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Feinde der Krone

Feinde der Krone

Titel: Feinde der Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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zu ergeben.
    An ihrem Ziel angekommen, stiegen sie aus der Droschke.
Nachdem Narraway den Kutscher entlohnt hatte, warteten sie, bis er davongefahren war. Erst dann gingen sie in die kurze Gasse, die zum Cosmo Place führte.
    Narraway sah auf die Tür, die in den Garten von Maude Lamonts Haus führte.
    »Wahrscheinlich ist abgeschlossen«, sagte Pitt.
    »Nehme ich auch an.« Narraway beugte sich vor. »Ich würde mich aber fürchterlich ärgern, wenn ich über die verdammte Mauer klettern würde, nur um hinterher zu merken, dass das nicht nötig war.« Der eiserne Ring ließ sich nur um neunzig Grad drehen. Narraway knurrte.
    »Ich mache für Sie die Räuberleiter«, erbot sich Pitt.
    Narraway warf ihm einen finsteren Blick zu, doch da er kleiner und weniger kräftig gebaut war als Pitt, wäre es widersinnig gewesen, wenn er versucht hätte, diesem nach oben zu helfen. Nach einem Blick auf seine Hose, an dem abzulesen war, was er davon hielt, damit über moosbedeckte feuchte Steine zu rutschen, wandte er sich ungeduldig Pitt zu. »Machen Sie schon. Ich möchte nicht unbedingt dabei erwischt werden und dem zuständigen Streifenpolizisten erklären müssen, was ich hier treibe.«
    Diese Vorstellung entlockte Pitt ein kurzes Lächeln, das aber nicht wirklich lustig wirkte. Er bückte sich, verschränkte die Hände ineinander, und Narraway setzte vorsichtig einen Fuß darauf. Dann richtete Pitt sich auf, und im nächsten Augenblick war Narraway auf der Mauer und brachte sich ein wenig unsicher in Positur. Sobald er rittlings darauf saß, beugte er sich nach unten und hielt Pitt seine Hand hin. Trotzdem war es für Pitt nicht einfach, doch erreichte auch er mit einiger Anstrengung die Mauerkrone, schwang sich im nächsten Augenblick darüber und landete auf dem Boden, unmittelbar von Narraway gefolgt.
    Er wischte so viel Moos und Staub wie möglich von sich ab und sah sich dann um. Es war das Gegenstück des Bildes, das sich ihm geboten hatte, als er hinter der Terrassentür des Salons gestanden hatte. »Halten Sie sich zurück.« Er winkte. »Noch ein paar Schritte, und man kann uns vom Haus aus sehen.«
    »Wenn wir das nicht wollen, was zum Teufel suchen wir dann
hier?«, gab Narraway zurück. »Wir können weder die Haustür noch den Salon sehen – und jetzt nicht mal mehr die Straße!«
    »Wir müssen uns dicht in der Nähe des Buschwerks halten, dann können wir an die Hinterseite des Hauses gelangen. Sobald wir wissen, wo sich Lena Forrest befindet, merken wir, falls sie an die Haustür geht, und können von hinten ins Haus«, sagte Pitt leise. Noch während er sprach, suchte er Deckung hinter einigen Büschen und bedeutete Narraway mit einer Handbewegung zu folgen. »Da ›Kartusche‹ immer durch den Seiteneingang gekommen ist, wird er das vermutlich auch diesmal tun, vorausgesetzt, er hat den Schlüssel noch.«
    »Dann sollten wir aber lieber dafür sorgen, dass der Riegel offen ist«, sagte Narraway und sah dabei über seine Schulter zu der Gartentür. »Er ist zu!« Rasch ging er hinüber und schob ihn mit einer schnellen Bewegung zurück. Danach suchte er erneut neben Pitt den Schutz der Büsche auf.
    Pitts Gedanken kreisten noch um dem Einfall, der ihm gekommen war. Er hob den Blick zu den Ästen der Weißbirken, die über den Lorbeerbüschen aufragten. Zwar dürfte es dort im Augenblick nichts zu sehen geben, trotzdem spähte er aufmerksam hinauf.
    »Was haben Sie vor?«, fragte Narraway ärgerlich. »Er wird ja wohl kaum vom Himmel herunterkommen.«
    »Können Sie da oben irgendwelche Einkerbungen sehen, Kratzspuren oder Stellen, an denen das Moos von der Rinde abgeschabt ist?«, fragte Pitt leise.
    Mit angespannten Zügen fragte Narraway: »Zum Beispiel von einem Seil?« Dabei glomm Interesse in seinen Augen auf. »Warum?«
    »Nur so ein Einfall. Möglicherweise …«
    »Natürlich ist es ein Einfall!«, knurrte Narraway. »Worum geht es?«
    »Um den Abend von Maude Lamonts Ermordung, um Illusionen und Täuschungen, die mechanisch erzeugt wurden.«
    »Darüber unterhalten wir uns, wenn wir das Hausmädchen entdeckt haben. Ganz gleich, wie brillant Ihre Theorie sein mag, sie wird uns nichts nutzen, wenn wir das Eintreffen von ›Kartusche‹ verpassen … immer vorausgesetzt, er kommt.«
    Pitt fügte sich, und sie schoben sich geduckt an der Mauer entlang, wobei sie möglichst Deckung hinter Büschen suchten, bis sie etwa fünfzehn Schritt von der Tür in der Gartenmauer entfernt waren. Von dort waren

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