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Feindgebiet

Titel: Feindgebiet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Cole & Chris Bunch
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den Hügel hinauf, wobei der Nachhall ihres Liedes noch in seinem Kopf summte.
    Der Stuhl ächzte protestierend auf, als Virungas mehr als 300 Kilo vor Freude hin und her schaukelten. Sten brachte ihn in puncto Kriegsverlauf schnell auf den neuesten Stand. Obwohl er die Sache nicht in allzu leuchtenden Farben malen wollte, konnte er sich nicht verkneifen, für den nach neuer Hoffnung gierenden N’Ranya hier und da ein paar Rosinen in den Kuchen zu packen.
    Außerdem gab es jede Menge Informationen über Stens gegenwärtige Aktionen auf Heath, die er gezwungenermaßen auf das Notwendigste zusammenkürzte. Wenn er also die Gelegenheit hatte, etwas auszuschmücken, dann tat er das auch, weil er wusste, dass Virunga selbst wiederum Zensur ausüben würde, wenn er den anderen von Stens Besuch berichten würde. Jetzt erzählte Sten seinem ehemaligen Lagerältesten gerade von St. Clairs und L’ns Abenteuern, wobei er lediglich ein bisschen übertrieb.
    »… da waren sie also, General Lunga, seine beiden Adjutanten und mindestens ein Dutzend Joys beiderlei Geschlechts sowie einige irgendwo dazwischen, als sie den Anruf erhielten.
    Dringlichkeit Eins. Nur für seine Ohren bestimmt. Der ganze Schamott eben. Der General lässt sich die ganze Ausrüstung herbeibringen, drückt eine superabgeschirmte Verbindung auf seinem Porta-Com, und einen halben Rülpser später ist er direkt mit irgendeinem superwichtigen Adjutanten von Atago selbst verbunden.
    Der Adjutant vergewissert sich. Ist auch alles in Ordnung?
    Keine neugierigen Ohren, die aus dem Wandschrank mithören? Der General blickt sich um und gibt durch, dass alles absolut sauber ist. Der General bekommt also seine Befehle. Er soll seinen hochdekorierten Tahn-Arsch nicht gestern, sondern vorgestern direkt in die Randwelten bewegen. Dort wird etwas ganz Großes passieren.
    Der General versucht es mit einem gelinden Protest. Sowieso schon viel zuviel zu tun und so was in der Richtung. Egal ob Auszeichnungen winken oder nicht, er rechnet fest damit, dass er dort draußen seinen oben erwähnten Arsch abgeschossen kriegt.
    Dann geht eine ziemlich lange Diskussion los. Vor- und Nachteile von Schiffs- und Truppenbewegungen. Dann kurzer Brüllwettbewerb. Der General verliert und stürmt hinaus, gefolgt von seinen beiden Stiefelputzern.
    Was er natürlich nicht weiß, ist, dass wir die ganze Angelegenheit mitbekommen, jedes Wort davon gehört haben!«
    »Das Zimmer … Wanzen«, sagte Virunga mit einem wissenden Kopfnicken.
    »Keineswegs«, widersprach Sten. »Der General hat den Raum für seine Lustbarkeiten dauergemietet. Bevor er kommt und nachdem er gegangen ist, überprüfen seine Leute alles peinlichst genau.«
    »Aber wie …«
    »L’n«, sagte Sten. »Sie hat alles mitgehört. Die ganze Zeit über, während der General redete, lag sie zusammengerollt in der Ecke. Für jeden sichtbar. Der General hält sie für irgendein Haustier, ein ziemlich großes, rosafarbenes Katzenvieh.«
    Virunga musste erneut auflachen. Doch dann hörte er mittendrin zu lachen auf. »Sind Sie … sicher … das ist alles … gut für sie? L’n … ist so …« Seine Worte erstarben, nicht nur aufgrund sprachlichen Marotten, sondern weil ihm die Worte für das fehlten, was L’n dort Tag für Tag miterleben musste.
    »Unschuldig? Behütet? Sensibel?« Sten versuchte ihm auf die Sprünge zu helfen. Virunga nickte.
    »Nicht mehr«, meinte Sten. »Sie würden sie kaum wieder erkennen. Sie machte den Sprung von Koldyeze in die Freiheit und landete direkt auf ihren vier hübschen kleinen Füßen. Sogar Michele – ich meine St. Clair – staunt, wie sehr sie sich gemacht hat. Manchmal klingt sie wie ein alter Hafenarbeiter oder wie ein professioneller Dieb. Nur noch ›Alter‹ und ›Kumpel‹, und ziemlich viel ›Scheiße‹ und ›verdammt‹; jedenfalls dann, wenn es nötig ist.«
    Virunga musste sich schon sehr wundern. Er saugte alles auf, was Sten berichtete, gerade so, als würde er jedes Wort noch einmal persönlich durchleben. Sten konnte das nach seinen eigenen Jahren als Kriegsgefangener nur zu gut verstehen; ebenso wusste er, dass die Euphorie nach wenigen Tagen einer tiefen Depression weichen würde. Die hohen Mauern von Koldyeze würden diese Depression noch verstärken. Dann würde Virunga und mit ihm die anderen, denen er von Stens Besuch erzählte, anfangen, daran zu zweifeln, dass sie jemals wieder in die Freiheit gelangen würden. Dabei befand Sten, dass die Chancen eher auf Seiten

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