Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Feindgebiet

Titel: Feindgebiet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Cole & Chris Bunch
Vom Netzwerk:
meine Mama drei Ratschläge: Spiel niemals Karten mit einem hübschen Mädel« – dabei hatte er St. Clair eines seiner charmantesten Kilgour-Lächeln zugeworfen –, »esse niemals in einem Laden, der ›Bei Campbells‹ heißt, und: Begib dich niemals in einen Raum, der stabile Gitterstäbe an der Tür hat!«
    ›Verdammt!‹ dachte Sten. ›Kilgours Mama hatte recht!‹ Was hatte er sich bloß dabei gedacht? Allein beim Gedanken an einen weiteren ausgedehnten Aufenthalt in erzwungener Unfreiheit sank seine Körpertemperatur gegen null. Genau zu dem Zeitpunkt, an dem er zwischen weitermachen und die ganze Sache abblasen schwankte, hörte er Schritte. Und dann ein Summen. Ein Tahn-Aufseher! Sten erstarrte ohne große Probleme.
    Er grub sich förmlich in die Vertiefung hinein und drehte den Kopf nur minimal zur Seite, damit er etwas sehen konnte mit dem vorsichtigen Jägerblick, den er bei der Mantis-Grundausbildung gelernt hatte. Wenn man seine Beute direkt anschaute, konnte man ihre Instinkte niemals testen.
    ›Nur seitlich vorbeisehen, Sten‹, rief er sich in Erinnerung, ›und auch das nur einen kurzen Augenblick.‹ Er sah, dass der Wachmann nur knapp einen halben Meter an seinem Kopf vorüberkommen musste. Die Schritte des Wachmannes waren langsam, gemächlich.
    Er oder sie war schlecht ausgebildet, nachlässig oder einfach nur strunzdumm. Als die Wache näher kam, wurde ihr Summen lauter. Sten, der die Melodie einer beliebten Liebesschnulze mit Kriegsbezug erkannte, die auch in St. Clairs Club vom Publikum aus den unteren Klassen oft gewünscht wurde, tippte auf eine Kombination aller drei Eigenschaften.
    Dann spürte er, wie ein schwerer Stiefelabsatz auf seine Finger trat und widerstand dem Impuls, seine ausgestreckte Hand wegzuziehen. Die Wache blieb stehen, drehte sich halb um, und ein stechender Schmerz zuckte durch Stens Arm.
    Er hörte, wie in einem schweren Übermantel herumgefummelt wurde, und dann wieder der stechende Schmerz, als die Wache ihr Gewicht auf diesen Fuß verlagerte, wobei Stens Hand allmählich in die Erde gepresst wurde. Plötzlich Erleichterung, als der Tahn wegging, wobei er immer noch an seinen Kleidern herumfummelte, und dann wieder mehr Schmerz, als sich das Blut einen Weg durch die zerquetschten Kapillaren und Adern bahnte.
    Sten spürte, dass die Wache ihm jetzt den Rücken zuwandte. Er hob ein wenig den Kopf und sah, wie ihn etwas Großes, Bleiches anstarrte. Es war das nackte Hinterteil des Wachtpostens.
    Den plätschernden Geräuschen auf dem Boden nach zu urteilen, bestand kein Zweifel an ihrer Tätigkeit. Als sie sich aus der Hocke aufrichtete und ihre Uniform zurechtrückte, krümmte Sten die Finger, und sein Messer glitt aus der chirurgischen Hülse in seinem Unterarm heraus. Das schmale, kühle Material in seiner Handfläche beruhigte ihn.
    Dann spürte er eine erschrockene Bewegung. Er war entdeckt worden! Sten schoss wie ein großes Seeungeheuer auf, das, mit einem Maul voller blitzender Zähne, die Wasseroberfläche durchbrach.
    Die tauben Finger der einen Hand streckten sich nach ihrer Kehle aus, und seine Messerhand stieß nach ihrem Unterleib. Einen kurzen Augenblick lang sah Sten das Gesicht des Wachtpostens. Sie war jung, kaum älter als sechzehn. Und schlank … nein, eher dünn. So dünn, dass sie wie ein armer, gerupfter Vogel mit flatternden Mantelflügeln aussah. Die im Angesicht des Todes weit aufgerissenen Augen waren voller Unschuld und Entsetzen. Ein Kind. Ein Kind, das sterben musste.
    Es war Besonnenheit, nicht Mitleid, was dem Mädchen das Leben rettete. Weil er keine Zeit hatte, die Leiche zu verstecken, hielt Sten inne, bevor sich die Nadel in sie bohrte. Statt dessen sorgte er dafür, dass seine tauben Finger sie am Schreien hinderten.
    Er drückte auf die Arterie, die den Blutstrom zum Hirn regulierte, und fing den zusammensackenden Körper auf. Vorsichtig legte er sie auf den Boden, fischte eine Bester-Granate aus seiner Tasche, zog den Sicherungsstift heraus, hielt sich das Gesicht zu und löschte die Erinnerung des Mädchens.
    Sie würde ziemlichen Ärger bekommen, wenn ihr Sergeant sie auf seiner nächsten Runde fand, wohlig auf der Erde zusammengerollt und den Schlaf der Gerechten schlafend. Ihr blühte eine schlimme Prügelstrafe wegen Schlafens im Dienst. Doch was waren ein paar angeknackste Rippen im Vergleich zu einem Haufen bleicher Eingeweide im Sternenlicht?
    Sten versicherte sich, dass die junge Wachfrau bequem lag, dann glitt er

Weitere Kostenlose Bücher