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Feindgebiet

Titel: Feindgebiet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Cole & Chris Bunch
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sollten sich mal einen Obermüllsammler ansehen«, sagte Ibn Bakr.
    Sten schloss die Augen und kam zu dem Entschluss, dass er auf dieses Erlebnis sehr gut verzichten konnte.
    Die Trachten der anderen Mitglieder des Ausbruchteams bewegten sich irgendwo zwischen Cristata und Ibn Bakr und reichten von einfachen Bauern über kleine Krämer bis hin zu Rekruten und unteren oder mittleren Tahn-Offiziersrängen.
    Eine weitere Ausnahme machte St. Clair. Sie trug Stiefel und einen Overall mit Tarnmuster, der so figurbetont war, dass Sten zwischen Lust und Schrecken hin- und hergerissen wurde. Dazu hatte sie eine passende kleine Handtasche über die Schulter geschlungen, in der sich Kleidung zum Wechseln und eine der superleichten Campingausrüstungen befand, die seit einiger Zeit bei den wohlhabenden Sportlern der Tahn sehr beliebt waren. St. Clair spekulierte darauf, dass auf Heath zweimal im Jahr ein sehr seltener und sehr schmackhafter Knollenpilz aus dem Boden schoss. Dieser Pilz war so begehrt, dass es nur dem Adel und den reichsten Tahn erlaubt war, ihn zu sammeln. Aus diesem Grund machte sich die gesamte Sportwelt zweimal im Jahr auf, die Wiesen und Wälder von Heath auf der Suche nach dem seltenen Gewächs zu durchkämmen. Die Stellen, wo die Pilze zu finden waren, wurden so neidisch behütet wie die Forellenbäche, die der Ewige Imperator auf der Erde mühsam wieder aufgepäppelt hatte.
    St. Clair gab sich als eine dieser Sammlerinnen aus. Sie war überzeugt davon, dass sie mit Leichtigkeit untertauchen und auf die richtige Gelegenheit warten konnte, Heath zu verlassen. Sten war sich da nicht so sicher. Trotzdem hatte er St. Clairs Wette abgelehnt – obwohl die Gewinnchancen, die sie ihm anbot, nicht einmal schlecht waren.
    Sten betrachtete schweigend seinen Ausbrechertrupp und wartete, bis der Laienprediger und seine Gefolgschaft ihr Gebet an den Erhabenen beendet hatten, worin sie ihn baten, mit Wohlwollen auf ihre Anstrengungen zu blicken. Die einzigen Worte, die Sten ausmachen konnte, waren die »Ahhhmens«, die die drei jedes Mal vor sich hin seufzten, wenn Cristata seinen Sermon unterbrach. Schließlich kam er zum Ende, watschelte auf Sten zu und zupfte an den Erdkrümeln, die in seinem Fell klebten. Jeder Zentimeter seiner untersetzten Gestalt drückte Gewichtigkeit und Schwermut aus. Nur die sensiblen Fühler, die seine Nase umgaben, wanden sich vor Aufregung; jedenfalls interpretierte es Sten so.
    »Der Geist des Erhabenen ist mit uns«, sagte Cristata. »Er ließ uns wissen, dass die Zeit zu gehen gekommen ist.«
    Sten verkniff sich die sarkastischen Bemerkungen, die ihm sofort durch den Kopf schossen. Wie kam er dazu, nach so vielen tausend Tonnen bewegter Erde und so vielen Metern Verschalung, den Glauben eines anderen Wesens zu kritisieren? Vielleicht war es ja tatsächlich irgendeinem Erhabenen zu verdanken, dass er Sten einen Bekloppten wie Cristata geschickt hatte. Hätte er sonst die Keller gefunden, die Honigwaben Koldyezes? Was Sten anging, konnte der Erhabene, wenn er denn Wert darauf legte, den Erfolg der Sache durchaus für sich beanspruchen.
    Also brachte Sten ein schwaches Grinsen zustande und sagte:
    »Prima. Wenn Sie, äh, wieder mal mit ihm sprechen, sagen Sie ihm, dass ich mich herzlich dafür bedanke.«
    Cristata fühlte sich nicht beleidigt. Er wusste, dass Sten ihn nicht beleidigen wollte.
    Vom anderen Ende des Tunnels ertönte plötzlich ein polterndes Geräusch, und alle pressten sich an die Seitenwände, als Alex mit einer Riesenladung an Vorräten und drei aneinandergebundenen Karren um die Ecke bog. Es waren die gleichen Karren, mit denen der Aushub aus dem Tunnel abgefahren worden war. Der Schwerweltler schritt mit einer Leichtigkeit aus, als zöge er ein paar Kleinkinder im Leiterwagen. Als eins der Holzräder in einer Wagenspur stecken blieb, hob er einfach das Vorderteil des Zuges an und setzte es an einer besseren Stelle wieder ab. Er zog mindestens anderthalb Tonnen Ausrüstung hinter sich her.
    »Horrie, alter Freund, das dürfte der Rest gewesen sein«, sagte er und trat zur Seite, woraufhin einige andere Mitgefangene anfingen, die Ware abzuladen und an einer Stelle des erweiterten Tunnelendes aufzustapeln. Er sah in die Gesichter der kleinen Gruppe und nickte erfreut – ein Mann, der keine Nerven zu haben schien. Dann schlenderte er zu Sten hinüber und beugte sich dicht zu ihm.
    »Das gefällt mir nicht, Kumpel«, flüsterte er. »Mir kommt das alles so tot vor.

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