
die Reihen der Bewaffneten standen noch immer nicht in der Ordnung, die den
Gardisten vorschwebte. Man konnte sie leicht erkennen, ihre Rüstungen waren
tadellos. Bei den meisten Söldnern war hier ein Stück Kernleder aufgenäht, dort
eine Reihe Kettenringe erneuert. Die Panzer der Gardisten schimmerten in
einheitlichem, dunklem Grau. Bei ihnen war kein Helm zu groß, sodass er mit
einem Tuch hätte gepolstert werden müssen, und kein Axtblatt rostig.
    Helion dagegen fiel unter den Söldnern nicht auf. Es gab ein Dutzend
Arriek. Lediglich der Umstand, dass er zusätzlich zu den beiden Krummschwertern
auf seinem Rücken auch noch seine ritterliche Waffe an der Seite trug, mochte
einen Beobachter verwundern, aber die Scheide war unedel und den Griff mit dem
Rubin hatte er umwickelt. Fragen nach der Vergangenheit stellten Söldner
ohnehin nie. Sie waren nicht hier, um Freundschaften zu schließen.
    Das hatte Orrer offenbar vergessen. »Ich wusste, dass sie die
Opferstätte ausgesucht haben, weil dort so viele gestorben sind. Qualvoll
gestorben. Manche Rituale haben eine Woche gedauert. Auf den Steinblöcken ist
das Blut so tief eingezogen, dass man einen Meißel bräuchte, um es
wegzubekommen. Aber das wollen sie gar nicht. Solche Orte lieben sie, die
Zauberer. Die Grenze zum Nebelland ist dort nur schwach bewacht. Das wusste
ich.«
    Wieder wollte er den Weinschlauch zum Mund führen, aber der Gardist,
der zwei Reihen weiter vorn die Aufstellung inspizierte, herrschte ihn an:
»Hier wird nicht gesoffen!«
    Orrer starrte wütend, verschloss den Schlauch aber wieder. »Mit
denen legt man sich besser nicht an. Die sind härter als wir. Ihre Meister
vollbringen Dinge, zu denen wir nicht fähig sind. Ich meine nicht die
zauberische Macht. Aber sie denken anders über Grausamkeit. Für die ist sie ein
Werkzeug. Eines, das sie jede Nacht benutzen. Ich meine, ich bin auch kein
schüchternes Burgfräulein …« Er versuchte ein Grinsen, das aber an seinen
zitternden Lippen scheiterte. »Die Burgfräuleins, die ich getroffen habe, denen
habe ich gezeigt, was ein echter Mann ist. Jetzt wissen sie, wozu ihre Früchte
gut sind.« Er deutete Wölbungen an seiner Brust an. »Und wie diese Lanze
sticht«, er fasste sich in den Schritt, »das habe ich ihnen auch gezeigt. Aber
richtig. Am Schluss waren sie alle bei der Sache. Eine wollte nicht. Ich meine,
am Anfang wollten sie alle nicht, ich bin ja kein Prinz.« Er lachte. »Aber die
eine, die wollte überhaupt nicht, auch nicht, als wir schon dabei waren. Da
musste ich nachhelfen. Wie bei einem Pferd, das die Sporen braucht, damit es
galoppiert. Hatte meinen Dolch dabei. Bin ja immer vorbereitet. Hat schön
gesungen, die Kleine.« Die angenehme Erinnerung schien ihm Sicherheit zu geben.
Sein Lachen klang befreit.
    »Was ist denn so witzig?«, brüllte der Gardist. »Ich komme gleich
rüber, vielleicht finde ich dann auch was zu lachen!«
    Orrer kicherte leise weiter. »Als meine Kumpels dran waren, war sie
schon richtig zugeritten. Konnte gar nicht genug bekommen, die kleine Schlampe.
Ist jetzt sicher eine Hure. Wenn sie erst mal auf den Geschmack kommen, die Weiber,
dann sind sie noch geiler als wir.«
    »Warum warst du eigentlich an diesem Opferplatz?«, fragte Helion.
    Sofort kehrte die Angst in Orrers Gesicht zurück. »Sie lassen uns
die Drecksarbeit machen. Dafür sind sich die Gardisten zu fein. Sie wollen,
dass alles sauber ist.«
    »Die Gardisten haben euch dorthin befohlen? Ich dachte, es sei ein
Opferplatz der Fayé?«
    »Ist es ja auch«, schnappte Orrer. »Aber die Unsterblichen sind doch
alle gleich. Wer mit Magie umgeht, der genießt das Quälen. Nicht, dass ich das nicht
auch manchmal getan hätte. War ein großer Spaß, dieses Burgfräulein schreien zu
hören. Und ihren Vater, ich glaube, der war sogar ein Baron, den haben wir
zusehen lassen.« Beifallheischend sah er Helion an.
    Helion starrte stumm in seine Augen.
    Orrer räusperte sich. »Bei denen ist das anders. So ein Ort, an dem
viel gefoltert wurde, der ist für die wie ein

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