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Feinde kann man sich nicht aussuchen

Feinde kann man sich nicht aussuchen

Titel: Feinde kann man sich nicht aussuchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Böse.«
    »Böse Geister?« Der Deputy guckte
skeptisch.
    »Vielleicht. Er hat einen Drogenschaden
und ist vermutlich paranoid. Seine Ängste müssen nicht unbedingt rational sein.«
    »Wessen Ängste sind das schon? Ich zum
Beispiel habe eine Todesangst davor, daß mir Erdnußbutter am Gaumen kleben
bleibt. Ich brauche nur ein Glas Erdnußbutter zu sehen, und schon kriege ich
feuchte Hände. Können Sie sich so was vorstellen?«
    »Ich hatte früher immer Angst vor
Vögeln.«
    »Wie haben Sie sie überwunden?«
    »Sie ist einfach von allein
weggegangen.« Ich stützte ein Knie auf das Mäuerchen und starrte auf die
seltsamen Stein-Flaschen-Skulpturen auf dem Grundstück.
    Westerkamp sagte: »Wissen Sie,
irgendwie erscheint es mir dumm von Brenda, einfach so abzuhauen. Ich meine,
was könnte Deck denn schon erzählen? Wer würde ihm glauben?«
    »Sie ist in Panik geraten. Da muß
irgend etwas auf diesen Fotos gewesen sein, woraus sie geschlossen hat, daß ich
mehr wüßte, als ich tatsächlich weiß.« Ich vergegenwärtigte mir noch einmal die
Aufnahmen, die ich gemacht hatte: zwei, als ich das Flußbett entlanggekommen
war, dann eine von dieser Skulptur — Verdammt!
    »Deputy«, sagte ich. »Ich glaube, ich
weiß, wo die Leiche liegt.«
     
    Die Flaschen glitzerten im
Scheinwerferlicht der beiden Geländefahrzeuge, die Westerkamp so hatte
postieren lassen, daß das Fernlicht genau auf die Skulptur fiel. Aus den
Funkgeräten kam Rauschen und Knistern und ab und zu Stimmengequäke: »Davon habe
ich keine Kopie...«
    »Sorry, Elf-Vier-Vier, wann werden Sie
voraussichtlich in Tonopah sein?« Westerkamp und ich lehnten an seinem Jeep und
sahen zu, wie die Beamten der Masse aus Glas und Stein mit Pickeln zuleibe
rückten. Als sie den Boden darunter aufzugraben begannen, war es bereits ganz
dunkel. Als sie auf die Überreste der Leiche stießen, stand der Mond hoch am
Himmel.
    Einer der Beamten kletterte aus dem
Loch und winkte Westerkamp herbei. »Warten Sie hier«, befahl er mir und ging
hinüber. Er sah kurz in die Grube hinab und kam dann mit düsterer Miene wieder
zurück. »Okay, dort unten liegt er, jedenfalls das, was noch von ihm übrig ist.
Muß erst flacher verscharrt worden sein, weil er wirklich aussieht, als hätten
sich die Kojoten über ihn hergemacht.« Er beugte sich in den Jeep, rief über
Funk den Gerichtsmediziner und die Laborleute und gab dann — fast, als sei es
ein nachträglicher Einfall — noch eine Suchmeldung nach Brenda Walker und Leon
durch.
    Als er fertig war, fragte ich: »Wie
lange wird es dauern, bis Ihre Leute hier sind?«
    »Halbe Stunde.«
    »Brauchen Sie mich noch?«
    »Später, für das Protokoll. Bis dahin
wissen wir vielleicht schon, wer er ist. Warum?«
    »Ich muß zurück ins Hotel und in meinem
Büro anrufen.«
    »Und was ist mit Ihrem Klienten?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich
bezweifle, daß ich ihn erreichen könnte, aber selbst wenn, würde ich es nicht
tun. Mir ist klar, daß Sie zuerst mit ihm sprechen müssen.«
    Westerkamp studierte mein Gesicht,
nickte dann. »Okay, gehen Sie, und erledigen Sie Ihren Anruf. Kommen Sie danach
zu mir ins Büro. Und — Miss McCone? Reden Sie mit niemandem hier in der Stadt
über die Sache. Es geht auch so schnell genug herum — es gibt elend viele
Funkabhörgeräte hier in der Gegend, in Lastwagen und in Privathäusern — , und
ich will nicht mehr Gaffer hier haben, als wir in Schach halten können.«
     
    Im Hotel ging ich kurz meine
Möglichkeiten durch. Dann faßte ich einen Entschluß und rief auf Kreditkarte
bei mir zu Hause an. Der Anrufbeantworter meldete sich. Ich hinterließ eine
Botschaft für Mick, wählte dann meine Büronummer. Und hörte zu meiner
Überraschung die Stimme meines Neffen sagen: »Ermittlungsbüro McCone.«
    »Warum bist du so spät noch da?«
    »Shar, wo bist du? Ich habe versucht,
bei Hy anzurufen, aber da war keiner.«
    »Ich bin in Nevada. Wieso bist du noch
im Büro?«
    »Ich habe noch was zu tun. Bist du in
Lost Hope?«
    »Ja. Was hast du noch zu tun?«
    »Die Blessing-Sache.«
    »Ich dachte, ich hätte dir gesagt, du
sollst es aufgeben.«
    »Hast du auch. Aber hier war nicht viel
los, und mir war langweilig, also habe ich noch mal ein bißchen
rumrecherchiert. Und ich habe was gefunden. Gestern nachmittag habe ich mir
Raes Auto gepumpt und bin nach Pacifica runtergefahren. Du hast doch den alten
Kombi gesehen, den die Blessings in ihrem Garten zurückgelassen haben?«
    »Was ist damit?«
    »Na

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