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Feinde der Zeit: Roman (German Edition)

Feinde der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Feinde der Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Cross
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(diejenige), der dem Angreifer – angenommen es handelt sich um einen angreifenden EOT – eine Substanz injizieren würde, die das Zeitreisen verhindert (ja, so was haben die). Wenn der Angreifer kein EOT wäre, würde sie ihm oder ihr etwas injizieren, das ihn oder sie bewusstlos macht.
    Verstehst du, warum ich mich nicht entscheiden kann, welche Rolle hier die richtige für dich wäre? Sowohl Kendricks als auch Masons Aufgabe könntest du ebenso gut erfüllen wie sie.

    30 . Mai 2009
    Kendrick und ich haben heute richtig gut abgeschnitten. Fast hätten wir gewonnen. Nach dem Abendessen hat sie sich dann zu mir in die Bibliothek gesetzt und versucht, ganz beiläufig ein Gespräch anzuknüpfen. Das war echt merkwürdig. Ich hab jedes Wort von ihr zerpflückt, um ihre wahren Motive herauszufinden. In diesen letzten Monaten habe ich wohl einfach zu viel darüber gelernt, wie man Lügen und Täuschungen erkennt. Ich glaube nicht, dass ich jemals wieder ein normales Gespräch mit irgendwem führen kann.

1
    8. Juni 2009, 6:30 Uhr
    Selbst über den Lärm des Hubschraubers hinweg hörte ich mein Herzklopfen. Während der letzten zweieinhalb Monate der Tempest-Ausbildung war ich darauf trainiert worden, Entfernungen einzuschätzen und mir Bilder von der Umgebung einzuprägen. Doch heute hatten sie mir die Augen verbunden. Und mit »sie« meine ich Chief Marshall.
    Nachdem sie eine Stunde lange ganz offenkundig versucht hatten, uns die Orientierung zu nehmen, indem sie immer im Kreis flogen, war ich ehrlich gesagt kurz davor, auf Zeitreise zu gehen – irgendwohin, wo es ruhig war und ich festen Boden unter den Füßen hatte.
    »In ungefähr sechzig Sekunden gebe ich Ihnen die Koordinaten unseres Standorts durch«, brüllte Freeman über den Fluglärm hinweg. »Dann öffnet sich die Tür, und Sie baumeln an den Seilen, an die wir Sie gebunden haben. Wenn Sie eine Vermutung haben, auf welchem Untergrund Ihre Füße landen werden, erhöht das Ihre Überlebenschancen ganz erheblich.«N
    Na, großartig.
    Ich kämpfte gegen den Impuls an, mir die Augenbinde herunterzureißen und nach unten zu schauen. Ohne gesehen zu haben, welchen Weg wir zurückgelegt hatten, war ich völlig außerstande, mir vorzustellen, wo sie uns nun abwarfen. Agent Kendrick neben mir zitterte bereits. Ich konnte sie nicht sehen, doch ich spürte ihre bebende Schulter an meiner.
    »Beruhige dich«, flüsterte ich ihr ins Ohr. »Sonst wird es nur noch schlimmer.«
    Als ich diesen Rat auch mir selbst gab, verlangsamte sich sofort mein Puls. Zeig nie jemandem, dass du Angst hast. Zeig ihnen nie, was in dir vorgeht, weder Chief Marshall noch deiner Partnerin, noch irgendeinem anderen Auszubildenden bei Tempest und schon gar keinem EOT. Das war eine der drei wichtigsten Lektionen, die ich während der Ausbildung gelernt hatte. Die anderen beiden:
    Alles ist eine Prüfung.
    Jeder steht für sich allein.
    Als jemand die Hubschraubertür aufstieß, wurde mir angst und bange. Ruhig, ganz ruhig. Der Lärm von den Rotorblättern und vom Wind drang tosend in die Kabine, kalte Luft schlug mir ins Gesicht.
    Ich konnte die Koordinaten, die Freeman uns zubrüllte, kaum verstehen, aber dann schrie Kendrick in mein Ohr: »Die östliche Seite der französischen Alpen, raue Oberfläche, loses Felsgestein. Man kann da hochklettern.«
    Ich schluckte. »Na, super.«
    Wenn man bedachte, dass sich das Hauptquartier von Tempest am Fuß der französischen Alpen befand, hatten sie uns tatsächlich buchstäblich im Kreis geflogen, seit wir am Morgen aufgebrochen waren.
    Zehn Sekunden später wurden Kendrick und ich aus der offenen Tür gestoßen und schaukelten, beide jeweils mit einem eigenen Seil gesichert, im Wind hin und her.
    »Jackson!«, rief Kendrick. »Nimm deine Augenbinde ab!«
    Ach ja. Aber dazu hätte ich mit einer Hand loslassen müssen. Stattdessen schob ich das Tuch mit dem Unterarm hoch. Zuerst konnte ich nichts sehen, weil mich die Sonne blendete, dann schaute ich nach unten. Der Berg tauchte in meinem Blickfeld auf und verschwand gleich wieder, während mein Seil durch die Luft schwang. »Ach, du Scheiße!«
    Kendricks langes Haar peitschte im Wind, während ihre Augen den Berghang absuchten. Sie sah nicht annähernd so gelähmt vor Angst aus, wie ich mich fühlte. Sicher arbeitete ihr geniales Hirn viel zu schnell, um sich von so etwas wie Angst ablenken zu lassen. »Da ist ein Felsvorsprung! Das letzte Stück werden wir springen müssen, das Seil reicht nicht

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