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Feindberührung - Kriminalroman

Feindberührung - Kriminalroman

Titel: Feindberührung - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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was das für ein Spiegel war, und vielleicht bereitete ihm das ein bisschen Unbehagen. Immerhin hatte er eine Polizistin aufs Übelste traktiert und war jetzt in der Hand der Polizei. Nachts. Der Rocker war mit Hand- und Fußfesseln fixiert und im Augenblick allein.
    » Von Vernehmen kann echt keine Rede sein.« Kollege Noss vom Dauerdienst kaute übelgelaunt auf einem Kaugummi herum. » Kriegt’s Maul nicht auf, noch nicht mal zur Personalienfeststellung, guckt bloß an uns vorbei zur Wand und grinst scheiße dabei. Drecksau.«
    Die beiden Männer standen in dem dunklen Nebenraum, nur frontal beleuchtet vom Neonlicht des Vernehmungszimmers, das durch den Spiegel drang. Ihre Gesichter und Hemdkragen wuchsen als helle Flecken aus dem Schwarz. Das sonst rosige Gesicht von Didi Noss hatte jetzt eine schlapp graue Farbe, das Licht gab einen unangenehmen Grünstich dazu. Er fummelte ein Einwickelpapier aus der Hosentasche und spuckte den Kaugummi hinein. Das zusammengeknüllte Päckchen schob er wieder zurück in die Tasche.
    Grewe betrachtete den Mann, der Therese so brutal angegriffen hatte. Die frisch verpflasterte Nase und seine geschwollene Lippe gaben dem Gesicht etwas fies Clowneskes, das ihn noch abstoßender wirken ließ als ohnehin schon. Tätowierungen wuchsen aus beiden Ärmeln des dreckigen T-Shirts bis auf die Hände herunter und auch aus dem Halsausschnitt bis fast zum Kinn.
    » Wetschinsky und Bogdan klicken sich gerade durch die Kartei. Wird wohl ’ne Weile dauern, aber irgendwann finden sie ihn, da bin ich todsicher.« Noss’ Kiefer mahlten einfach weiter, als ob der Kaugummi noch da wäre. Mit seinen sechsundvierzig Jahren hätte er schon längst beim Kriminaldauerdienst raus sein können, aber Noss mochte die Arbeit. Er fand, das sei genau das Richtige für einen Polizisten, dessen einziges Hobby die Jagd war. Man wusste nie, was eine Schicht brachte, man war immer einer der Ersten am Ort des Geschehens. Und im Unterschied zu den Ermittlungsabteilungen hatte man hin und wieder die Chance, so früh in Ereignisse eingreifen zu können, dass man Schlimmstes verhindern konnte. Polizisten wie Grewe kamen immer erst zum Einsatz, wenn das Kind schon im Brunnen lag.
    Grewe lockerte seinen Krawattenknoten und öffnete den obersten Hemdknopf.
    » Ich rufe Burckhardt an. Der kennt die Skulls. Sag deinen Jungs, sie sollen erst mal Kaffee trinken. Erkennungsdienstlich seid ihr durch mit dem, oder?«
    Noss nahm seine Pilotenbrille ab und rieb sich die Augen.
    » Alles paletti. Inklusive Kleiderfasern, Speichel und Hautresten unter den Fingernägeln. Die zwei werden sich freuen, ist ja beschissen nervtötend, dieses Durchgeklicke. Hopp, Luc. Auf geht’s.«
    Noss’ Jagdterrier Luc sprang auf die Beine und begann sofort, augenzwinkernd zu tänzeln.
    Die Freundin des KDD-Leiters war bei der Sitte ebenfalls im Schichtdienst, und wenn die Arbeitszeiten der beiden kollidierten, nahm Noss den Hund zum Dienst mit. Sie gaben ein etwas surreales Bild ab, der große und schwere Bulle und sein kleiner nervöser Hund an der schmalen Lederleine. Aber Insider wussten, dass der federgewichtige Teil des Duos der wesentlich gefährlichere war. Luc brauchte nur seine Zähne, um einem Wildschwein den Rest zu geben, Noss musste da schon eine Schusswaffe bemühen.
    Die beiden Männer verließen den Raum, ein Kollege der Bereitschaftspolizei blieb als Aufsicht hinter dem Spiegel zurück. Eigentlich unnötig. Der Rocker war tatsächlich im Sitzen eingeschlafen.
    Therese stand reglos unter dem brühend heißen Strahl, die Stirn an die Wand gelehnt. Die Seife war schon längst abgespült und mit ihr all der Dreck, nur noch klares, dampfendes Wasser strudelte aus der Duschwanne in den Abfluss. Ein Wummern drang aus der Ferne in ihren Kopf, vom Rauschen des Wassers und dem dicken Dampf nahezu verschluckt. Therese löste die Stirn von den Kacheln und hob das Gesicht in den heißen Regen, sie fuhr sich immer wieder mit den Händen darüber, über die Haare, ihren Hals und dann wieder über das Gesicht.
    Das Wummern wurde lauter, und dann schwang auch eine Stimme mit, aufgeregt. Therese blinzelte sich das rauschende Wasser aus den Augen und drehte die Dusche ab.
    Tatsächlich, jemand donnerte an die Tür, rüttelte an der Klinke und rief nach ihr.
    Sie stieg aus der Dusche, griff das bereitliegende Handtuch und schlang es sich um den Oberkörper.
    » Was ist denn?«
    Vor der Tür stand Martina.
    » Sorry, Therese, sorry. Du bist jetzt schon

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