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Feine Milde

Feine Milde

Titel: Feine Milde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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gekommen. Ihre Frau sagte eben, Sie hätten schon mal Ärger mit Frau Jansen gehabt.«
    Die Frau sperrte den Mund auf.
    »Die?« schnauzte der Bauer. »Die hat doch jeden angeschissen. Hat doch keinen mehr gekratzt. Wollte mit mir über Gentechnik diskutieren.« Er schnaubte. »Ich muß jetzt die Schweine füttern.« Damit setzte er seinen Hut wieder auf, tippte sich kurz an die Krempe und ging an Toppe vorbei. Als er die rostige Eisentür zum Stall aufschob, begann ein ohrenbetäubendes Kreischen und Quieken. Toppe rümpfte die Nase. Die Frau stand immer noch mit dem Kind auf dem Arm. Sie könnte eher die Oma sein, dachte er. »Eier haben Sie also keine mehr?« Er lächelte.
    »Gibt’s sonst was Gutes, was Sie mir verkaufen könnten?«

    Astrid hatte sich gerade auf den Balkon gelegt, um die Abendsonne auszukosten, als es klingelte. Schimpfend suchte sie nach ihrem Bikinioberteil, aber sie hatte es wohl im Schlafzimmer gelassen. Also hängte sie sich ihre schwarze Bluse über, schloß zwei Knöpfe und ging zur Tür. Es war Christian. Der hatte ihr gerade noch gefehlt!
    »Ist mein Vater da?«
    »Hallo, Chris. Nein, der ist noch nicht da. Ich weiß auch nicht, wo er bleibt. Komm doch rein.«
    Der Junge blieb an der Tür stehen und musterte sie. Er hatte getrunken.
    »Okay.«
    Sie schickte ihn auf den Balkon. »Willst du ’ne Cola?« fragte sie, wartete die Antwort gar nicht ab, brachte zwei Dosen aus der Küche mit. Dann legte sie sich wieder in den Liegestuhl.
    »Auch eine?« hielt sie ihm ihre Zigaretten hin. Er schüttelte den Kopf und ließ seinen Blick über ihren Körper gleiten.
    »Ist was?« Sie sah irritiert an sich herunter.
    Er grinste dünn. »Warum tust du eigentlich immer so gönnerhaft?«
    »Was?« Sie setzte sich auf. »Bist du nicht mehr ganz dicht?«
    Er nickte steif. »Du denkst, du bist was Besseres als ich, ne? Da könnt ich mich drüber kaputtlachen!«
    »Du bist ja betrunken.« Sie knöpfte die Bluse ganz zu und machte kleine Augen.
    Er lachte. »Jetzt kommt deine Erwachsenentour, wie? Ausgerechnet! All die Jahre bei Mama und Papa im warmen Nest. Und dann gleich ins nächste. Und wenn da keins ist, dann baut man sich eins mit der Brechstange.«
    Astrid schossen zehn Gedanken auf einmal durch den Kopf, aber sie kriegte nicht einen so zu fassen, daß sie etwas hätte entgegnen können. Das war auch nicht nötig, Christian war noch nicht fertig. »Wer bist du denn schon? ’ne Nobeltussi, die sich ’n Job gesucht hat, mit dem sie Mama und Papa schocken kann. Und wenn das noch nicht reicht, dann ziehst du dir eben einen Typen rein, der dein Vater sein könnte, ohne Rücksicht auf Verluste.«
    Es klatschte. Er hielt sich nicht mal die Backe. »Prima Argumente«, nickte er nur und stand auf. »Die kenne ich von meinen Alten. Übrigens ’Chris’ geht jetzt.« Aber er blieb dann doch stehen. »Du bist echt komisch, Astrid.« Er hörte sich versöhnlicher an. »Spielst immer die große Emanze, laberst klug rum und machst doch bloß auf Familie und Blagen und Heititei.«
    Sie griff nach seinem Arm. »Setz dich, Christian. Ich will mit dir reden. Ich war es nicht, die …«
    »Ich hab aber keinen Bock, mit dir zu reden«, unterbrach er sie. »Ich wollte meinen Vater sprechen.«
    Er schüttelte ihre Hand ab. »Laß mich in Ruhe! Ich brauch keine Ratschläge. Jedenfalls nicht von dir!« Er zog den Kopf zwischen die Schultern.
    »Laßt mich alle in Ruhe!« Die Haustür krachte ins Schloß.
    Zuerst war sie sprachlos, außer sich – was fiel dem Kerl eigentlich ein? – aber dann verwandelte sich ihre Wut wieder in die Traurigkeit, die ihr schon seit Tagen im Bauch hockte. Er hatte sie wirklich getroffen, dieser Schnösel, es war schon was dran, an dem, was er gesagt hatte. Nein, sie würde Helmut nichts davon erzählen. Gab nur wieder Ärger zwischen Vater und Sohn, und was sollte das auch bringen? Sie würde auch nicht das große Gespräch suchen, Helmut zu einer Entscheidung drängen, wie Gabi ihr geraten hatte. In Ruhe nachdenken, aber erst einmal raus hier! Sie zog sich Shorts an und ein langes Trägerhemd. Irgendwo hatte sie noch ihre alten Joggingschuhe. Sie suchte in dem Koffer, der immer noch halb ausgepackt in der Abstellkammer stand, fand die Schuhe, band ihre Haare zusammen, steckte den Hausschlüssel in den Hosenbund und lief los, Richtung Wald.
    Über der Hamstraße hing immer noch der Brandgestank. Van Gemmerns Wagen parkte vor der schwarzen Ruine. Astrid wechselte schnell auf die andere

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