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Feine Familie

Feine Familie

Titel: Feine Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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Probleme von so einem Scheißkerl auf. Noch dazu von einem genormten. Ich wette, wenn ich vergewaltigt und ermordet worden wäre, hätten Sie keinen Funken Mitleid mit mir gehabt. Aber nur weil ich ihn gebissen ...«
    »Schon gut, schon gut. Sie haben ja recht. Es ist eben nur so, daß ...«
    »... er zufällig männliche Norm war«, fuhr Consuelo fort. Doch als wenig später Inspektor Garnet eintraf, wurde sie sichtlich verlegen, als sich herausstellte, daß sein Suchtrupp die Spitze des Dildo gefunden hatte.
    »Scheiße«, sagte er wütend und starrte auf das verdammte Ding. »Ausgerechnet jetzt, wo wir schon sicher waren, daß das Schwein nicht mehr zuschlagen kann und wir nur noch die Krankenhäuser durchkämmen und uns den erstbesten Kerl ohne Schwanzspitze greifen müssen, was finden wir da? Eine künstliche. Und was verrät uns die?«
    »Daß dieser Bastard genau wußte, worauf er sich mit dieser menschlichen Mausefalle einließ«, sagte der Polizist, dem es noch immer schwerfiel, normal zu gehen. »Wirklich ein dickes Ei«, sagte der Inspektor, was den Polizisten erneut zusammenzucken ließ. »Da braucht man keinen Psychiater, um rauszufinden, daß unser Mann impotent und sexuell so unzulänglich ist, daß er es nicht mit einer anständigen Frau aufnehmen kann.«
    »Vor Consuelo würde ich das nicht unbedingt so ausdrücken. Sie reagiert nicht sehr freundlich auf ...« Jetzt brauste der Inspektor auf. »Freundlich?« schrie er. »Nachdem ich gesehen habe, was sie mit dieser Kreuzung aus einem Gürtelreifen und einem Penis angestellt hat, würde ich nicht im Traum daran denken, diese verdammte Hexe auch nur in die Nähe meiner delikatesten Teile zu lassen.«
    »Das habe ich nicht gemeint. Ich meinte Ihre Bemerkung von wegen anständige Frau. Sie ist eine Zwergenrechtlerin. Sie spricht von männlichen Normen.«
    »Davon kann sie reden, bis sie schwarz wird. Trotzdem ist das, was sie mit diesem Ding angestellt hat, alles andere als normal.«
    Gemeinsam begaben sie sich zu Consuelo und legten ihr das neue Beweisstück vor.
    »Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen, Miss Smith«, sagte der Inspektor, »Sie haben sich sicher keine Syphilis geholt ...«
    Aber Consuelo hörte gar nicht hin. Ihre Aufmerksamkeit wurde ganz von der Plastikeichel gefesselt. »Ich wußte doch gleich, daß da etwas nicht stimmte«, sagte sie. »Kein Wunder, daß es nicht Zeter und Mordio geschrien hat.«
    »Wobei ›es‹ das entscheidende Wort ist«, meinte der Inspektor. »Offenbar haben wir es mit einem sexuellen Psychopathen zu tun, der ihn nicht hochkriegen kann und ...«
    »Blödsinn«, unterbrach ihn Consuelo. »Sie haben es mit einer Frau zu tun.«
    Inspektor Garnet lächelte mitfühlend. »Aber natürlich, Miss Smith. Noch dazu mit einer Frau von erheblicher Intelligenz, wenn ich das so sagen darf.«
    »Ich meine doch nicht mich, Sie Schwachkopf. Die Person, die mich angefallen hat, war eine Frau. Das hätte ich gleich merken müssen. Anfangs sprach sie mit tiefer Stimme, aber später klang sie dann schrill und um ein paar Oktaven höher.«
    »Das ist durchaus verständlich, nach dem, was Sie ...«
    »Schlaumeier«, sagte Consuelo verächtlich. »Das da ist ein falscher, stimmt's? Deshalb hat sie auch nicht geschrien.« Mutlos ließ sich der Inspektor auf einen Stuhl sinken. »Und Sie sind ganz sicher, daß es eine Frau war?«
    »Absolut. Außerdem klang ihre Stimme affektiert, so von oben herab.«
    »Nun, wenn man das alles in Betracht zieht, dann könnte man wohl sagen, daß sie ...«, begann der Inspektor, als ihn ein Blitzen in ihren Augen zum Schweigen brachte. »Gut, jetzt brauchen wir bloß noch eine vornehme Lesbe aufzustöbern, die sich Katzen hält, ein Metzgermesser und das letzte Drittel eines künstlichen Penis verloren hat und als Hobby Handschellen schmiedet. Viele solche Frauen wird es wohl kaum geben.«
    »Sie fährt außerdem einen Cortina, ist einsfünfundsechzig groß und wiegt etwa fünfundsechzig Kilo. Und am linken Handgelenk hat sie eine Verletzung.«
    »Vielen Dank, Miss Smith. Sie haben uns sehr geholfen. Und jetzt wird Sie ein Streifenwagen nach Hause bringen. Sollten wir noch weitere Informationen von Ihnen benötigen ...«
    »Verflucht noch mal«, unterbrach ihn Consuelo, »wenn hier grundsätzlich so beschissen gearbeitet wird, dann ist es kein verdammtes Wunder, daß so viele Verbrechen geschehen. Wollen Sie denn nicht mal wissen, wie es kam, daß ich überhaupt in dieses Auto gestiegen bin? Sie

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