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Feinde kann man sich nicht aussuchen

Feinde kann man sich nicht aussuchen

Titel: Feinde kann man sich nicht aussuchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Durchsuchungsbefehl auf Leon Decks Grund und Boden
vordrang, bis er mich davon in Kenntnis gesetzt hatte, daß Deck sich einfach
auf Gemeindeland niedergelassen hatte.
    »Hoffentlich stimmt sie«, sagte er noch
mal.
    »Sie stimmt.«
    »Okay, dieser Bursche kommt aus
Pennsylvania hierher, um sich an Gordon für etwas zu rächen, was damals dort
passiert ist. Würde denn jemand diese ganze Mühe auf sich nehmen, nur wegen
irgendwelcher geschäftlicher Zwistigkeiten?«
    »Wir wissen nicht, ob sein Motiv
geschäftlicher oder persönlicher Art war. Aber wie auch immer, ich denke, er
hat es getan. Gordon sagt, die Keystone-Sanierung war ›kein voller Erfolgs aber
ich habe die Akten gelesen, und wenn man die menschliche Seite einbezieht,
würde ich sagen, es war ein Desaster.«
    »Also gut — er kommt hier an, und was
passiert dann?«
    Wir hatten das alles in seinem Büro
schon besprochen, aber ich merkte, daß es ihn beruhigte, es noch einmal
durchzukauen. Fand sich hier in diesem Flußtal tatsächlich eine Leiche, dann
versprach die Sache der größte Fall in Westerkamps Laufbahn zu werden; fand
sich aber keine, würde er seinen Vorgesetzten erklären müssen, warum er zwei
Mann von ihren normalen Aufgaben abgezogen hatte, nur weil eine kalifornische
Privatdetektivin mit einer bizarren Theorie dahergekommen war.
    Ich sagte: »Es kam zu irgendeiner
Auseinandersetzung, und der Augustmann, wie Deck ihn nannte, wurde umgebracht.«
    »Von Gordon.«
    »Auch das wissen wir nicht. Es könnte
Gordon gewesen sein« — O Gott, hoffentlich nicht! — »oder jemand von seinen
Leuten oder auch jemand hier aus der Stadt, der ein begründetes Interesse daran
hatte, daß das Turnaround klappte. Aber wer immer ihn getötet hat, an der
Beseitigung der Leiche war Brenda Walker beteiligt.«
    »Mit ihrem Tip, daß er ein gesuchter
Verbrecher sei, wollte sie uns vermutlich irreführen; sie dachte, wir würden
glauben, er sei getürmt, weil sie ihn erkannt hatte, und wir würden nicht so
gründlich suchen. Aber daß sie ihn hier verscharrt haben sollen, direkt beim
Haus ihres verrückten Bruders? Das will mir nicht in den Kopf, wenn doch gleich
da draußen eine ganze riesige Wüste liegt, in der Brenda sich besser auskennt
als die meisten hier.«
    »Je weiter sie die Leiche weggeschafft
hätten, desto größer das Risiko. Hier konnten sie ein Auge auf das Grab halten
und aufpassen, daß ihm niemand zu nahe kam.«
    Westerkamp zuckte die Achseln, und wir
gingen in Richtung Haus. Die Männer waren noch nicht weit gekommen, und bisher
hatte noch niemand etwas entdeckt, was auch nur im entferntesten einem Grab
ähnelte. Dann sagte Westerkamp: »Sie glauben nicht, daß Leon die Leiche
vergraben hat?«
    »Könnte schon sein, obwohl ich
bezweifle, daß sie ihm eine solche Aufgabe anvertrauen würde. Wahrscheinlicher
ist, daß er gesehen hat, wie sie vergraben wurde, oder daß er später darauf
gestoßen ist. Möglich, daß das Grab von Tieren aufgewühlt wurde; er hat doch
von Kojoten geredet, die das Fleisch und die Knochen des Augustmanns fressen.
Aber wie immer er es mitgekriegt hat — Brenda hat ihm eingeschärft, ihr
Geheimnis zu hüten. Und als ich gestern bei ihr im Laden war und sie nach den
Gordons gefragt habe, ist sie schleunigst zu ihm rausgefahren, um ihn zu
vergattern, daß er es mir auf keinen Fall erzählen darf.«
    »Die rot angezogene Diebin.« Westerkamp
zupfte an Annas Cape, das ich gegen die Spätnachmittagskälte umgelegt hatte.
»Genau. Aber da ist eine Sache, die mir nachgeht: Bevor Brenda Walker gestern
abend ihr Haus verließ, hat sie noch mit jemandem telefoniert, und sie wirkte
dabei ziemlich erregt. Mit wem hat sie gesprochen?«
    »Na ja, wenn wir hier draußen eine Leiche
finden, werden wir uns die Unterlagen der Telefongesellschaft herausgeben
lassen. Wenn wir eine finden.«
    »Wir werden sie finden.«
    Wir waren jetzt bei Decks Mäuerchen
angelangt und davor stehengeblieben. Es war jetzt schon kurz vor sechs; das
Licht schwand schnell hier in dem ausgewaschenen Flußbett. Westerkamp würde
entweder die Suche bald einstellen oder Scheinwerfer heranschaffen müssen.
    Er verschränkte die Arme vor der Brust
und betrachtete das Flaschenhaus. »Was glauben Sie, was ihn dazu getrieben hat?«
    »Deck? Dieses Haus zu bauen? Tja, er
hat mir gesagt, daß die Flaschen das Licht reinlassen, aber alles andere
draußen halten, indem sie es brechen und verzerren. Ich schätze, mit ›alles
andere‹ meinte er wohl das

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