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Feindgebiet

Titel: Feindgebiet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Cole & Chris Bunch
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welcher Seite sie eigentlich standen. Wenn es Ärger mit den Gefangenen gab, schlug sich die neue Sorte von Wächtern zumeist auf die Seite der Gefangenen. Schließlich wurden sie von den Gefangenen durchgefüttert. Sie gaben ihnen sogar ein wenig für ihre Familien mit nach Hause.
    Abgesehen davon konnte auch Lady Atagos Gedankenpolizei die Gerüchte, dass der Krieg schon bald vorüber sei – und nicht unbedingt zugunsten der Tahn –, nicht unterdrücken. Wie Chetwynd hatten viele der neuen Aufseher beschlossen, ihre Chancen abzuwägen und sich zuallererst um die eigene Haut zu kümmern.
    Es lag etwas in der Luft, und Sten hoffte nur, dass es nicht allzu sehr spritzte, wenn der Imperator mit der Faust in den Dreck schlug. Genau aus diesem Grund war Sten nach Koldyeze zurückgekehrt. Er wollte Virunga etwas geben, mit dem er zurückwerfen konnte.
    Er klärte Virunga darüber auf, dass Sorensen ein Mantis-Angehöriger und ein Schlachtcomputer war; er nannte ihm auch Sorensens Codewort. Von diesem Zeitpunkt an war Knirsch nur noch ein Backup-Computer. Sorensen konnte für ganz andere Dinge eingesetzt werden.
    »Waren Sie schon auf den Mauern und haben sich dort etwas umgesehen?«
    »Nicht oft … Es ist … schwierig … mit … meinen Verletzungen.« Virunga packte seinen Stock fester.
    »Wenn Sie zur Stadt hinüberblicken, was sehen Sie da?«
    Virunga lachte. »Seit neuestem … ein paar große … Löcher, im Erdboden … . Unsere Bomber … haben … gut getroffen!«
    »Zu gut«, pflichtete ihm Sten bei. »Aber das meinte ich nicht. Ich meine, Sie als alter Artillerist. Was sehen Sie, wenn Sie auf die Stadt schauen?«
    Virungas gewaltige Brauen zogen sich zusammen, bis sie die Augen fast vollständig verdeckten. Dann lachte er erneut; eigentlich klang es eher wie ein Bellen.
    »Koldyeze … ist der höchste … Punkt«, sagte er. »Wenn … wenn ich … meine … Kanonen hätte …« Er gestattete sich einen kurzen Traum, in dem Granaten auf Heath niedergingen. Seine Granaten. Dann war er wieder hellwach. Sten konnte förmlich die Koordinaten über Virungas Pupillen flitzen sehen. Es gab dort so viele Ziele, die sich wie auf dem Präsentierteller anboten. Er bebte vor Erregung, als ihm die in den Katakomben verstauten Waffen einfielen.
    »Ich … kann … die Kanonen herausholen«, sagte er dann. »Sie sind … schon sehr alt … Aber ich … ich kann sie … wieder flott machen.«
    Er tauchte blinzelnd aus seinen Plänen auf und sah Sten an. In seiner nächsten Frage gab es kein Ob und kein Wenn und kein Aber.
    »Wann? Sie … Sie müssen mir … nur Bescheid … sagen.«
    Sten erhob sich und ging auf den N’Ranya zu. Er drückte diesen Riesenbrocken aus pelzbewachsenen Muskeln und Knochen, den Virunga Schulter nannte, fest und herzlich. »Ich werde Ihnen rechtzeitig Bescheid geben«, sagte er. »Halten Sie sich bereit.«
    Virunga nickte kaum wahrnehmbar. Doch Sten wusste, dass Virunga innerlich wieder zum Batteriekommandanten geworden war, der seine Geschütze bereits in Stellung brachte.

 
Kapitel 51
     
    Kurz vor dem Morgengrauen schlich sich Sten wieder aus Koldyeze davon. Wie geplant, verbarg er sich in dem Schutt, der das alte Kloster umgab, wartete, bis die Reihen der verschlafenen Arbeiter aus den Slums gewankt kamen, und schloss sich einer der langen Kolonnen an, die jeden Tag in die Fabriken marschierten. Die ersten beiden Formationen ließ er aus.
    Er war viel zu gepflegt für die abgerissenen Trupps, die offensichtlich in der Textilfärberei arbeiteten. Die dritte Kolonne war etwas sauberer und ein bisschen besser angezogen. Den Unterhaltungen zufolge, denen er unauffällig, aber aufmerksam lauschte, schufteten die meisten dieser Tahn-Arbeiter in pharmazeutischen Betrieben oder arbeiteten als Pförtner in der Munitionsfabrik.
    Bis alle wach genug waren, um sich zu fragen, wer denn dieser neue Kerl war, befanden sie sich bereits in der Stadtmitte, wo sich Sten klammheimlich verabschiedete und sich unter die Menge auf dem Markt mischte. Er kaufte ein Einkaufsnetz und einen fettigen Klumpen aus einer Art Tierprotein, dann schob er sich unter Zuhilfenahme der Ellbogen in eine Menschenschlange, die sich ungefähr in die Richtung von Chaboya und des K’ton Klubs bewegte. Noch zweimal Abbiegen, dann die schmale Straße hinunter, und schon war er zu Hause bei einem schönen kalten Bier.
    Plötzlich rumorte es vor ihm in der Menge. Erstauntes Murren war zu hören. Bevor Sten erkennen konnte, was

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