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Feine Familie

Feine Familie

Titel: Feine Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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richtig?«
    »Ja«, sagte Yapp. »Ich weiß, daß es unglaubwürdig klingt, aber genau das ist passiert.«
    »Was ist passiert?«
    »Ich geriet in Panik.«
    »Natürlich. Das erste, was ein hochintelligenter, sensibler Kerl wie Sie tut, ist, daß er in Panik gerät. Völlig verständliche Reaktion. Und was haben Sie danach gemacht?« Mißtrauisch betrachtete Yapp das Bärtchen. Er war sich nicht ganz sicher, ob sein Zucken auf Verständnis oder Sarkasmus hindeutete. »Ich bin zum Fluß gefahren und habe ihn reingeworfen.«
    »Und warum haben Sie das getan?«
    »Doch offenbar, weil ich nicht damit in Verbindung gebracht werden wollte. Willy Coppett ist ermordet worden, und jemand hat ersucht, mir die Schuld in die Schuhe zu schieben, indem er ihn in meinen Kofferraum gelegt hat. Und ich wollte nicht den Kopf dafür hinhalten.«
    »Wenigstens etwas, was Sie in jedem Fall mit dem Mörder gemein haben«, meinte der Inspektor. »Damit meine ich natürlich den Kerl, der die Leiche in den Kofferraum getan hat.«
    »Stimmt«, gab Yapp zu.
    Der Inspektor griff in eine Schreibtischschublade und zog das blutbefleckte Hemd heraus. »Ich möchte, daß Sie sich das mal ansehen und uns dann sagen, was Sie darüber wissen. Und lassen Sie sich Zeit, wir haben keine Eile.«
    Yapp betrachtete das Hemd. »Das gehört mir.«
    »Gut. Und haben Sie dieses Hemd am einundzwanzigsten Juli dieses Jahres getragen oder nicht?«
    Während Yapp sich zu erinnern versuchte, wandte er die Augen von dem Bärtchen ab und richtete sie wieder auf das Hemd. Der einundzwanzigste Juli war jener Abend, an dem es geregnet hatte und er im Gebüsch mit seiner Unterhose beschäftigt war und sich dabei erkältet hatte. Es war auch jener Abend, an dem er sich am Stacheldraht aufgerissen hatte und mit Blut auf dem Hemd in die Rabbitry Road zurückgekehrt war und Rosie darauf bestanden hatte, es sofort zu waschen. »Ja«, sagte er.
    Diesmal lächelte der Inspektor tatsächlich einen Augenblick. Das war ja ein Kinderspiel. Wären alle Verbrecher so blöde, dann hätte er ein angenehmes Leben. »Und war das ganze Hemd voller Blut, als Sie in die Rabbitry Road zurückkehrten?« Erneut zögerte Yapp. »Es war nicht ganz voller Blut. Nur vorne. Ich hatte mir die Hände an einem Stacheldraht aufgerissen und muß sie versehentlich am Hemd abgewischt haben.«
    »Sehr schön«, sagte der Inspektor. »Sicher wird es Sie überraschen zu erfahren, daß das Blut auf dem Hemd – frisches Blut, wohlgemerkt – nachweislich von dem Ermordeten stammt.«
    Yapp konzentrierte seinen Blick auf das bösartige Bärtchen, das jetzt keinerlei Trost mehr verhieß. »Ja, es würde mich sehr überraschen. Ich weiß nämlich nicht, wie es dorthin gekommen sein soll.«
    »Könnte es sein, daß der Mörder, als er den Körper von Mr. Coppett in den Kofferraum Ihres Wagens legte, nicht bemerkt hat, daß der arme Kerl noch am Leben war und blutete und daß das Blut auf diesem Weg auf sein Hemd kam?«
    Yapp schwieg. Das Netz zog sich immer dichter um ihn, und allmählich verstand er auch warum.
    »Könnte das sein, Professor Yapp? Wäre das möglich?«
    »Wenn Sie damit sagen wollen, daß ich Willy in diesen Kofferraum ...«
    Der Inspektor unterbrach ihn mit erhobener Hand. »Nun, wir wollen uns doch gegenseitig nichts in den Mund legen, oder? Ich habe nichts davon gesagt, daß Sie den Ermordeten in den Kofferraum gelegt haben. Ich habe nur gefragt, ob der Mörder, als er das Opfer hineinlegte, Blut auf sein Hemd bekommen haben könnte. Also, könnte er oder könnte er nicht?«
    »Ich nehme an, er könnte schon, aber ...«
    »Ich danke Ihnen, mehr wollte ich nicht wissen. Und nun wollen wir zu Ihrer Panik zurückkehren, als Sie die Leiche im Kofferraum entdeckten und sie in den Fluß warfen. Wann war das?«
    »Gestern«, sagte Yapp, dem voll Erstaunen zum Bewußtsein kam, daß erst gestern jener Unglückstag gewesen war, an dem sein Leben eine so verhängnisvolle Wendung genommen hatte. »Und was hat Ihre Aufmerksamkeit auf die Tatsache gelenkt, daß Sie mit einem toten Zwerg im Wagen durch die Gegend fuhren?«
    »Der Geruch«, sagte Yapp. »Er war extrem unangenehm. Ich hielt am Straßenrand an, um die Ursache dafür zu erkunden.«
    »Sehr vernünftig. Würde es Ihnen etwas ausmachen, mir zu sagen, wo Sie anhielten, um diese Nachforschungen anzustellen?«
    Wieder spürte Yapp, wie sich die Schlinge um ihn zuzog, aber er konnte nichts dagegen tun. Wenn er sagte, er habe den Geruch in Buscott

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