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Feindgebiet

Titel: Feindgebiet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Cole & Chris Bunch
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Erde wiederherzustellen. Sullamora baute sein eigenes Lager nur deutlich kleiner – viele Kilometer flussaufwärts – vom Gebiet des Imperators. Er widmete sich der Anglerei mit großem Enthusiasmus und absolut null Talent.
    Mehrere Jahre lang feierte er jeden schwierigen Geschäftsabschluss damit, dass er unter großem Getöne in die Wildnis von Oregon aufbrach, um sich an den Flussufern seines Besitzes zu erholen. Nach einer gewissen Zeit kehrte er zurück, nicht ohne jedem in Hörweite zu verkünden, wie erholt er sei und dass kein Wesen je mit seiner inneren Natur auf Tuchfühlung kommen könne, das sich noch nie dem Zweikampf mit einem gerissenen Lachs gestellt hat, der sich mit aller Gewalt gegen den Haken aufbäumt. Was er niemandem eingestand, am allerwenigsten sich selbst, war die Tatsache, dass er alles, was mit Angeln zu tun hatte, auf den Tod verabscheute. Nach seinem ersten Angelausflug heuerte er Jagdgehilfen an, die ihm die Fische fangen mussten, und nach dem zweiten Ausflug weigerte er sich sogar, den Fang zu essen, und verfütterte ihn statt dessen an seine Diener und Gehilfen.
    Damit nicht genug: er musste schon bald feststellen, dass ihn die Stille der Wälder Oregons fast verrückt machte. Schon bald hasste er jede einzelne Minute, die er in diesem hinterwäldlerischen Ferienhaus verbringen musste, das zunächst, wie auch das Anwesen des Imperators, aus kaum mehr als einigen grob zusammengezimmerten Gebäuden bestand, die sich unauffällig der Landschaft anpassten. Es gab dort nichts zu sehen, außer Grün, nichts zu hören, außer dem Gurgeln des Flusses. Auch die Luft kam ihm ekelerregend vor, mit ihren Gerüchen nach fauligem Fluss-Schlamm, verwesenden Pflanzen und geilen Pollen. Sullamora vermisste die Geschäftigkeit der Verhandlungen und den scharfen Geruch von Adrenalin und Angst.
    Andererseits war gerade das Angelcamp etwas, das er nicht einfach so abstoßen konnte. Er konnte es weder verkaufen noch aufgeben. Er spürte genau, dass dann sehr viel hinter seinem Rücken geflüstert werden und so manch einer heimlich grinsen würde. Sullamora würde einen beträchtlichen Gesichtsverlust hinnehmen müssen. Dieses Gefühl kompensierte er dadurch, dass er immer mehr seiner Freunde und Geschäftspartner zu seinem urigen Urlaub am Ufer des Umpqua einlud.
    Die einfachen Gebäude wurden durch immer größere, schimmernde Metallstrukturen ersetzt, in denen es überall geschäftig summte. Der kleine Landeplatz verwandelte sich in einen Privatflughafen, der ohne weiteres einhundert Fluggeräte abfertigen konnte. Die ruhigen Zeiten zwischen zwei Geschäftsabschlüssen wurden immer festlicher und lauter, begleitet von immer ausgefalleneren Zerstreuungen.
    Der letzte Schritt Sullamoras schloss den Kreis für ihn und sein idyllisches Camp. Nachdem die bedingungslose Verehrung gegenüber dem Imperator nachließ und einer gewissen Ernüchterung Platz machte, wurde es wieder ruhiger im Lager. Es wurde ein Ort, an dem man ungewöhnliche Partnerschaften einging und in aller Stille Geschäfte abschließen konnte. Ein Ort, an dem die Kunst des Angelns eine völlig neue Bedeutung bekam.
    Sullamora nahm einen losen Stiefelverschluß zum Vorwand, um stehenzubleiben und seine fünf Gefährten an sich vorbei durch die Bäume marschieren zu lassen. Lauschend und nachdenklich blickte er ihnen hinterher. Eine leise, lockere Unterhaltung war im Gange. Doch Sullamora spürte die unterschwellige Spannung, als würde jeder auf den anderen warten, sich endlich zu erklären, über die Dinge zu reden, die sie alle direkt berührten – und über deren Lösung. Je länger es dauerte, desto vorsichtiger wurden sie.
    Sullamora versuchte, den Kloß in seinem Hals hinunterzuschlucken. Es wurde immer offensichtlicher, dass ihm selbst die Rolle zufiel, als erster zu sprechen. Wenn er das tat, und wenn er sich in seinen Gefährten täuschte, dann würde man ihn sehr schnell demütigen, vernichten, und dann …
    Das Privatkabinett des Imperators ähnelte einem an Fettleibigkeit leidenden Mann: aufgebläht von all den reichhaltigen Mahlzeiten, doch von panischer Angst getrieben, dass das nächste Bankett abgesagt werden könnte.
    Für die meisten Bürger des Imperiums hatte der Krieg mit den Tahn Entbehrungen von historischen Dimensionen mit sich gebracht. Für die sechs Mitglieder des Kabinetts hingegen war es eine Zeit historischer Profite und Gelegenheiten gewesen.
    Und nach dem atemberaubenden Imperialen Sieg bei Durer sahen sie

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