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Feindberührung - Kriminalroman

Feindberührung - Kriminalroman

Titel: Feindberührung - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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herumschlagen musste. Pagels lehnte sich zurück, schlug die Beine übereinander und lächelte den Besucher an.
    » Nun, mein lieber Kamerad Schubert, was führt Sie heute hierher?«
    » Tja …« Schubert schob sich das letzte Stück Wiener Kringel in den Mund, rieb die Handflächen, um die Krümel loszuwerden, und fegte diese anschließend von den Hosenbeinen. Als er weitersprach, flog noch etwas Keksstaub aus seinem Mund. » Dieser Feldwebel, der umgebracht worden ist …«
    » Oberfeldwebel Rems?«
    » Ja. Ich habe gehört, die Brigade möchte eine Abordnung zum Begräbnis schicken?«
    Pagels war verblüfft, er musste lachen.
    » Woher wissen Sie das, Herr Schubert? Ich habe es gerade erst beim Antreten bekannt gegeben.«
    Schubert winkte ab.
    » Das tut an und für sich nichts zur Sache, ich will aber kein Geheimnis daraus machen. Ein Mitarbeiter aus meinem Abgeordnetenbüro hat der Witwe einen inoffiziellen Kondolenzbesuch abgestattet, sozusagen als mein Vorauskommando.« Oberst Pagels hatte sich vorgebeugt und sah Schubert erstaunt an. Der hob die Schultern und zeigte seine Handflächen.
    » Herr Oberst, ich sitze im Verteidigungsausschuss des Bundestags, die Luftlandebrigade 42 ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in meinem Wahlkreis, ich habe mich immer für die Belange der Bundeswehr eingesetzt, mein Sohn ist, ebenso wie ich, Reserveoffizier dieser Brigade.«
    Pagels dachte mit Grausen an die KFOR-Patrouille in Pristina, bei der es um ein Haar zu einer schweren Eskalation auf einem Marktplatz gekommen wäre, weil ein gewisser Leutnant der Reserve, Marc Schubert, der Überzeugung gewesen war, dass er einen flüchtenden Taschendieb unter Einsatz seiner Dienstpistole aufhalten müsse. Man hatte den Vorfall unter den Teppich gekehrt, den Sohn des Abgeordneten ab sofort in die J2-Abteilung des multinationalen Headquarters gesetzt und zum Oberleutnant befördert.
    » Wenn ein dekorierter und im Einsatz schwer verwundeter ehemaliger Angehöriger dieser Brigade gewaltsam zu Tode kommt«, fuhr Schubert fort, » möchte ich als Volksvertreter den Angehörigen und gegebenenfalls auch der Öffentlichkeit gerne meine Anteilnahme zeigen. Aber nur, wenn die Umstände dieses Todes geklärt sind und nichts darauf hindeutet, dass der Mann in irgendwelche finsteren Sachen verwickelt war.«
    Schubert griff sich noch zwei Wiener Kringel, wobei einer gleich zerbrach. Die Stücke fielen auf den niedrigen Couchtisch. Pagels leerte seinen Kaffee, während Schubert hektisch kaute. Der Oberst langte nach der Thermoskanne, überlegte es sich aber anders und stützte sich mit den Ellbogen auf seinen Knien auf.
    » Herr Schubert, wegen der Unklarheiten bekommt Rems ja auch kein offizielles Begräbnis mit militärischen Ehren, sondern lediglich eine Abordnung. Die Witwe hat sich das ausdrücklich gewünscht, und ich …«
    » Die Polizei hat einen Rocker verhaftet. Was sage ich, einen Rockerbandenboss, polizeibekannten Zuhälter, wahrscheinlich auch Drogenhändler und vermutlich mehrfachen Mörder. Sie haben ihn wegen einer Jahre zurückliegenden Sache am Samstag festgenommen, aber sein Anwalt vermutet, dass sie ihm den Rems-Mord ans Bein binden wollen, weil es da offensichtlich Verbindungen gibt.«
    Oberst Pagels sagte nichts.
    » Der Anwalt, falls Sie das fragen wollen, ist ein Parteifreund von mir, sehr engagierter Mann. Seine Mandanten kann man sich ja nicht immer aussuchen, nicht wahr? Jedenfalls hat er mich gleich am Sonntag angerufen und, voilà, da bin ich.«
    Schubert klaubte die Stücke des zerbrochenen Kringels vom Tisch und warf sie sich wie Erdnüsse in den Mund. Oberst Pagels konnte ihm innerlich nicht den Respekt verweigern. Schubert war ein gewiefter Taktiker, und wenn er, wie jetzt gerade, in seinem Element war, dann zeigte er verblüffende Autorität und Führungsstärke.
    » Nun, die Teilnahme an der Bestattung werde ich nicht zurücknehmen, die Familie …«
    » Das ist Ihre Sache, Oberst«, erstickte Schubert den Ansatz zum Widerspruch, » ich will Ihnen lediglich klarmachen, dass ein PR-Desaster droht, wenn Sie da mit großem Bahnhof und Fallschirmjägertrara am Grab gestanden haben und am Schluss möglicherweise herauskommt, dass nicht ein Held in die Grube gesenkt worden ist, sondern ein durchgeknallter Afghanistanveteran, den ein Berufsverbrecher wegen schiefgegangener Drogengeschäfte kaltgemacht hat.«
    Schubert zeigte bei seinem nächsten Satz doch tatsächlich mit dem Zeigefinger auf Pagels Brust.
    » Seit

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