Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feine Milde

Feine Milde

Titel: Feine Milde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
Vom Netzwerk:
Strohballen hoch. Der Braunhaarige duckte sich weg und ließ sich dann auf den Hänger hinab. Der Blonde wischte sich durchs Gesicht, seine Finger hinterließen schwarze Spuren. »Jetzt hör auf zu spinnen. Du weißt genau, was los ist, wenn wir nicht fertig sind.«
    Der Jüngere zog die Mundwinkel nach unten. »Ist mir doch egal. Der kann mich mal, der alte Wichser.«
    Er zuckte heftig zusammen, als er Toppe durch das Tor kommen sah. Der hob beschwichtigend die Hand. »Tag. Ich suche Herrn oder Frau Timmer.«
    Die beiden sahen ihn nur stumm an, so daß er schon dachte, sie hätten ihn nicht verstanden.
    »Mama ist im Kälberstall«, meinte der Blonde hastig und griff zur Forke. Der Kleinere verschwand wieder auf dem Heuboden.
    »Und wo ist der Kälberstall?« Aber da sah Toppe die Frau schon aus einer niedrigen Tür eines Stalls hinter dem Misthaufen kommen, in jeder Hand einen roten Plastikeimer; eine große Frau mit breiten Schultern. Ihr blondes Haar war über der Stirn und an den Schläfen weiß. Sie trug einen Overall, Gummistiefel und eine lange, gestreifte Schürze, die im Schoß dunkel war von Nässe. Mit großen Schritten kam sie auf ihn zu, stellte die Eimer ab und sah ihm ins Gesicht. »Kann ich Ihnen helfen?« fragte sie schleppend.
    »Ja, vielleicht«, antwortete Toppe. »Frau Timmer?«
    Sie nickte. »Eier sind aber heute keine mehr da.«
    Er runzelte verwirrt die Stirn, verstand dann und lachte.
    »Nein, ich wollte nichts kaufen. Mein Name ist Toppe. Ich bin von der Kripo und habe ein paar Fragen.«
    »Ja?«
    »Frau Jansen … Sie wissen ja, was passiert ist …«
    Ihr Gesicht verschloß sich vollkommen. Sie nahm die beiden Eimer wieder auf. »Da kann ich Ihnen nicht helfen. Ich habe nichts gesehen und nichts gehört.« Sie wandte sich zum Gehen.
    »Einen Augenblick«, sagte er schroff, bereute es sofort, aber sie blieb stehen, seufzte, sah ihn an. »Ich hab schon gehört, daß Sie überall rumfragen, ob einer am Sonntag morgen was gesehen hat. Wir haben aber nichts gesehen.«
    »Um wieviel Uhr stehen Sie denn so auf?«
    »Sonntags? Halb sieben rum.«
    Jetzt stellte sie die Eimer wieder hin und putzte sich die Hände mit der Schürze ab. Von der Scheune kam plötzlich lautes Gekreische, und dann witschte der kleine Braunhaarige an ihnen vorbei und verschwand hinter der Hausecke. Frau Timmer sah zu dem Älteren hinüber und schüttelte mißbilligend den Kopf.
    »Haben Sie Frau Jansen gut gekannt?« fragte Toppe.
    Sie gingen nebeneinander auf das Wohnhaus zu.
    »Das war so ’ne Grüne.«
    Er wartete, aber mehr kam nicht. »Hatten Sie näheren Kontakt?«
    »Sie kam schon mal Eier kaufen, Milch und Gemüse.«
    Durch das offene Küchenfenster konnte man ein Kind wimmern hören.
    Das kleine Mädchen hatte sich von der Hauswand gelöst, saß im Dreck und reihte Kieselsteine aneinander. Toppe sah jetzt erst, wie schmuddelig und stumpf ihr Haar war, wie durchsichtig die Haut.
    »Die Nachbarn haben mir erzählt, daß Frau Jansen kein besonders angenehmer Zeitgenosse war. Hatten Sie auch schon mal Ärger mit der Frau?«
    Sie hatte die Tür schon geöffnet, drehte sich aber wieder um. »Nicht mehr als alle anderen auch. Entschuldigung, ich muß jetzt nach dem Kleinen sehen.« Das Wimmern hatte sich zum Geschrei gesteigert.
    Toppe nickte. »Ihre Tochter«, begann er und sah auf das Kind hinunter.
    »Das ist unsere Hanna. Sie ist ein bißchen eigen. Kümmern Sie sich nicht drum. Sie will in Ruhe gelassen werden.« Damit war sie im Haus verschwunden.
    Toppe hörte einen Traktor kommen, konnte aber nichts sehen. Unschlüssig hockte er sich neben das Mädchen, aber sie nahm ihn nicht wahr, legte weiter Kieselreihen. Er konnte ein Muster erkennen, der Abstand zwischen den einzelnen Steinen war exakt gleich. Als er sich wieder aufrichtete, tuckerte der Traktor auf den Hof. Der Bauer sprang vom Sitz. Auch er trug einen blauen Overall, hatte einen kleinen, glanzschwarzen Lederhut auf dem Kopf. Er kam sofort auf Toppe zu, aber bevor er etwas sagen konnte, war die Frau schon wieder da, ein verschlafenes Kind auf dem Arm, vielleicht gerade mal zwei. Es nuckelte am Daumen und versteckte sein Gesicht am Hals der Mutter.
    »Das ist ein Kriminaler, Ewald.«
    »Tach«, sagte Herr Timmer und gab Toppe die Hand.
    »Und? Was ist los?«
    »Wegen Sonntag«, erklärte die Frau.
    »Ach so.« Er nahm den Hut ab, wischte sich über den Kopf. »Wir haben nichts gesehen, wenn Sie deswegen hier sind.«
    »Ja, deswegen bin ich eigentlich

Weitere Kostenlose Bücher