Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feine Familie

Feine Familie

Titel: Feine Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
Vom Netzwerk:
bemerkt und sei dann fast vierzig Meilen weit gefahren, bevor er die Leiche in den Fluß warf ... Nein, er mußte die Wahrheit sagen. »Es war an der Straße nach Wastely. Wenn Sie mir eine Karte geben, dann zeige ich es Ihnen.«
    Man brachte ihm eine Karte, und er deutete mit dem Finger auf die Stelle.
    »Und wohin haben Sie ihn von dort aus gebracht?«
    »Hierher, zum Fluß«, sagte Yapp und zeigte auf die Seitenstraße und die Brücke.
    »Sie sind also den ganzen Weg gefahren, bevor Sie sich gefragt haben, woher dieser Geruch kommt?«
    »Gefragt habe ich mich schon zuvor, aber ich war in Gedanken ganz woanders und dachte zuerst, daß da irgendein Bauer seinen Acker düngt.«
    »Mit toten Zwergen?« hakte der Inspektor nach. »Natürlich nicht. Ich hielt es für Schweinemist.«
    »Sie waren also vierzig Meilen lang der Meinung, daß die Bauern in der ganzen Gegend ihre Felder mit Schweinemist düngen? Ist das nicht ein bißchen übertrieben?«
    »Ich sagte doch, daß ich mit meinen Gedanken woanders war«, sagte Yapp.
    Der Inspektor nickte. »Das wundert mich nicht im geringsten. Schließlich hatten Sie ja genug zum Nachdenken, stimmt's?«
    »Das hatte ich tatsächlich. Ich hatte mich soeben mit Miss Petrefacts Gärtner unterhalten und war empört darüber, daß er neunzig Stunden in der Woche arbeiten muß, manchmal sogar hundert, und das für einen Hungerlohn. Das ist glatte Fronarbeit.«
    »Schockierend. Sie werfen also die Leiche in den Fluß und fahren wieder nach Hause. Ist das richtig?«
    »Ja«, sagte Yapp.
    »Und was haben Sie dann gemacht?«
    »Ich habe ein Bad genommen.«
    »Und dann?«
    »Dann habe ich etwas gegessen und bin ins Bett gegangen«sagte Yapp, nachdem er spontan entschieden hatte, daß kein Grund vorlag, seine Unterredung mit Doris zu erwähnen, nachdem er nicht ausdrücklich danach gefragt worden war. Er nahm es dem Computer nach wie vor übel, daß Rosie die Person mit dem einsichtigsten Motiv für den Mord an Willy sein sollte. Er dachte nicht daran, der Polizei Doris' Schlußfolgerung unter die Nase zu reiben. Arme Rosie, sie würde ohnehin niedergeschmettert sein. Er würde es auf keinen Fall zulassen, daß die Polizei sie auch noch des Mordes bezichtigte. »Und heute morgen haben Sie den Wagen in eine Autowaschanlage gefahren und sich die größte Mühe gegeben, alle Hinweise darauf, daß der Kofferraum als Versteck für die Leiche gedient hatte, zu vertuschen?« fuhr der Inspektor fort. »Es blieb mir nichts anderes übrig. Es ist ein Leihwagen, den ich nur für einen Monat gemietet habe. Hätte ich Mr. Coppett wirklich ermordet, dann hätte ich doch nie im Leben einen Leihwagen genommen, um die Leiche so lange darin zu verstecken, oder? Das wäre doch völlig unlogisch gewesen.« Der Inspektor nickte. »Vielleicht hatten Sie ja gar nicht die Absicht, die Leiche so lange dort zu lassen«, sagte er. »Aber jetzt wollen wir noch mal auf die Mordnacht zurückkommen. Hätten Sie etwas dagegen, mir ganz genau zu schildern, was Sie an diesem Abend gemacht haben?«
    Yapp wirkte wie ein Häufchen Elend. Er hatte sehr viel dagegen, aber nachdem er nun einmal beschlossen hatte, die Wahrheit zu sagen, gab es kein Zurück mehr. »Sie nehmen also an, daß der Mord in der Nacht des einundzwanzigsten Juli geschah?« sagte er, um die Angelegenheit hinauszuzögern.
    »Das tue ich«, entgegnete der Inspektor. »An diesem Tag wurde der Ermordete zum letzten Mal gesehen. Er verließ das Pub, in dem er arbeitete, um elf Uhr und kam nicht mehr nach Hause. Wohingegen Sie tropfnaß und mit seinem Blut auf Ihrem Hemd kurz nach Mitternacht in die Rabbitry Road zurückkehrten. Wenn Sie mir jetzt also in allen Einzelheiten erzählen würden, was Sie an diesem Abend gemacht haben, würde uns das der Lösung des Falles vielleicht näherbringen.«
    »Also, am frühen Abend hat mich Mrs. Coppett gefragt, ob ich mit ihr eine Spazierfahrt machen würde.«
    »Hat sie Sie gefragt, oder haben Sie sie dazu eingeladen?«
    »Sie hat mich gefragt«, sagte Yapp. »Wie Sie wahrscheinlich wissen, haben die Coppetts kein Auto, weil Mr. Coppett wegen seiner restringierten Größe keinen normalen Wagen fahren kann und Mrs. Coppett durch ihren unterdurchschnittlichen Bildungsstand gehindert wurde, die Prüfung zu bestehen. Abgesehen davon bezweifle ich, daß sie sich ein Auto hätten leisten können.«
    »Also sind Sie spazierengefahren. Und wohin?« Yapp zeigte es ihm auf der Karte.
    »Um welche Zeit fand diese Spazierfahrt

Weitere Kostenlose Bücher