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Feinde der Krone

Feinde der Krone

Titel: Feinde der Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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herabgelassen. Erst viel später habe ich das Haus verlassen … um eine Freundin zu besuchen, die keine Uhr hat. Die Polizei hat das nachgeprüft. Mir war klar, dass sie das tun würde.«
    »Sie haben sie umgebracht … nachdem wir fort waren? Und uns hat man verdächtigt!« Jetzt war er wieder wütend und zugleich verängstigt.
    Sie merkte das. »Noch hat Ihnen niemand die Tat unterstellt.«
    »Das wird man aber tun, wenn man die Papiere findet!« Es klang schrill. Das Mitgefühl in seiner Stimme war verschwunden.
    »Ich weiß nicht, wo die sind«, gab sie zurück. »Warum … warum fragen wir nicht Miss Lamont?«
    »Was?«
    »Fragen Sie sie! Sie wollen doch wissen, ob es ein Leben nach dem Tod gibt oder ob es das Ende ist. Sind Sie nicht deswegen hergekommen? Wenn jemand imstande sein müsste, zurückzukehren und uns das zu sagen, dann doch sie!«
    »Ach ja?«, fragte er mit vor Sarkasmus triefender Stimme, in der zugleich eine winzige Spur von Hoffnung lag. »Und wie wollen wir das anstellen?«
    »Ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich über bestimmte Kräfte verfüge.« Jetzt klang auch ihre Stimme scharf.
    »Sie meinen, Sie haben einige ihrer Tricks gelernt?«, sagte er verachtungsvoll.
    »Natürlich!«, gab sie schneidend zurück. »Das habe ich Ihnen bereits gesagt. Aber ich habe mich schon seit Nells Tod damit beschäftigt. Mich führt man nicht so leicht hinters Licht. Es gab manches, was stimmte, bevor das mit der Erpressung anfing. Man kann unter bestimmten Bedingungen Geister herbeibeschwören. Ziehen Sie die Vorhänge vor. Ich zeige es Ihnen.«
    Schweigen trat ein.
    Erneut sah sich Narraway mit fragendem Blick zu Pitt um.
    Pitt wusste weder, was Lena beabsichtigte, noch, ob sie eingreifen sollten oder nicht.
    Narraway schürzte die Lippen.
    Sie hörten das leise Rascheln von Stoff auf Stoff, dann Schritte. Pitt packte Narraway an den Schultern und zog ihn rückwärts in das dem Salon gegenüberliegende Empfangszimmer. Es war höchste Zeit, denn im nächsten Augenblick trat Lena aus dem Salon und ging in Richtung Küche.
    Aus dem Salon hörte man kein Geräusch.
    Nach einigen Minuten kehrte Lena zurück und ging erneut in den Salon. Diesmal schloss sie die Tür.
    Pitt und Narraway nahmen ihren Lauschposten wieder ein, konnten aber nur einzelne Wörter hören.
    »Maude!« Das war Lenas Stimme.
    Nichts.
    »Miss Lamont!« Das war unverkennbar der Mann. Es klang eindringlich und fast schrill.
    Mit weit aufgerissenen Augen sah Narraway Pitt an.
    »Miss Lamont!«, rief der Mann wieder, erregt und nahezu mit Ehrfurcht. »Sie kennen mich. Sie haben meinen Namen aufgeschrieben. Wo sind die Papiere?«
    Ein langgezogenes Stöhnen ertönte. Unmöglich hätte man sagen können, ob es aus der Kehle eines Mannes oder einer Frau kam – der sonderbare Laut hätte ebensogut von einem Tier stammen können.
    »Wo sind Sie? Wo sind Sie?«, flehte er. »Wie ist es dort? Können Sie sehen? Können Sie hören? Sagen Sie es mir.«
    Man hörte einen lauten Knall, einen Schrei und dann ein noch lauteres Klirren, als wäre Glas zerbrochen. Gerade als Narraway die Tür öffnen wollte, erschütterte eine Detonation das ganze Haus. Dann hörte man ein lautes Knistern wie von Flammen und nahm einen scharfen Brandgeruch wahr.
    Pitt zerrte Narraway, der sich heftig wehrte, von der Tür fort.
    »Die sind da drinnen!«, rief er laut aus. »Das törichte Geschöpf hat irgendetwas angesteckt. Sie werden ersticken! Lassen Sie mich doch los, Pitt! Verdammt noch mal! Wollen Sie, dass die verbrennen?«
    »Gas!«, schrie ihm Pitt zu. Im nächsten Augenblick gab es eine erneute Detonation, die sie von den Füßen riss und fast bis zur Haustür schleuderte. Mühsam kam Pitt wieder auf die Beine.
    Die Haustür hing schräg in ihren Angeln, die Tür zum Salon war vollständig verschwunden. Der Raum war von Feuer und Rauch erfüllt. Als ein Windstoß durch die offene Haustür und die Diele hereinfuhr, sah man Bischof Underhill, der mit verblüfftem Gesichtsausdruck auf dem Rücken lag. Lena Forrest saß vornüber gesackt auf dem Stuhl am Ende des Tisches. Kopf und Schultern waren mit Blut bedeckt.
    Dann vereinigten sich die Flammen wieder zu einer breiten Front, die Holzvertäfelung und Vorhänge des Salons verzehrte.
    Auch Narraway stand wieder auf den Beinen. Hinter Staub und Ruß sah man, dass sein Gesicht aschfahl war.
    »Wir können nichts für die beiden tun«, sagte Pitt mit zittriger Stimme.
    »Das Haus kann jeden Augenblick in die Luft

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