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Feind

Feind

Titel: Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Corvus
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Lustschloss. König Ilion stellt
ihn den Schattenherren zur Verfügung, aber die Gardisten meinen, er müsse
gereinigt werden. Dabei sind das nur ein paar Steinblöcke, die im Wald stehen!
Kaum hast du den Boden gefegt, weht der Wind schon wieder Laub und Zweige
heran. Eine Arbeit für Idioten ist das!« Er lachte unsicher. »Aber es muss
anscheinend sein. Die neue Osadra soll wohl sauber in die Ewigkeit gehen.«
    »Welche neue Osadra?«
    »So eine kleine Schlampe. Haut weiß wie Milch. Die würde ich auch
gern mal richtig rannehmen.« Er kicherte.
    »Sie führen eine neue Osadra in die Schatten?«, versicherte sich
Helion noch einmal.
    »Du bist schwer von Begriff, was? Ja, das habe ich doch gesagt. Die
kam mit dieser Schattenherzogin, Lisanne. Mann, irgendwas stimmt mit mir nicht,
aber die würde ich auch gern flachlegen, obwohl ich weiß, dass sie eine Leiche
ist und ein paar Jahrhunderte alt.« Das Zittern in seiner Stimme strafte die
lockere Rede Lügen.
    Als Helion Baron Ranomoff gestellt hatte, war dieser geschwächt
gewesen, weil er gerade an einem magischen Ritual teilgenommen hatte. Deswegen
hatte Helion ihn überwinden können. Modranel hatte Lisanne beinahe zerstört, in
der Nacht nach einem großen Ritual. Offensichtlich zehrten solche Zauber an den
Kräften, auch bei den Osadroi. Menschliche Magier zahlten mit ihrer eigenen
Lebenskraft, bei den Osadroi war es fremde, aber dennoch strengte die Magie sie
an. »Wird der Schattenkönig auch dabei sein?«, fragte er.
    »Das habe ich noch gar nicht erzählt! Wie gesagt, das ist einfach
nur ein Kreis aus Steinblöcken im Wald. Na ja, ›einfach nur‹ ist nicht richtig,
die Bäume dort …« Er schluckte. »Jedenfalls müssen wir einen Thron bauen, für
Elien Vitan. Aus Schädeln. Ich weiß nicht, woher sie all die abgeschlagenen
Köpfe heranbringen. Wir müssen sie abziehen und auskochen, bis nur noch saubere
weiße Totenköpfe übrig sind. Und aus denen bauen wir einen Thron. Wusste gar
nicht, dass das geht. Aber die haben diese Kultpriester in den schwarzen Roben
dabei. Seelenbrecher nennen die sich. Die machen das nicht zum ersten Mal.«
    Elien Vitan würde dort sein! Und er wäre schwach nach dem Ritual!
Der Schattenkönig selbst! War das ein Wink der Mondmutter?
    »Kniet!«, brüllte ein Gardist, und die anderen fielen in den Ruf
ein. »Auf die Knie vor ELIEN VITAN , SCHATTENKÖNIG von Ondrien!«
    Wer nicht schnell genug auf dem Boden war, bekam eine Peitsche zu
spüren, die Letzten ein Schwert. Helion und Orrer waren unter den Ersten. Die
eigene Dummheit war eine Waffe in der Hand des Gegners, und unsinniger Stolz
war Dummheit.
    Elien Vitans Kutsche wurde von zwölf Rappen gezogen. Aus ihren
Nüstern stieg Rauch, als sie durch die Gasse galoppierten, die zwischen den Truppen
zum Palast des Fayékönigs führte. Das war noch eine ihrer weniger befremdlichen
Eigenschaften. Wo Augen hätten sein sollen, schlugen Flammen aus ihren Köpfen.
Ihre Körper entzogen sich dem Blick, als betrachte man sie durch trübes Glas.
Man konnte nicht erkennen, wo das nachtschwarze Fell endete. Am seltsamsten
aber war, dass sie kein Geräusch verursachten. Ihre Hufe rissen den Boden auf
und Flocken von Rauch flogen aus ihren Mäulern, aber sie waren so still wie
bewegte Gemälde. Umso lauter hörte man das Ächzen der Deichseln und das Knarren
der sechsrädrigen Kutsche, auf deren Bock ein ausgezehrter, bleicher Mann saß,
der aber kein Osadro war. Das Gefährt war gänzlich geschlossen, gearbeitet aus
schwarzem Holz, an der Tür mit Platin die Rose Ondriens eingelegt.
    Die Kutsche verwehrte jedem Licht den Zugang. Der Schattenkönig
machte sich nicht die Mühe, seine Fahrt verlangsamen zu lassen. Im Gegenteil,
der Kutscher knallte die absurd lange Peitsche, um die Schattenrosse zu noch
höherer Geschwindigkeit anzutreiben.
    Hinter der Kutsche kam eine Hundertschaft berittener Gardisten.
Offenbar wurden ausschließlich schwarze Pferde für die Reiterei der
Schattenherren ausgewählt. Und offensichtlich konnte der Schattenkönig bei
seinen Gardisten ebenso wählerisch sein. Helion entdeckte keinen, der
Schwierigkeiten mit dem halsbrecherischen Ritt gehabt hätte, bei dem Helion
schon nach kurzer Zeit aus dem Sattel geschleudert worden wäre.
    Gefolgt von den Reitern verschwand die Kutsche in dem aus riesigen
Baumwurzeln geformten Eingang zum Palastkomplex.
    »Alle aufstehen!«, befahlen die Gardisten. »Zurück auf eure Posten!
Los, bewegt euch, Pack!«
    Helion klopfte den

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