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Feine Familie

Feine Familie

Titel: Feine Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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Schwarzen Gürtel hatte. Diese bestürzende Tatsache entdeckte Emmelia erst, nachdem sie Miss Smith angerufen, sich als jener Gentleman restringierter Größe aus der Rubrik Bekanntschaften ausgegeben und einen Treffpunkt vor der Memorial Hall in Lower Busby vereinbart hatte. Als der gebrauchte Ford anhielt und Emmelia die Tür öffnete, hüpfte Miss Smith behende auf den Beifahrersitz. Erst dann merkte sie, daß sie offenbar in den falschen Wagen gestiegen war.
    »He, wo fahren Sie denn hin?« schrie sie, als Emmelia beschleunigte. »Sie sind gar kein Schweißzwerg. Sie sind verdammte Norm.«
    »Ja, meine Liebe«, krächzte Emmelia, der es nicht ganz leicht fiel, diesen Vorwurf zu akzeptieren, »aber ich habe eine große Vorliebe für kleine Leute.«
    »Der Teufel soll mich holen, wenn ich einen Riesen an mir herumfummeln lasse. Also halten Sie auf der Stelle an«, kreischte Miss Consuelo. Emmelia griff nach ihrem Messer. »Sie werden jetzt tun, was ich Ihnen sage, oder ich durchbohre Sie wie den anderen«, sagte sie, wurde aber prompt eines Besseren belehrt. Mit der Linken schlug ihr Miss Consuelo das Messer aus der Hand, und mit der Rechten versetzte sie ihrem Adamsapfel einen Handkantenschlag, der Emmelia die Sprache verschlug. Während sie nach Luft rang und versuchte, den Wagen wieder unter Kontrolle zu bekommen, ging Miss Consuelo zu drastischeren Maßnahmen über. Sie versuchte, die Hoden ihres Entführers in die Finger zu bekommen, erwischte aber statt dessen den Dildo. Im Gegensatz zu Mrs. Fossen erstarrte Consuelo nicht in Ehrfurcht vor seiner Größe. Im Gegenteil. Sie betrachtete dies eindeutig als Vorteil, stürzte sich mit der Erfahrung einer echten Halbweltdame darauf und bohrte ihre Zähne hinein. Zu ihrer maßlosen Überraschung stieß Emmelia keinen infernalischen Schmerzensschrei aus, sondern fuhr an den Straßenrand und hielt an.
    »Also gut, Sie können jetzt aussteigen«, sagte sie, nachdem sie ihre Stimme wiedererlangt hatte, aber jetzt hielt Consuelo mit einer Zähigkeit fest, die plötzlicher Angst entsprang. Ein Mann, der vergleichsweise ruhig reden konnte, während ihn jemand tief in seinen empfindlichsten Körperteil biß, war entweder ein extremer Masochist oder ein Wesen, das über eine derart phänomenale Selbstkontrolle verfügte, daß sie keinerlei Risiko eingehen wollte. Für den Bruchteil einer Sekunde öffnete sie ihren Mund, holte tief Luft und biß dann noch kräftiger zu. Aber Emmelia hatte die Nase voll. Sie beugte sich hinüber, öffnete die Beifahrertür und stieß Consuelo in den Straßengraben. Dann knallte sie die Tür zu und fuhr davon. Consuelo saß im Graben und starrte den entschwindenden Rücklichtern nach. Erst jetzt merkte sie, daß sie noch etwas im Mund hatte. Angewidert spuckte sie es aus und ließ ihren Gefühlen freien Lauf.
    Zehn Minuten später stolperte sie in einem Zustand hysterischen Entsetzens über das, was sie getan hatte, über die Schwelle der Polizeistation von Lower Busby, wo sie sich gleich darauf den Mund mit einem Desinfektionsmittel ausspülte und zwischendurch zu erklären versuchte, was geschehen war. »Wollen Sie damit sagen, daß Sie diesem Bastard die Schwanzspitze abgebissen haben, ohne daß er auch nur gequietscht hat?« fragte der Polizist entgeistert und kniff vor Entsetzen die Schenkel zusammen.
    »Was, glauben Sie, versuche ich Ihnen denn die ganze Zeit zu erklären?« murmelte Consuelo.
    »Aber was hatte sein Ding da überhaupt zu suchen. Sie sagen, daß dieser Mann Sie mitgenommen und dann versucht hat, Sie zu belästigen...«
    »Ich habe dem Saukerl keine Chance gegeben«, prustete Consuelo. »Ich habe ihm einen Schlag in die Magengrube versetzt, und nachdem er dann diese Erektion hatte, habe ich in das verdammte Ding reingebissen, und die Spitze war noch da, als ich mich mit Gewalt aus dem Auto befreite.«
    »Noch wo?«
    »Zwischen meinen Zähnen, Sie Dummkopf.« Wieder spülte sich Consuelo den Mund aus. »Ich habe sie ausgespuckt und bin dann gleich hierher gelaufen.«
    Der Polizist erbleichte und schlug die Beine noch fester übereinander. »Also, dazu kann ich nur sagen, wenn das stimmt, dann muß da draußen irgendein armer Scheißkerl herumlaufen, der sich nichts sehnlicher wünscht, als daß er Ihnen nie begegnet wäre. Ist inzwischen sicher schon verblutet. Man darf gar nicht daran denken.«
    Empört warf Consuelo Smith den Kopf in den Nacken. »Das gefällt mir«, sagte sie verbittert. »Sie regen sich über die

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