Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feine Familie

Feine Familie

Titel: Feine Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
Vom Netzwerk:
statt?«
    »Zwischen sieben und neun, glaube ich.«
    »Und was geschah danach?« fragte der Inspektor, der die Aussagen der Nachbarn, die Yapp und Mrs. Coppett beim Küssen gesehen hatten, bereits zur Kenntnis genommen hatte. »Ich bin nochmals weggefahren«, sagte Yapp kleinlaut. »Sie sind also nochmals weggefahren«, wiederholte der Inspektor mit unglückverheißender Monotonie. »Ja.«
    Der Inspektor fuhr sich mit der Zunge über sein Bärtchen. »Und entspricht es der Wahrheit, daß Sie Mrs. Coppett vor dem Haus geküßt haben?«
    »Gewissermaßen«, sagte Yapp unnötig ritterlich. Der Gedanke, daß die arme Rosie einem solchen Verhör unterzogen würde, war ihm unerträglich.
    »Gewissermaßen? Könnten Sie das vielleicht etwas genauer erklären? Entweder haben Sie sie geküßt oder nicht.«
    »Wir haben uns geküßt. Das stimmt.«
    »Und dann sind Sie wieder weggefahren. Warum?«
    »Hm ... äh ...«
    »Das bringt uns wohl kaum weiter, meinen Sie nicht? Ich wiederhole also meine Frage: Warum sind Sie nochmals weggefahren?«
    Niedergeschlagen blickte sich Yapp im Zimmer um, dessen kahle Wände ihm keinerlei Hoffnung darauf verhießen, daß man ihm den Rest seiner Geschichte glauben würde, wenn er in diesem Punkt log.
    »Ich mußte etwas erledigen, was Ihnen möglicherweise etwas sonderbar erscheint.«
    Das bezweifelte der Inspektor durchaus nicht. Was ihn betraf, so war die ganze verdammte Angelegenheit sonderbar. Das fing schon damit an, daß in diesem Ausbildungssystem so verfluchte Idioten wie dieser Irre Yapp Professoren werden konnten. »Sehen Sie«, fuhr Yapp fort, dessen Adamsapfel vor Verlegenheit auf und ab hüpfte, »ich hatte infolge Mrs. Coppetts unmittelbar physischer Kontiguität eine unfreiwillige Emission.«
    »Was hatten Sie?«
    »Eine unfreiwillige Emission«, sagte Yapp, der sich auf seinem Stuhl wand.
    »Mit anderen Worten, es ist Ihnen gekommen, meinen Sie das?«
    »Ja.«
    »Als Folge dessen, daß sie Ihnen einen runtergeholt hat?«
    »Keineswegs«, sagte Yapp indigniert. »Mrs. Coppett ist keine solche Frau. Ich habe gesagt, daß infolge ihrer ...«
    »Ich habe es gehört«, sagte der Inspektor. »Unmittelbar physische Konsowieso.«
    »Kontiguität. Das bedeutet Kontakt, Nähe, Berührung.«
    »Nein, wirklich? Und jetzt werden Sie mir sicher gleich erklären, daß zum Runterholen oder Masturbieren, wenn Ihnen das lieber ist, Kontakt, Nähe, Berührung nicht erforderlich ist.«
    »Ich behaupte nichts dergleichen. Ich habe lediglich gesagt, daß ihre unmittelbare physische Präsenz diese unselige Wirkung bei mir hervorgerufen hat.«
    Der Inspektor betrachtete ihn mit glänzenden Augen. Jetzt hatte er das Schwein endlich auf Trab gebracht, und er würde dafür sorgen, daß es nicht so bald wieder stehenblieb. »Wollen Sie mir allen Ernstes weismachen, daß die Tatsache, daß Mrs. Coppett neben Ihnen saß, ausgereicht hat, um Ihre Scheißsicherung durchbrennen zu lassen?«
    »Ich verwahre mich gegen diesen Ausdruck. Er ist derb, vulgär und völlig unangebracht, und ich ...«
    »Hören Sie zu, Freundchen«, unterbrach ihn der Inspektor, während er sich erneut über seinen Schreibtisch beugte und Yapp unangenehm nahe auf die Pelle rückte, »Sie befinden sich nicht in einer Situation, die Ihnen gestatten würde, sich gegen irgend etwas zu verwahren, außer gegen physische Gewalt, und die nachzuweisen dürfte Ihnen schwerfallen. Also verschonen Sie mich mit Ihrem Studentenprotestgewäsch. Wir sind hier kein drogensüchtiger Haufen von Universitätsarschlöchern, und Sie halten hier keine Vorlesung, kapiert? Sie sind der Hauptverdächtige in einem ganz extrem scheußlichen Mord. Und ich habe bereits ausreichende Beweise, um Sie in Untersuchungshaft nehmen, anklagen, verurteilen und Ihre Berufung ablehnen zu lassen. Also schreiben Sie mir gefälligst nicht vor, was für eine Scheißsprache ich sprechen soll. Fahren Sie lieber mit Ihrer Geschichte fort.«
    Erschüttert saß Yapp auf seinem Stuhl. Das war die Realitätwie sie grausamer nicht hätte sein können. Die Drohung dieses kleinen Bärtchens war unmißverständlich. Yapp fuhr also mit seiner Geschichte fort und sagte die Wahrheit und nichts als die Wahrheit, was zur Folge hatte, daß alle Zweifel des Inspektors, er könne sich in Yapp möglicherweise doch getäuscht haben, endgültig zerstreut wurden.
    »Saß mehrere Stunden lang im strömenden Regen mit der Unterhose in der Hand in einer Hecke – und erwartet auch noch, daß ich das

Weitere Kostenlose Bücher