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Feinde kann man sich nicht aussuchen

Feinde kann man sich nicht aussuchen

Titel: Feinde kann man sich nicht aussuchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Arbeit.«
    »Heißt das, du bist nicht allzu sauer
auf mich?«
    Ich zögerte, weil ich keine falschen
Signale setzen wollte. Aber er hatte gute Arbeit geleistet, Legalität
der Mittel hin oder her. »Ich bin nicht allzu sauer auf dich. Aber hör
zu, Mick, nicht noch mehr unauthorisierte Ausgaben wie die für diese
Geschäftskarten, oder ich werde dir dein Gehalt kürzen müssen.«
    »Mein Gehalt? Ich kriege doch nur Kost
und Logis!«
    »Von heute an wirst du bezahlt. Bis ich
dazu komme, einen richtigen Assistenten einzustellen.«
    Ich würgte seinen überraschten Ausruf
ab, indem ich auflegte, suchte mir aus dem Branchenfernsprechbuch die
Fluggesellschaften heraus und erkundigte mich nach Flügen von Las Vegas in
Richtung Osten. Dann wählte ich Noah Romancheks Nummer. Der Anwalt erklärte,
soweit er wisse, halte sich Suits immer noch im Moonshine Cottage auf.
    »Wir sind drauf und dran, uns aus der
GGL herauszuziehen und die Geschäftsleitung wieder Kirk Cameron zu übertragen«,
setzte er hinzu. »Hat keinen Sinn, ohne T. J. weiterzumachen. Carole Lattimer
ist aus dem Krankenhaus entlassen worden und gestern abend nach Chicago
zurückgeflogen.«
    »Wie geht es ihr?«
    »Ganz gut. Die Operation war
erfolgreich, und psychisch geht es ihr auch besser, seit der Kerl, der sie
überfallen hat, hinter Gittern sitzt.«
    »Wann haben sie ihn geschnappt? Wer ist
es?«
    »Die Polizei von Oakland hat ihn
gestern wegen eines anderen Delikts festgenommen. Er ist Hausmeister in einem
der Hochhäuser beim Convention Center. Hat eine ganze Reihe von Raubüberfällen
dort in der Gegend gestanden und behauptet, noch nie etwas von T. J. Gordon
oder der GGL gehört zu haben. Scheint erst mal die Wahrheit zu sein.«
    »Also reiner Zufall, daß es sie
getroffen hat. Weiß T. J. davon?«
    »Noch nicht.«
    »Er sollte es aber wissen.«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob es ihn
überhaupt interessieren würde. Und ehrlich gesagt: Ich habe es aufgegeben, zu
ihm durchdringen zu wollen.«
    »Noah, würden Sie es noch ein einziges
Mal versuchen? Ich würde es selbst tun, aber ich bin momentan nicht in San
Francisco. Ich muß ihn dringend sprechen, wenn ich wieder zurück bin, und ein
paar andere Leute wollen auch mit ihm reden. Könnten Sie ihn in Bootlegger’s
Cove aufsuchen und ihn bitten, zurück in die Stadt zu kommen?«
    »Klingt ja sehr dringend.«
    »Ist es auch.«
    Romanchek wartete auf nähere
Erläuterungen. Als er begriff, daß keine kommen würden, sagte er: »Meinetwegen.
Ich werde sehen, daß ich mir Josh schnappe und morgen hinfliege.«
    »Danke. Ach, übrigens, wie geht es Josh
denn?« Ich dachte an seine Tränen und seinen Zorn zwischen den Trümmern von
Moonshine House, als er mich in die Bucht gebracht hatte, und an sein
verschlossenes Schweigen auf dem Rückflug.
    »Nicht besonders. Er mochte Anna —
verständlicherweise —, und ihr Tod war ein schwerer Schlag für ihn. Er kampiert
derzeit in T. J.s Wohnung im Bay Vista — die Firma hat es genehmigt, da sein
eigener Mietvertrag Anfang September auslief und er ihn in dieser ungewissen
Situation nicht verlängern wollte. Aber ohne Suits hat Josh nichts zu tun. Er
hockt dort nur herum und fährt gelegentlich mal rüber zum North Field, um nach
den Maschinen zu sehen.«
    »Dann wird es ihm vielleicht ganz gut
tun, Sie in die Bucht zu bringen.«
    »Möglich.« Romanchek klang nicht allzu
optimistisch.
    Ich beendete das Gespräch, packte,
erledigte die Hotelformalitäten und fuhr zum Sheriff-Büro.
     
    Bei den sterblichen Überresten des Augustmanns
war nichts gefunden worden, was die Identifizierung ermöglicht hätte, und
Westerkamp war verzagt. Er meinte, er werde die Vermißtenmeldungen aus Monora,
Pennsylvania, und den umliegenden Polizeibezirken anfordern und, falls sich
plausible Übereinstimmungen ergäben, eine Identifizierung mit Hilfe der
zahnärztlichen Unterlagen in die Wege leiten. Aber das war ein zeitaufwendiges
Unterfangen, und der Deputy wußte es. Seine Ermittlungen würden erst einmal
stagnieren, es sei denn, er konnte Suits und dessen Mitarbeiter verhören
lassen.
    Ich gab meine Aussage zu Protokoll und
nannte ihm Suits’ Stadtadresse in der Hoffnung, daß Romanchek es schaffen
würde, unseren gemeinsamen Klienten nach San Francisco zurückzuholen, wo er als
sein Anwalt dem offiziellen Verhör beiwohnen konnte. Dann sagte ich:
»Angenommen, ich führe nach Monora — da könnte ich Ihnen doch vielleicht
behilflich sein.«
    Westerkamp lächelte zynisch.

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