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Feindberührung - Kriminalroman

Feindberührung - Kriminalroman

Titel: Feindberührung - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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gegangen, aber die Runde hatte sich früh aufgelöst.
    Es war ein seltsames Gefühl, irgendwie schwebte die ganze Ermittlung noch in der Luft, obwohl ein Hauptverdächtiger in U-Haft saß. Doch erstens war Perschel eigentlich für einen anderen Mord eingefahren, und es war nicht zu hundert Prozent sicher, dass man ihn deswegen würde anklagen können. Und zweitens hatten sie außer den Angaben von Schönlein und beweisbaren Verbindungen zwischen dem Opfer Rems und dem mutmaßlichen Täter Perschel in dem aktuellen Fall nichts in der Hand.
    Es war schon so, Perschel war jetzt ihr Mann, weil er gut passte und weil es gerade keinen anderen gab.
    Andererseits hatte sich die Zielrichtung der Ermittlung innerhalb einer Woche von der Vermutung einer ungeplanten Bluttat unter Drogisten zu einer wahrscheinlich eiskalt geplanten Abrechnung im organisierten Verbrechen entwickelt. Zur Möglichkeit, einer Bande, den Skulls, die sich seit Jahren nahezu ungestört in der Stadt breitgemacht hatte, an den Karren zu fahren und mehrere Schwerverbrecher für lange Zeit aus dem Verkehr zu ziehen. Das Tempo der Ermittlung hatte gegen Ende der vergangenen Woche enorm angezogen.
    Dazu der Angriff auf Therese und die Rettung in letzter Sekunde – es war wie eine Achterbahnfahrt gewesen, und das Wochenende hatte nicht ausgereicht, um den Schwindel in den Köpfen zu beruhigen.
    Jetzt war es Dienstag, der Himmel über der Stadt zeigte sich nach dem gestrigen Schmuddelwetter freundlich blau, und Grewe und Therese waren auf dem Weg zu Samantha Rems.
    Therese fuhr ihren üblichen Schlingerstil unter viel Geschimpfe und zu wenig Blinken. Grewe hielt sich fest und schaute schweigend aus dem Fenster. Erst mit Einbiegen in die Richard-Wagner-Straße brachte Therese den schnittigen Wagen wegen des Kopfsteinpflasters in ruhiges Fahrwasser.
    Sie passierten die Einmündung von rechts am Beginn des Straßenabschnitts, in dem das Haus von Samantha Rems lag, als Grewe plötzlich seine Hand auf Thereses rechten Arm legte.
    » Halt mal an.«
    Sie stieg in die Eisen, und da sie ohnehin schon recht langsam fuhr, kam der Wagen schnell zum Stehen.
    » Zurücksetzen, schnell. Ich muss in die Straße rechts gucken.«
    Therese haute den Rückwärtsgang rein und setzte flott und präzise nach hinten. Grewe zeigte auf ein davonfahrendes Motorrad.
    » Ein Skull. Oder irre ich mich?«
    Therese sah angestrengt in die von Grewe gewiesene Richtung.
    » Zu weit weg. Auf jeden Fall hat er eine Kutte an.«
    Grewe atmete ein leises » Mist« aus.
    » Soll ich hinterher?« In Thereses Stimme war das Jagdfieber zu hören.
    » Nein, das bringt nichts. Wir fragen die Rems einfach, ob sie was bemerkt hat.«
    Therese ließ die Kupplung flott kommen, und Grewe hing für einen Augenblick im Sitz wie ein Apolloastronaut beim Start. Dann rollte der Sportwagen gemächlich gegenüber der Nummer vierundzwanzig aus.
    » Shit, jetzt hab ich die Milch vergessen.«
    Samantha Rems wollte wieder aufstehen, aber Therese bedeutete ihr mit der Hand sitzen zu bleiben.
    » Wir sind beide mit Zucker glücklich, Frau Rems, keine Umstände.«
    Samantha Rems nickte. Einen Augenblick waren dann alle mit Zucker löffeln und rühren beschäftigt.
    » Übermorgen ist schon die Beerdigung.« Die rauchige Stimme flirrte. Plötzlich begann Samantha Rems zu weinen.
    » Kevin … O Gott. Wie soll der Junge bloß …« Sie versuchte, den Kaffee mit beiden Händen so zu halten, dass nichts herausschwappte, gab dann auf und stellte die Tasse klirrend auf die Untertasse, die heiße Flüssigkeit bildete einen schwarzen See darin.
    Ihre Hände bedeckten das Gesicht, an fast jedem Finger trug sie einen schweren Silberring. Therese fand Samantha Rems’ Hände schön. Sie waren sehnig und kraftvoll, ihr Händedruck schwielig. Die Nägel unlackiert und nicht zu lang. Man sah, dass diese Hände an harte Arbeit gewohnt, aber auch für filigranes Werkeln zu gebrauchen waren. Die Hände einer Gärtnerin. Einer Mutter. Und auch einer Ehefrau, die Hände strahlten tatsächlich Sinnlichkeit aus. Man konnte sich gut vorstellen, wie die kräftigen Finger von Samantha Rems den Körper ihres Mannes gefasst hatten, als die Welt noch in Ordnung gewesen war.
    Grewe war unbehaglich. Einerseits ging ihm die weinende Frau sehr nahe. Er konnte in solchen Situationen nur schwer abwehren, sich selbst um Stina trauern zu sehen oder eines der Kinder. Andererseits empfand er es gerade aufgrund seiner Empathie als Verpflichtung, in dieser Lage

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