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Feinde der Krone

Feinde der Krone

Titel: Feinde der Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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von Charlottes Schwester Emily, der im gleichen Alter wie ihre eigenen Kinder war und sich bestimmt freute, sich für eine Weile dem Zwang der Schule wie auch den Pflichten entziehen zu dürfen, in die er allmählich als Erbe seines Vaters hineinwuchs. Emily war in erster Ehe mit Lord Ashworth verheiratet gewesen, mit dessen Tod der Titel wie auch das Vermögen auf den Jungen übergegangen war. Ihrer zweiten Ehe mit dem Unterhausabgeordneten Jack Radley entstammte Evangeline, die aber für eine solche Reise in die Sommerfrische noch zu klein war.
    Die Familie Pitt hatte für zweieinhalb Wochen ein Häuschen in Harford gemietet, einem kleinen Dorf am Rande von Dartmoor. Nach ihrer Rückkehr würde die Unterhauswahl vorüber sein, und Pitt würde sich erneut zur Arbeit bei Narraway melden, dessen Sicherheitsdienst in erster Linie die Aufgabe hatte, die Bombenleger der Fenier und andere Machenschaften der irischen Unabhängigkeitsbewegung zu bekämpfen, gegen die Gladstone erneut vorging. Allerdings waren seine Erfolgsaussichten so gering wie eh und je.
    »Ich weiß gar nicht, wie viel ich für die Kinder mitnehmen soll«, sagte Charlotte, als wäre es eine Frage. »Wie sehr sie sich wohl schmutzig machen werden …«
    Sie packten im Schlafzimmer die letzten Dinge zusammen. Mit dem Mittagszug wollten sie in Richtung Südwesten fahren.
    »Hoffentlich sehr«, gab Pitt mit breitem Lächeln zurück. »Sauberkeit ist für ein Kind nicht gesund … jedenfalls nicht für einen Jungen.«
    »Dann kannst du ja einen Teil der Wäsche übernehmen!«, gab sie schlagfertig zurück. »Ich zeige dir, wie man mit einem Bügeleisen umgeht. Es ist ganz unkompliziert – nur eben anstrengend und langweilig.«
    Gerade, als er etwas erwidern wollte, meldete sich das Dienstmädchen Gracie von der Tür. »’n Droschkenkutscher hat ’ne Mitteilung für Sie gebracht, Mister Pitt«, sagte sie. »Hier is se.« Sie hielt ihm ein zusammengefaltetes Blatt Papier hin.
    Er nahm es und las.
     
    Pitt, ich muss sofort mit Ihnen sprechen. Kommen Sie mit
    dem Überbringer dieser Mitteilung. Narraway.
     
    »Worum geht es?«, fragte Charlotte mit einem scharfen Unterton, als sie sah, wie sich sein Gesichtsausdruck veränderte. »Wo brennt es jetzt schon wieder?«
    »Ich weiß nicht«, gab er zur Antwort. »Narraway will mich sprechen. Bestimmt ist es nichts Besonderes. Ich fange ja erst in drei Wochen wieder beim Sicherheitsdienst an.«
    Sie wusste natürlich, wer Narraway war, auch wenn sie ihn nicht kannte. In den elf Jahren, seit sie Pitt 1881 kennengelernt hatte, war sie in jedem seiner Fälle aktiv geworden, der ihre Neugier oder Empörung ausgelöst hatte oder in den jemand verwickelt war, der ihr am Herzen lag. Im Fall der Verschwörung von Whitechapel hatte sie sich mit der Witwe von John Adinetts Opfer angefreundet und schließlich die Hintergründe von dessen Tod aufgedeckt. Außerhalb des Sicherheitsdienstes wusste niemand besser als sie, wer Narraway war.
    »Auf jeden Fall solltest du dafür sorgen, dass er dich nicht zu lange aufhält«, sagte sie ärgerlich. »Du hast Urlaub und
musst heute Mittag den Zug bekommen. Mir wäre es lieber, er hätte sich morgen gemeldet, dann wären wir fort gewesen.«
    »Ich glaube nicht, dass es etwas Besonderes ist«, erwiderte er in munterem Ton, und mit einem schiefen Lächeln fügte er hinzu: »In jüngster Zeit hat es keine Bombenanschläge gegeben, und so kurz vor der Wahl wird es wohl auch eine Weile ruhig bleiben.«
    »Und warum kann die Sache dann nicht warten, bis du zurück bist?«, fragte sie.
    »Vermutlich kann sie das.« Er zuckte bedauernd die Achseln. »Aber ich muss mich wohl fügen.«
    Schmerzlich kam ihm seine neue Situation wieder zu Bewusstsein. Er unterstand unmittelbar Narraway und konnte sich an niemanden wenden als an ihn. Die Öffentlichkeit würde nichts erfahren, und ihm war auch der Weg zu ordentlichen Gerichten verwehrt, der ihm in seiner Zeit als Polizeibeamter offen gestanden hatte. Wenn Narraway ihn zurückwies, hätte er keine Chance mehr.
    »Ja, ich weiß …« Sie senkte den Blick. »Vergiss aber nicht, ihm das mit dem Zug zu sagen. Es ist der Einzige, mit dem wir unser Ziel noch heute erreichen können.«
    »Keine Sorge.« Er gab ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange und ging hinaus.
    Vor dem Haus wartete der Droschkenkutscher. »Fertig?«, fragte er vom Bock herunter.
    »Ja«, sagte Pitt und stieg ein. Was mochte Victor Narraway von ihm wollen, was nicht bis zu

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