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Feindgebiet

Titel: Feindgebiet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Cole & Chris Bunch
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Hof lag. Dann sah er den alten Tieflader, vor den man ein Pferdegespann geschirrt hatte. Auf dem Wagen stand ein Kontingent von Tahn-Wachmännern. Und Genrikh. Es sah aus, als würden sie etwas abladen … Sie zogen etwas aus tropfenden Jutesäcken heraus und warfen es vom Wagen herunter.
    Und dann kam es Virunga vor, als blickte er durch ein Fernglas. Er sah, was sie da abluden. Arme … und Beine … und Köpfe. Die geschlachteten Körper von Ibn Bakr und Alis.

 
Kapitel 30
     
    Chetwynd, Raumhafengehilfe, Dockarbeiter und Ganove, Gewerkschaftsorganisator, verurteilter Verbrecher, politischer Gefangener und jetzt irgend etwas zwischen einem Sträfling und einem Wachmann auf Bewährung in Koldyeze, dachte über seine Chancen nach, während er sich einen Weg hinunter zur Hafenmole und einem heißersehnten und, wie er fand, wohlverdienten doppelten Schnaps bahnte.
    Chetwynd war über den Hochstapler, der stets wusste, wo etwas lief, hinausgewachsen. Nicht zuletzt dieser Tatsache hatte er seinen Aufenthalt auf dem Gefängnisplaneten zu verdanken. Jetzt war er ein Hochstapler, der wusste, dass er nicht mehr wusste, was überhaupt gespielt wurde.
    Was nicht hieß, dass sich in seinem Verhalten viel geändert hätte.
    Nach dem Massenausbruch aus Koldyeze hätte es empfindliche Strafen hageln müssen. Derzhin hätte einen Kopf kürzer gemacht, Avrenti in ein Strafbataillon versetzt, Genrikh das Kommando über das Gefängnis übertragen und allgemein drakonische Strafen verhängt werden müssen. Chetwynd hatte bereits die Fühler nach einer anderen Aufgabe ausgestreckt egal was, Hauptsache, er wurde nicht mehr nach Dru zurückgeschickt, wo einen eines schönen Tages doch noch ein Gurion erwischte. Statt dessen geschah nichts.
    Jedenfalls nicht sehr viel.
    Zwei Entflohene waren aufgespürt, umgelegt und zurückgebracht worden. Aber die anderen?
    Nichts. Nicht einmal die Gerüchteküche der Wachmannschaften wusste etwas zu berichten.
    Wichtiger noch als die verschwundenen Kriegsgefangenen war die Tatsache, dass sich auf Koldyeze kaum etwas geändert hatte. Die Dinge und die Menschen gingen ihren gewohnten Gang. Mehr als versöhnliche Geste hatte Chetwynd nur einmal in einer Nebenbemerkung über die verlorenen Credits geflucht, mit denen er die angeblich unerschöpfliche Alkquelle dieses Wurms Genrikh unterstützt hatte, da war es schon knüppeldick auf ihn niedergegangen.
    Eine andere Sache, über die er sich noch nicht ganz klar war: was war eigentlich aus seiner geliebten Regierung geworden, die irgendwo dort draußen steckte? Chetwynd hatte laut gedacht, als er Sten erzählte, die Tahn brauchten einen bedeutenden Sieg, und zwar rasch. Erst später wurde ihm klar, wie recht er damit gehabt hatte.
    Irgendwo dort draußen war etwas geschehen, auch wenn Chetwynd nicht wusste, wo oder was. Etwas, das die Tahn ganz und gar nicht froh stimmte.
    Nach Chetwynds Verurteilung und seinem Abtransport auf einen Gefängnisplaneten war seine Gewerkschaft zwar zerschlagen worden, nicht jedoch seine Kontakte. Er hatte noch immer einige Kontakte hier. Freunde … Bekannte … Feinde … Leute, mit denen er als Junge A-Grav-Gleiter umgekippt hatte. Ihr genaues Verhältnis zu ihm spielte keine Rolle; wenn man auf der falschen Seite der Machtstruktur von Heath aufgewachsen war, verband einen das ein Leben lang. Wir gegen sie. Zumindest so lange, wie etwas dabei heraussprang.
    Heath entwickelte sich plötzlich zum Umschlagplatz für seltsame Fracht – Materialien, Werkzeuge und Werftpersonal –, die für das Erebus-System bestimmt waren, von dem man zuvor noch nie etwas gehört hatte; außerdem medizinische Versorgungsgüter und Kilotonnen von Personal für andere Welten, auf denen es noch keine Tahn-Krankenhäuser gab.
    Das große Unbekannte dort draußen, mit anderen Worten das Imperium, hatte sich den Tahn gegenüber nicht freundlich verhalten, überlegte Chetwynd. Auch von dieser Karte wusste er noch nicht, an welcher Stelle sie in sein Spiel passte.
    Er blieb erst direkt vor dem Eingang zum Khag stehen, einer Bar und der ersten Adresse auf Heath, wenn man etwas Illegales oder Unmoralisches haben wollte, oder etwas, das es nicht oder nur hinter dem Rücken der offiziellen Stellen gab. Das Khag war Chetwynds Hauptquartier. Voll mit alten Kumpels.
    Chetwynd setzte ein mutiges Anführergesicht auf und trat ein.
    Er spendierte seinen alten Kampfgefährten eine Runde.
    Er nippte an dem Schnaps, den er eigentlich hatte kippen wollen.
    Er hielt

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