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Feine Familie

Feine Familie

Titel: Feine Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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ihn herfielen, denn sein Schweigen würde vernichtender sein als Worte. Und sollten sie ganz wider Erwarten tatsächlich bereit sein, die Mühle als Gegenleistung für den Abbruch von Yapps Recherchen zu verkaufen, dann würde er diesen scheinheiligen Haufen ordentlich schmoren lassen. Er würde sich Bedenkzeit ausbitten und nach langem Hin und Her das Angebot schließlich doch ablehnen. In dieser euphorischen Laune läutete er nach Croxley. »Wir fahren umgehend nach Buscott. Bereiten Sie alles für die Reise vor und sorgen Sie für eine Unterkunft in der Nähe.«
    »Aber da ist doch das New House«, sagte Croxley. »Miss Emmelia hat sicher schon alles hergerichtet.« Lord Petrefact fixierte ihn mit seiner weniger angenehmen Gesichtshälfte. »Ich habe von einer Unterkunft gesprochen, nicht von einem Rattennest, in dem es vor Verwandtschaft wimmelt«, sagte er angewidert. Irritiert verließ Croxley das Zimmer. Erst fuhr Yapp nach Buscott und jetzt auch noch der alte Satan höchstpersönlich. Und was meinte er mit dem Rattennest voller Verwandtschaft? Um Lord Petrefact mehr Informationen zu entlocken, rief er sämtliche Hotels in der Umgebung an und verlangte zwei Zimmerfluchten im Erdgeschoß mit absoluter Ruhegarantie zwischen zehn Uhr abends und neun Uhr morgens, Zimmerservice rund um die Uhr und der festen Zusage, daß der Besitzer bei Tag und Nacht erreichbar war. Mit sieben indignierten Absagen bewaffnet, kehrte er in Lord Petrefacts Arbeitszimmer zurück. »Nirgends mehr ein Zimmer frei«, sagte er mit gespielter Ehrerbietung, »es sei denn, Sie wollen es auf sich nehmen, in einer Pension zu hausen.«
    Lord Petrefact gab einige unverständliche Geräusche von sich.
    »Ich habe mir schon gedacht, daß Sie das nicht wünschen, aber etwas anderes gibt es nicht.«
    »Aber das ist doch ein totes Nest. Wo haben Sie es denn versucht?«
    Croxley legte ihm eine Liste der Hotels auf den Schreibtisch. Nachdem Lord Petrefact einen Blick darauf geworfen hattefragte er: »Gehört uns denn keines von denen?«
    »Der Familie schon, aber ...«
    »Die habe ich nicht gemeint. Ich meinte mich.« Croxley schüttelte den Kopf. »Also wenn Sie Bournemouth gesagt hätten ...«
    »Ich habe aber nicht Bournemouth gesagt, verdammt. Ich sagte Buscott. Das ist ein kilometerweiter Unterschied. Also, wo zum Teufel können wir wohnen?«
    »Im Rattennest?« schlug Croxley vor und trieb Lord Petrefact damit das Blut in den Kopf. »Als letzte Möglichkeit gäbe es natürlich immer noch Mr. Osbert in der Old Hall.« Lord Petrefact tastete nach seinem Puls. »Damit ich an Lungenentzündung krepiere«, brüllte er, als dieser auf hundertdreißig abgesunken war. »Dieser verdammte Hornochse lebt so im Mittelalter, daß er von Zentralheizung noch nie etwas gehört hat. Und seine Vorstellung von einem warmen Bett besteht darin, daß ein Whippet drinliegt. Wenn Sie glauben, daß ich mein Bett mit einem verdammten Köter teile, dann sind Sie schiefgewickelt.«
    Croxley mußte ihm recht geben. »In diesem Fall bleibt wohl nur noch das New House. Es mag seine Nachteile haben, aber Miss Emmelia sorgt bestimmt dafür, daß Sie sich wohl fühlen.« Seine diesbezüglichen Zweifel behielt Lord Petrefact lieber für sich. »Wahrscheinlich schon. Vielleicht gelingt es uns ja auch, die Sache an einem Tag zu erledigen.«
    »Darf man erfahren, um was für eine Sache es sich handelt?« Ein neuerlicher Wutanfall beendete das Gespräch. Croxley eilte aus dem Zimmer und ließ den Leichenwagen vorfahren. Es gab Zeiten, zu denen er wünschte, der alte Drecksack würde ihn seiner Bestimmung entsprechend benutzen. Und so versammelten sich an diesem Samstag die illustren Petrefacts im New House in Buscott, um sich mit einer Familienkrise zu beschäftigen, die bereits gebannt war. Doch das konnten sie nicht wissen. Yapp hatte das ganze Wochenende Zeit, um sich die erdrückende Beweiskraft der Indizien, die gegen ihn sprachen, durch den Kopf gehen zu lassen, und Inspektor Garnet hatte es nicht eilig.
    »Lassen Sie sich so viel Zeit, wie Sie wollen«, erklärte er Mr. Rubicond, nachdem dieser endlich den Aufenthaltsort seines Klienten ausfindig gemacht hatte. »Wenn er Ihnen dieselbe Geschichte erzählt wie mir, dann dürfte es Sie in erhebliche Gewissenskonflikte stürzen, wenn er darauf besteht, sich nicht schuldig zu bekennen. Seine einzige Chance besteht in ›schuldig, aber geisteskrank‹.«
    Zwei Stunden später teilte Mr. Rubicond die Meinung des Inspektors. Yapp

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