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Feind

Feind

Titel: Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Corvus
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aufzufallen.
    »Wisset, Unwürdige!« Lisanne sprach nicht laut. Dennoch war ihre
Stimme so deutlich zu verstehen, als stünde sie direkt neben ihm. »Eine Ehre
wird euch zuteil, für die andere das Leben einer Generation opfern würden.
Nicht weil ihr es verdient, sondern weil es IHM so gefällt, wird der Meister aller Schatten, Herr der Welt, SCHATTENKÖNIG ELIEN VITAN , Ehrfurcht SEINEM Namen, diesen Ort mit SEINER Gegenwart beehren. Erzittert! Fürchtet jede Unvollkommenheit, die SEINE Augen beleidigen könnte!«
    Um sie herum wagten die Knienden kaum zu atmen. Bei jenen, die ihre
Gesichter nicht in den Boden drückten, sah Helion eine Mischung aus
ekstatischer Erwartung und Panik in den Augen flackern. Lisanne lächelte, als
sie einen Schritt zurücktrat und Ilion sanft nach vorn schob.
    »Mein Volk!« Obwohl der König von Amdra seine Worte rief, waren sie
weniger deutlich zu verstehen. »Zwei große Reiche schließen einen Bund, der die
Sterblichen auf ihren Platz verweisen wird! Die Kinder des Nachtschattenwaldes
werden …«
    Helion griff an Derias Schulter und schüttelte sie. Sie ließ es
geschehen, reagierte aber nicht darauf. Helion wiederholte die Geste mit dem
gleichen Ergebnis. Er warf einen forschenden Blick auf die Krieger in ihrer
Nähe. Alle waren vollständig von dem Geschehen auf dem Balkon gebannt, zudem
boten die tief herunterhängenden Zweige des Baumes einigen Sichtschutz.
    Helion packte Deria kurzerhand und warf sie sich über die Schulter.
Erst schien es so, als wolle sie sich ihm entwinden, aber sie versuchte nur,
den Blickkontakt zu Lisanne zu halten. Helion nahm ihren Bogen auf und trug sie
fort vom Geschehen.
    Als der Palast hinter Büschen verschwand, zappelte Deria unruhig. Er
setzte sie ab, umschloss ihre dünnen Gelenke mit einer Hand. Sie versuchte,
sich loszureißen, den Blick in die Richtung gewandt, in der sie Lisanne wusste.
    Helion schlug ihr mit der flachen Hand ins Gesicht.
    Kurz hielt sie in ihrem Bemühen inne. Es schien, als könne sie sich
lösen, aber dann strebte sie wieder dem Palast zu.
    Noch einmal schlug Helion zu, fester diesmal. »Komm zu dir!«,
flüsterte er beschwörend.
    Beim dritten Mal wirkte es. Derias Blick klärte sich. »Was war
das?«, fragte sie.
    »Wenn Limoras auch so beeindruckt ist, können wir ihn noch
aufhalten. Führe uns dorthin, wo du ihn zuletzt gesehen hast!«
    Deria nahm ihren Bogen auf. Bei den ersten Schritten wirkte sie noch
unentschlossen, aber dann nahm sie einen Pfeil aus dem Köcher und fiel in einen
lockeren Lauf. Als sie die Stelle erreichten, zeigte Deria, wo Limoras in den
Wald verschwunden war.
    Helion wäre bereit gewesen, einem guten Fährtensucher sein Gewicht
mit Gold aus der Schatzkammer der Mondschwerter aufwiegen zu lassen, aber da
sie keinen zur Verfügung hatten, mussten sie Limoras anders aufspüren. Sie
liefen zwischen den Bäumen parallel zum Palast. Deria vermied tapfer, den Blick
auf den Balkon zu richten, weswegen Helion diesen Bereich abdeckte.
    Plötzlich blieb Deria stehen. Noch bevor Helion hätte erkennen
können, was sie gesehen hatte, hob sie den Bogen, zog die Sehne aus und schoss.
Sofort fingerte sie einen zweiten Pfeil aus dem Köcher. »Er flieht!«, zischte
sie.
    »Hast du ihn getroffen?«
    »Ja! Das scheint seine Andacht gebrochen zu haben!«
    Tatsächlich fanden sie im beinahe vollen Licht von Silion und
Stygron eine Blutspur. Der Pfeil musste eine große Ader durchtrennt haben.
Helion wusste nicht, wo man einen Fayé treffen musste, um ihn zu töten –
abgesehen von dem Kopf, dem Hals, dem Herzen. Schon bei den Lungen war er
unsicher. »Hinterher!«, rief er. Deria hätte seines Befehls nicht bedurft. Ihr
Pfeil lag schon an der Sehne.
    Helion warf einen Blick Richtung Palast, aber niemand sah zu ihnen
herüber. Zudem waren sie durch die Schatten der Bäume verborgen. Diese
erschwerten allerdings auch die Verfolgung, da sie drohten, die Blutspur
unkenntlich zu machen. Immer wieder mussten sie stehen bleiben, um sie
wiederzufinden.
    »Hier!«, rief Deria mit unterdrückter Stimme und folgte der Fährte
zu einem dichten Gebüsch.
    Helion hörte einen dumpfen Schlag, dann ein Gurgeln. Deria stürzte
zu Boden.
    Helion sprang hinzu. Auf Verdacht stieß er die beiden Krummschwerter
zwischen die Zweige des Gebüschs.
    Gerade noch rechtzeitig. Limoras hatte das Mondsilberschwert schon
wieder aus Derias Brust gerissen und wollte sich auf Helion stürzen, als ihn
dessen Waffen trafen. Dadurch wurde die

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