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Feinde aus dem Jenseits

Feinde aus dem Jenseits

Titel: Feinde aus dem Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
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verwitterten Schild mit der Aufschrift: GEBRÜDER MARPOLIS – BERGUNGSFIRMA stehen. Ein untersetzter, öliger Mann mit gestrickter Taucherkappe und dem wiegenden Gang, der den Seemann verriet, kam aus dem dunklen Hintergrund des großen Zimmers. Er sah David an und spuckte einen Zahnstocher aus.
    »Ja«, sagte er gedehnt.
    David sagte ihm, was er wollte. Der Mann schüttelte den Kopf, noch bevor er zu Ende war.
    »Nicht mit mir, Freund. Siebenundachtzig, sechsundzwanzig, was? Nix! Da bringt mich kein Mensch hin.«
    »Ich würde gut zahlen – und das Bergungsgut können Sie behalten.«
    »Ich habe nein gesagt, und dabei bleibt’s.« Der Mann beugte sich näher zu ihm herunter. »Sehen Sie, Freund, an manche Stellen geht man einfach nicht hin. Verstehen Sie? Und der Teufelsfriedhof gehört dazu. Nennen Sie es meinetwegen Aberglauben oder sonstwas. Als das Schiff letzten Monat da draußen unterging, hat es keinen von uns überrascht. Wir kannten die Stelle. Sie ist verhext.
    Letztes Jahr war es – Joe Skouras ging hinaus, ein Taucher, der schon zwanzig Jahre dabei ist. Er sagte, es sei ein leichter Job – eine Jacht zu heben, wenn mich nicht alles täuscht. Er kam nicht wieder. Und noch eines …« Er senkte die Stimme. »Vor zwei Wochen etwa kam eine Gang von Tarpon Springs ‘rüber – kleiner Mondschein-Job, Sie verstehen? Die Cornubia hatte wertvolle Waren an Bord, und wenn einer sie heben konnte, ließ sich schon Geld damit machen. Keiner der Jungs hier wollte den Job. Wir warnten sie. Sie wollten nicht auf uns hören. Morgen sind es zwei Wochen her, seit sie hinausfuhren. Wir haben sie nicht wiedergesehen.«
    Der Mann streckte sich und sah David aus seinen kohlschwarzen Augen bohrend an. »Sie werden hier keinen finden, der Sie da hinausfährt, Freund. Und wenn Sie schlau sind, lassen Sie auch die Finger davon.« Er drehte sich um und ging.
    David trieb sich den ganzen Tag im Hafenviertel herum. Er wich immer wieder den Männern der Militärpolizei aus und erkundigte sich dazwischen bei allen möglichen Bergungsfirmen, ob ihn jemand an die Stelle hinausfahren würde, wo die Cornubia gesunken war. Überall bekam er die gleiche Antwort.
    Gegen Sonnenuntergang traf er mit dem Alten zusammen. Der Mann saß auf einem Stuhl aus Rohrgeflecht vor einem uralten Schaufenster, in dem sich staubige Schwämme, Korallen und ein altersschwacher Taucheranzug drängten. »Es ist ein Fluch, Junge, jawohl, das ist es«, sagte er mit eindringlicher Stimme. »Ich weiß schon, heutzutage will keiner mehr davon was wissen. Aber es gibt den Fluch, ganz bestimmt. Es ist genau die Stelle, an der vor sechzig Jahren die Agapo sank. Mal sehen – meine Schwester Marie kam Anno zwei aus der alten Heimat …«
    »Schon gut«, sagte David. »Ich verstehe, was Sie meinen. Kein Mensch will mich hinausfahren. Es sieht so aus, als müßte ich einen Fremden anheuern …«
    »Wenn Sie nur halb so schlau sind, wie Sie aussehen, Junge, dann hören Sie auf mich«, beharrte der Greis. »Ich hab ‘n böses Gefühl, wenn ich dran denke, daß Sie hinausfahren – selbst wenn es nicht wegen des Fluches wäre. Sehen Sie, auf der Agapo war ein Priester. Er hatte in der alten Heimat politische Schwierigkeiten und mußte fliehen. Und die Leute redeten, daß noch mehr an der Sache war – daß man ihm das Priesteramt entzogen hatte …«
    »Danke«, sagte David. »Ich weiß Ihre Warnung zu schätzen, aber …« Er unterbrach sich, als der Alte eine Kopfbewegung machte. Er sah den sonderbaren Blick in den schwarzen Augen und beugte sich näher zu ihm herab.
    »Mich geht’s ja nichts an«, sagte der Mann, ohne die Lippen zu bewegen. »Aber man hat Sie bis hierher verfolgt. Er sitzt drüben, im Café auf der anderen Straßenseite, und beobachtet Sie.«
     
    *
     
    David nickte unauffällig und wandte sich ab, als wollte er gehen. Dabei streifte sein Blick die schmuddeligen Ladenfronten auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Hinter einem speckigen Fenster mit der Aufschrift CAFÉ ATHEN saß ein dunkler Mann allein an einem Tisch und rauchte eine Zigarette. Eine Glühbirne verbreitete ihr hartes Licht.
    David ging schnell bis zur Ecke und begann dann zu laufen, was ihm neugierige Blicke der wenigen Passanten eintrug. Nach einer Weile blieb er stehen, schlenderte langsam dahin und warf einen Blick zurück. Der dunkle, unrasierte Mann erschien an der Ecke, sah sich um und konnte David nicht erkennen, da er sich in den Schatten einer Markise gestellt

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