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Feine Familie

Feine Familie

Titel: Feine Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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»lebenslänglich« ab, das über Yapp verhängt worden war, und versuchte sich damit zu trösten, daß Miss Ottrams schreckliches Erlebnis teilweise zu rechtfertigen war. »Immerhin muß das Leben in Mapperly doch recht öde sein«, redete sie sich ein, »und dumme Frauen, die auf Anzeigen von einsamen Herzen antworten, müssen damit rechnen, sich Ärger einzuhandeln. Jedenfalls hat sie für den Rest ihres Lebens wenigstens was zu erzählen.«
    Als sie drei Tage später erneut zuschlug, traf es eine reifere, geschiedene Zwergin namens Mrs. May Fossen, die in einem Gemeindewohnhaus am Rande von Briskerton wohnte. Mrs. Fossen ließ gerade ihren Chihuahua zu seinem abendlichen Verdauungsspaziergang heraus, als sie plötzlich einer maskierten Gestalt in einem Überzieher gegenüberstand, aus dem das größte Siewissenschon-Was hervorragte, das sie je im Leben gesehen hatte.
    »Es war einfach gigantisch«, berichtete sie Inspektor Garnet. »Ich hätte es nie für möglich gehalten, daß jemand so ein großes Ding hat. Ich möchte nicht wissen, was er mit mir angestellt hätte, wenn ich ihm nicht geistesgegenwärtig die Tür vor der Nase zugeknallt hätte.«
    »Und Sie sagen, daß er eine Maske trug?« sagte der Inspektor, der es vorzog, lieber nicht über die zu erwartenden Folgen zu spekulieren, die die Einführung eines so riesigen Siewissenschon-Was in eine geschiedene Person restringierter Größe gehabt hätte.
    »Ja, so ein gräßliches, schwarzglänzendes Ding, aber es war das Siewissenschon ...«
    »Aber sicher. Es war sehr vernünftig von Ihnen, die Tür zuzuknallen und sie zu verriegeln. Wirklich sehr vernünftig. Erinnern Sie sich vielleicht, dieses Messer gesehen zu haben?« Er zog ein großes Metzgermesser hervor, das man in ihrem Garten gefunden hatte. Mrs. Fossen schüttelte den Kopf. »Dann wollen wir Sie auch nicht mehr länger aufhalten. Zwei Polizisten werden Sie nach Hause fahren, und wir werden Ihr Haus überwachen, bis dieser Verrückte gefaßt worden ist.« An diesem Abend hatte Emmelia keinerlei Schlafschwierigkeiten. Sie hatte ihr Ziel erreicht, ohne physische Gewalt anwenden zu müssen. Und das Metzgermesser würde der Polizei sicher zu denken geben. In dieser Beziehung hatte sie recht. Gleich am folgenden Morgen versammelte Inspektor Garnet seine Leute um sich. »Wir haben drei wichtige Informationen über den Mann, den wir suchen. Das Labor hat die Katzen identifiziert, die auf der Decke im Fall Miss Ottram geschlafen haben. Siamesische, burmesische, ziemlich viele getigerte und zumindest eine persische. Dann das Messer. Es ist alt und abgewetzt, und man fand daran Spuren von Löwenzahnwurzeln. Und schließlich noch diese Handschellen. Sie sind eindeutig von Hand gefertigt, und zwar von einem Kunstschmied, der sein Handwerk versteht. Wenn es also gelingt, weitere Informationen zu bekommen, die uns zu einem Katzenliebhaber und Gesundheitsapostel führen, der in seiner Freizeit Kunstschmiedearbeiten macht, können wir diesen Fall sicher bald aufklären.«
    »Es wäre wohl vermessen zu fragen, ob es irgendwelche Fingerabdrücke gibt?« sagte der Sergeant. »Nur Schmutzflecken. Außerdem müßte er schon ein Vollidiot sein, wenn er sich ohne Handschuhe an die Arbeit macht.«
    »Es kommt doch sowieso nur ein total Verrückter auf die Idee, Zwerge vergewaltigen zu wollen«, meinte der Sergeant,
    »zumal mit einem Penis von der Größe eines kleinen Baumstumpfes, wie Mrs. Fossen ihn beschrieben hat.« Inspektor Garnet sah ihn mitleidig an. »Ich würde nicht zu viel auf das geben, was sie sagt. Schließlich muß jemand mit ihrer Statur einen normalen Penis als riesig empfinden. Es ist alles eine Frage der Perspektive. Wenn Sie einem Dachshund bis an die Knie reichen würden, würden Sie einen Bleistift auch für einen Knüppel halten.«
    Während der nächsten Tage statteten die Polizisten den Katzenhandlungen in der Umgebung Besuche ab, ließen sich in zwei Körnerfresserläden die Namen sämtlicher Kunden geben, die sie anschließend befragten, und fühlten den Angestellten mehrerer Schmiedeeisen-Werkstätten auf den Zahn. Da ihre Nachforschungen sie keinen Schritt weiterbrachten, sah sich Emmelia zu jener wilden Verzweiflungstat gezwungen, die sie sich gerne erspart hätte.
    Ihr nächstes Opfer war eine Miss Consuelo Smith, deren Antwort auf Fredericks Inserat auf einen durchaus lockeren Lebenswandel schließen ließ. Nicht erwähnt hatte sie allerdings, daß sie Kampfsporterfahrung und einen

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