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Feine Familie

Feine Familie

Titel: Feine Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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entschlossen, mit seiner Behandlungsmethode fortzufahren. Er fischte aus seiner Hosentasche eines der löslichen Pessare, die ihm der Gefängnisarzt verordnet hatte und die er nicht benutzt hatte. Einen Augenblick lang zögerte er. Lösliche Pessare ließen sich nicht so leicht essen, waren aber einer tödlichen Substanz, die Watford seinem Essen sicher früher oder später beimischen würde, bei weitem vorzuziehen. Mit einer Entschlossenheit, die zum Teil von seinem asketischen Lebenswandel herrührte, steckte Yapp das Pessar in den Mund und begann, hörbar darauf herumzukauen. Watford wurde unruhig.
    »He«, zischte er, »was tust du denn da?«
    »Ich esse«, sagte Yapp, den Mund voller Gelatine und Dickdarmschmiere.
    »Was zum Teufel ißt du denn um diese nachtschlafende Zeit?« fragte Watford, für den das Thema Verdauungsstörungen von unerschöpflichem Interesse war.
    »Du kannst eines haben«, sagte Yapp. »Halt deine Hand auf.« Aber Mr. Watford war schlauer. »Du kannst es ja auf den Hocker legen.«
    Vorsichtig nahm Watford es an sich.
    »Was zum Kuckuck ist das denn?« fragte er, nachdem er es befingert hatte, ohne es identifizieren zu können. »Wenn du es nicht willst, dann gib es wieder her«, sagte Yapp.
    Watford zögerte. Er aß gerne, aber die Erfahrung, die seine Opfer gemacht hatten, mahnte ihn zur Vorsicht. Außerdem waren Form und Beschaffenheit des Pessars nicht gerade einladend.
    »Ich hebe es lieber bis morgen auf, aber trotzdem vielen Dank.«
    »O nein, das wirst du nicht«, brauste Yapp auf. »Entweder du ißt es jetzt, oder gibst es mir zurück. Zum Verschwenden sind sie zu schade. Ich habe nur noch zwei übrig.« Rasch legte Watford das Pessar auf den Hocker zurück. »Ich würde trotzdem gerne wissen, was es ist«, sagte er. Yapp schnappte sich das Ding und gab blubbernde Geräusche von sich.
    »Zwergeneier«, sagte er genüßlich. Sekundenlang war von Watford, der darum kämpfte, das Abendessen bei sich zu behalten, nichts zu hören. Dann schoß er mit einem markerschütternden Schrei von der Pritsche und hämmerte mit dem Holzschemel gegen die Tür. Als die anderen Gefangenen auf dem Gang ebenfalls zu lärmen begannen, spuckte Yapp die Überreste des zerkauten Pessars in die Toilette, spülte sie hinunter und sich den Mund aus. Als die Tür geöffnet wurde und Watford sich den Aufsehern in die Arme warf, lag Yapp friedlich in seinem Bett. Diesmal gab Watford keinerlei Erklärung ab, sondern zog einem Aufseher den Schemel über den Kopf und biß den anderen in den Arm, um zu erreichen, daß man ihn in den Strafblock verlegte und damit in Sicherheit brachte.
    Yapps Bekehrung zur Realpolitik des Gefängnislebens hatte begonnen. Am nächsten Morgen fand sie ihre Fortsetzung. Nachdem er zum Gefängnisdirektor zitiert worden war, um seinen Anteil an der Verwandlung des Giftmischers von Bournemouth vom allgemein verhaßten zum geisteskranken Sträfling darzulegen, tat er die dezidierte Meinung kund, daß Watfords Krankheit, die sich vor seinem Aufenthalt im Gefängnis von Drampoole in dem unterschwelligen und libidinös ausgerichteten Versuch manifestiert hatte, seiner Mutter gegenüber die stellvertretende Rolle des Vaters einzunehmen, indem er die Pseudo-Personifikationen seines Vaters auf chemischem Weg eliminierte, sich umweltbedingt verschlimmert hatte und durch längere Inhaftierung und die Absenz normaler soziosexueller Beziehungen zu einer terminalen Paranoid-Schizophrenie geworden war. »Wirklich?« murmelte der Gefängnisdirektor, der angesichts dieses soziojargonischen Angriffs erhebliche Mühe hatte, seine Autorität zu wahren. Nachdem Yapp diverse, ziemlich ausufernde Ansichten zum Thema umimitierte Inhaftierung und ihre Folgen im Lichte der Gestalttherapie zum besten gegeben hatte, wurde es dem Direktor endlich zu bunt, und er ließ ihn in seine Zelle zurückbringen.
    »Allmächtiger Gott«, raunte er seinem Stellvertreter zu, »wenn ich das nicht mit eigenen Ohren gehört hätte, ich würde es nicht glauben.«
    »Und ich glaube es nicht, obwohl ich es selbst gehört habe«, sagte der Stellvertreter, der in Nordirland Militärdienst geleistet hatte und Scheiße erkannte, wenn er sie sah. »Schauen Sie sich doch nur den Background von diesem Kerl an. Er ist ein politischer Fanatiker und ein typischer Sicherheitsblock- Störenfried. Bevor Sie sich umdrehen, hat er alle anderen Mörder in den Hochsicherheitstrakt gescheucht, wo sie die Wände mit ihrer Kacke beschmieren und

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